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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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manchmal regelrecht fröhlich, verliebte mich auch wieder. Damit war ich dann wiederhergestellt. Ich war auf der Jagd nach Sex, das Gewissen hatte sich zum letzten Mal im Leben bemerkbar gemacht. Und dann geschah es: Es begann als netter unterhaltsamer Abend. Ich unterhielt mich mit dem Barbesitzer, saß am Tresen. Da kam eine Frau herein und setzte sich ebenfalls an die Bar, ums Eck. Sie bestellte Gin Tonic, rauchte, versuchte offensichtlich etwas zu vergessen, ihren Kummer loszuwerden. Ich war sofort besessen von ihr. Sie war ein, zwei Jahre über ihrer Blüte, großzügig maskiert, das heißt, sie trug ihre Reize zur Schau. Ich schätzte meine Chancen als überaus gut, lud sie zunächst ein, dann flirteten wir ein bisschen miteinander, wie man so schön sagt. Alle Gäste waren gegangen. Ich näherte mich ihr unmissverständlich, doch Marlene, so hieß sie, das hatte ich rausbekommen, auch dass ihr letzter, ein Mark, ein Arsch war, Dozent an der Uni, hatte alle paar Meter Studentinnen, dass ihr Job in einem Büro war, nicht so wichtig, blöder Job, egal, sie wies mich ab, sie wagte es, mich abzuweisen. Nicht kokett, sondern ebenfalls unmissverständlich. Sie sei besoffen, wolle schlafen, allein, wir könnten mal telefonieren. Wir gingen raus. Ich grapschte sie an, sie wehrte sich, kratzte und so weiter. Ich wurde grob, packte sie und schleifte sie unter anderem an den Haaren in meine Wohnung. Ich fesselte sie mit Kabeln an Hand- und Fußgelenken. Marlene hatte große Angst, richtige Todesangst. Das gefiel mir, ich gebe es zu. Ich machte schlimme Sachen mit ihr und schlief dann betrunken vor ihren gefesselten Füßen ein. Als ich am nächsten Morgen erwachte, hatte sie mich unzählige Male bespuckt von oben bis unten, das machte mich schon wieder scharf. Sie weinte bitterlich.«
    Ben genoss seine Erzählung und fuhr fort: »Die Polizei suchte nach Marlene. Die Fahndung lief ins Leere. Ich behielt sie einen Monat lang in Geiselhaft, das gelang mir, weil ein Kumpel mir sein Haus zur Verfügung stellte, das hier. Er musste weg, ein paar Monate ins Ausland, ich sollte nach der Hütte sehen, dass sie nicht verkommt, danach wollte er sie verkaufen. Seine Frau war weg mit den Kindern, er hatte keine Verwendung für das Haus. Wenn ich das Pulver gehabt hätte, hätte ich dieses Haus gekauft. Ich hatte damals einen Lieferwagen, Marlene lag festgebunden auf der Ladefläche. So siedelten wir um. Verrückte Angelegenheit. Ich habe zunächst Marlene Angst eingejagt. Ich sagte ihr, jeder unerlaubte oder unbedachte Schritt in diesem Hause werde dazu führen, dass alles, auch wir, in die Luft fliegen. Ich sagte, dass alles hier verdrahtet sei. Tatsächlich habe ich mir nach und nach alles wie eine elektronische Festung eingerichtet, auch eine schöne Videoüberwachungsanlage für jeden Winkel, selbst im Garten. Sie ahnte gar nichts davon. Ich sah ihr gern zu, wenn sie sich unbeobachtet fühlte: diese Verzweiflung, dieses wütende Aufbegehren. Das wurde weniger. Sie wurde ruhiger, handsamer. Ich hielt das für Resignation, doch dann merkte ich, dass sie mich mochte, dass wir uns auf Augenhöhe begegneten. Zum Test gab ich ihr zwei, drei Möglichkeiten zu fliehen. Ließ eine Tür offen und ging aus dem Raum. Sie nutzte sie nicht, sie blieb friedlich bei mir. In der Zeitung verschwanden die Berichte. Nach vier Wochen sagte ich ihr, sie könne gehen. Sie zögerte, verließ mich dann aber. Ich hörte nichts mehr von ihr, ging sogar wieder in die Kneipe, das Schicksal provozieren. Und irgendwann stand sie dann vor meiner Tür. Mit einem Koffer, warf sich mir um den Hals. Sie liebe mich, sie bleibe nun. Ich ließ sie herein. Sie erzählte, dass sie alles abgewiegelt habe, allen Verwandten klargemacht habe, dass, nachdem die Mark-Sache geplatzt sei, sie sich aufgemacht habe, einen Monat verreist sei und gar nicht auf den Gedanken gekommen wäre, dass sich jemand um sie Sorgen machte. Alles sei nun gut. Wir hatten ein paar gute Wochen miteinander. Dann verlor ich das Interesse. Sie liebte mich zu sehr, das konnte ich nicht packen. Ich ekelte sie raus. Sie sah das irgendwann ein, weinte zwar heftig, aber gab sich am Ende die Schuld, dass es mit keinem Mann klappte. Ich war zufrieden, ich war wieder hergestellt. Ich hatte das wunderbarste Geheimversteck der Welt. Ich konnte weiterspielen. Von Marlene weiß ich, dass es doch noch was geworden ist. Sie ist verheiratet und hat, soweit ich weiß, sogar eine kleine Tochter. Ich freue mich für

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