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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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Freiheitstradition. In England zum Beispiel akzeptieren sie die Maßnahmen, weil die Überwachung so nebenbei läuft. Man weiß nicht, wo überall Kameras angebracht sind. Die meisten Menschen würden sich für Sicherheit entscheiden, wenn man sie vor die Wahl stellt, nach dem Motto: Was nützt mir die Freiheit, wenn ich tot bin? Dabei besteht die einzige Aufgabe des Staates darin, die Freiheitsrechte der Bürger zu sichern. Das ist das oberste, an dem alle Maßnahmen zu messen sind, finde ich.«
    »Wieso sollen wir die Bürger nicht vor Terror schützen?«, fragte verdutzt Trimalchio Tanja, die sich heiß redete, nicht nur für ihn.
    »Es ist eine Dummheit und eine Illusion«, geiferte sie. »Gewiss gelingt es uns manchmal, vorher zuzuschlagen. Aber wie oft ist das? Im Vergleich zu dem Aufwand, den wir treiben. Wir sind gar nicht in Gefahr und selbst wenn wir es wären, müssen wir lernen, mit der Angst zu leben, dann darf auch der Staat entspannter bleiben. Ich lasse mir von den Terroristen nicht vorschreiben, wie ich meinen Alltag zu leben habe. Das ist doch der erste Sieg, den die errungen haben.«
    Trimalchio nutzte die Gelegenheit, ging zu ihr hin und setzte sie zurück auf ihren Stuhl, von dem sie eifrig hochgesprungen war, als müsste sie sich hier an diesem Ort gegen die Terroristen verteidigen. Hier! Er ließ seine Hände etwas länger als nötig auf ihren Schultern liegen. Ihre vier Augen hingen aneinander wie der Teufel am Pokerspieler.
    »Du bist aus dem Stoff, aus dem da draußen die Helden gewebt sind«, sagte Trimalchio und musste innerlich über sich selbst grinsen.
    »Ich bin doch deswegen keine Heldin, in Deutschland bist du deshalb keine Heldin, dabei ist es nur vernünftig, auch wenn einem zeitweise etwas mulmig zumute ist.«
    »Für mich bist du eine Heldin, ehrlich« Ehrlich hieß, dass er bald was haben wollte für seine Komplimentenkanone . »Für uns heißt das, wir sollen den Bürger mit der Angst leben lassen, um dem Staat keinen Vorwand zu liefern, seine Freiheiten zu beschneiden.«
    »Und unsere Freiheiten, Trimalchio , unsere Freiheiten? Hast du mal echte Freiheit gespürt, ich meine, nicht nur auf dem Gipfel eines Berges, wo es ja genau genommen nur die Freiheit ist, dich da runterfallen zu lassen oder nicht. Wir sind dazu da, dass die Angst nicht ins Unermessliche wächst, das gelingt aber nur, wenn wir angemessen auftreten. Wenn ein kleiner dicker Mann ohne Haare und ein halbes Promille zu viel im Blut auf einem Mofa Angst haben muss, dass er gefilmt und an der nächsten Ecke herausgezogen wird und er sich nicht mehr verteidigen kann, weil wir mit dem Video unter seiner Nase wedeln. Dann resignieren die, die hören auf, irgendwas zu wollen, irgendwas zu riskieren: Und dann, mein lieber Trimalchio sind die Großen am Zug, die mit der Masse manövrieren, gegen die wir nichts mehr machen können. Dann haben wir nicht nur unser Grab geschaufelt, dann helfen wir auch noch, es zuzufüllen. Wenn wir den Menschen die Angst vor uns nehmen, wenn wir es als unsere Aufgabe sehen, ihnen Vertrauen zu geben, dann haben wir schon viel gewonnen.«
    »Aber manchmal finden es die Bürger okay, überwacht zu werden, sich sicher zu fühlen, ohne dass es zur Katastrophe kommt«, warf messerscharf der liebe Trimalchio ein. Wenn er schon nicht gescheit trösten durfte, dann wollte er wenigstens gescheit diskutieren. Dazu kam er selten genug in seinem Dienst und auch privat redete er wenig über das Elementare hinaus, was er bedauerte und zu ändern wünschte, weil es ihm vielleicht einen Weg zu seinem Gegenüber bahnen würde.
    Das Gegenüber entgegnete: »Stell dir vor, wir hätten einen echten Feind mit Waffen und gefletschten Zähnen. Aber wir haben vor uns kein richtiges Feindbild, wir können auch keines erfinden, weil es unmoralisch wäre und politisch unkorrekt. Mir persönlich ist das ja recht.« Sie hob die Stimme, wie um jemanden nachzuäffen. »Es gibt die gute islamische Religion und eine kleine Minderheit von Fehlgeleiteten, die man durch Verständnis und Sozialpolitik von ihrem Irrweg abbringen kann. Das ist naiv.«
    Trimalchio protestierte laut: »Moment: Die Dschihadisten haben den westlichen Gesellschaften den Krieg erklärt. Sie sind tatsächlich Feinde. Es ist ein Konflikt im großen Maßstab. Das merkt man in Deutschland jetzt wieder mal, um es sogleich wieder zu vergessen – bis die Bombe hochgeht.«
    »Du tust so, als ob jeder Schritt, den du auf eine Straße in Deutschland machst,

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