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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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Funktioniert auch nicht, wenn du am anderen Ende einer Computerleitung sitzt.«
    Die Zeit verging.
    »Ich gehe mal schnell schauen, wie weit die Ermittlungen sind.« Trimalchio stand auf.
    »Ich komme mit«, sagte Tanja.

17. Raus
    »Ich bin müde«, sagte Ben zum wiederholten Mal. »Ich bin nicht mehr manisch. Ich will aussteigen. Aber irgendwie müssen wir das zu Ende bringen. Ich meine, ich könnte sagen, wir schlucken jetzt alle Arsenkapseln und aus. Dann lass sie uns finden, kann uns egal sein. Aber ich finde, das ist ein unwürdiges Ende, ihr seid zu jung dafür, ich komm langsam in das Alter, in dem man sagt, kann mal darüber nachgedacht werden. Nachdenken schadet nicht. Du kannst mich unterbrechen, wenn dir eine bessere Idee einfällt. Meine geht so: Du bringst mich zu Trimalchio . Mir ist das irgendwie wichtig, dass Trimalchio mich kassiert, weil es mit ihm angefangen hat und deshalb gehört es sich, dass es mit ihm endet, das Leben da draußen. Verstehst du? Wir regeln das. Auch das, was dich betrifft. Ich meine, das kann deiner Karriere schaden, einen Unschuldigen umgeschossen zu haben ohne echte Not. Die Not verschaffe ich dir nachträglich, kein Problem, in gewisser Weise hast du das ja für mich getan, und dass jemand was für mich tut, geschieht so selten, dass ich es durchaus schätze. Ich sage einfach, ich habe dir den Schwanz abgeschnitten und gedroht, dass ich ihn dir nur dann wieder annähen lasse, wenn du diesen Rentner abknallst.« Er lachte und fuhr ernst fort: »Dann werden sie deine Narbe sehen wollen. Kein Problem, werde ich dir verpassen. Wird echt aussehen. Solange ich in Freiheit bin, kümmere ich mich um alles, was mir einfällt. Und dann drinnen, denke ich weiter und organisiere, soweit es geht. Es ist ein langsamer Rückzug aus der Welt, die mir gefällt, die mich aber müde gemacht hat. Denkst du, das geht?«
    »Was?«, fuhr Birne auf.
    »Dass du mich da reinbringst , direkt in die Hände vom Trimalchio ?«
    »Wieso nicht?«
    »Na dann wunderbar. Grauenhaft der Gedanke. Untersuchungshaft. Wochen, Monate, die sie brauchen, um alles zusammenzutragen, damit das passt, dass sie nicht peinlich gestehen müssen: Wir haben einen Formfehler gemacht, er ist gefährlich, er wird euch eure Töchter aus euren Vorgärten klauen, aber wir müssen ihn laufen lassen, uns ist ein Formfehler unterlaufen. Und ich sitz da, lege Patiencen, drehe Runden im Hof, unterhalte mich lustlos mit jungen untalentierten Anwälten und will endlich in Ruhe da rein, den ganzen Proust lesen und so weiter. Aber nichts da, Tage voller Verhandlungen, Tage zwischen Verhandlungen, Zweifel, Verzweiflung, Alleinsein. Will ich das? Mehr als das hier draußen? Machen wir das. Geh mit mir da hin. Bringen wir es zu Ende.«
    »Und Nina?«
    »Nehmen wir mit. Ich seh sie gern. Du auch?«
    Es klingelte. Beide: »Scheiße.«
    Birne: »Wer kann das sein?«
    »Still bitte.«
    Sie warteten. Nichts geschah.
    Es klingelte. Die Uhr tickte. Ansonsten gnadenlose Stille.
    »Ich werde nachschauen«, flüsterte Ben. »Du rührst dich nicht.« Ben ging auf Zehenspitzen zur Tür und sah sehr lächerlich aus. Er öffnete die Tür, ohne ein leichtes Quietschen vermeiden zu können. Er zog seine Schuhe aus, bevor der den Gang betrat. Jetzt müsste er durch die Milchglastür etwas erkennen können.
    Birne wartete. Er hörte sich atmen. Aus dem Keller war nichts zu hören. Er spürte die Anspannung.
    Ben fiel zurück in den Raum. »Die Bullen, Scheiße, die Bullen, alles ist aus.«
    »Ich kenne jemanden, der musste 280 Euro zahlen, weil er Scheißbullen gesagt hat. 150 Strafe, 130 Bearbeitung inklusive Porto.«
    Ben lag auf dem Boden und weinte. Birne beugte sich zu ihm herunter und streichelte seine Schulter, ganz zärtlich und tröstend. Ben schluchzte. Es war wohl wirklich aus. Birne würde nun aufstehen, den Kollegen hereinholen und den Rest geschehen lassen. Auch er zögerte noch Sekunden hinaus. Auch er wollte nicht zurück auf den Boden des Planeten da draußen.
    Ben rührte sich vorsichtig. »Sind sie weg?«
    »Keine Ahnung.«
    »Geh nachschauen.«
    »Wieso ich?«
    »Geh bitte nachschauen.«
    Birne stand langsam auf, seine Knie knacksten. Er zuckte zusammen. Er öffnete vorsichtig die Tür zum Treppenhaus. Typisches deutsches Treppenhaus. Tapeten in Brauntonvariationen, Stufen aus weißem Marmorimitat, weißes Metallgeländer, diverse Herbstlaubbilder an den Wänden, auf den Stufen zum Keller ein Mineralwasserkasten, halb voll mit leeren

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