Alpha: Thriller (German Edition)
er das Pferd durch die rasch vor ihnen auseinanderweichende Menge steuerte.
Er wusste, dass sie auf dem Rücken eines Pferds nur Aufmerksamkeit auf sich lenken würden und ihre erhöhte Position sie erst recht zur Zielscheibe machte, doch er hoffte, dass ihre höhere Geschwindigkeit das mehr als ausgleichen würde. Außerdem rechnete er nicht damit, dass ihre Verfolger an einem so belebten öffentlichen Ort wild um sich schießen würden, aber das war keineswegs garantiert. Und so drückte er die Fersen fest in die Flanken des Pferdes und ritt weiter auf den westlichen Ausgang zu.
Von ihrer erhöhten Position aus konnten sie besser verfolgen, was vor sich ging. Nichts davon war gut. Lynn hatte sich umgedreht, um festzustellen, was hinter ihnen los war. Sie flüsterte ihm ins Ohr. »Zwei Bewaffnete direkt hinter uns.« Er staunte darüber, wie sie ihre Stimme unter Kontrolle hatte und alle grauenhaften Emotionen, die sie durchmachte, dämpfte. Gleichzeitig hatte er selbst vier Polizisten identifiziert, die auf der Plaza Dienst taten und jetzt ihre Aufmerksamkeit dem Aufruhr um das Tiergehege zuwandten.
Adams und Lynn waren schnell hineingerannt, und Adams war gelenkig auf den Rücken des ungesattelten Pferdes gesprungen, hatte den Arm ausgestreckt und Lynn hinter sich hochgezogen. Die Kinder, die das Tier gefüttert hatten, wichen rasch zurück, und der Wärter hatte versucht, nach Adams’ Bein zu greifen und ihn hinunterzuziehen, aber es war Adams gelungen, ihn wegzutreten. Er beherrschte das Pferd allein durch den Druck seiner Schenkel und steuerte es auf den Ausgang auf der anderen Seite zu.
Ohne Sattel zu reiten ist anspruchsvoll, aber diese Technik beherrschte Adams schon lange und demonstrierte sie immer noch häufig bei seinen Touristentouren. Dass Lynn hinter ihm saß, machte es natürlich schwieriger, aber nicht unmöglich.
Er trieb das Pferd – eine schöne Fuchsstute – an, und sie übersprang mit Leichtigkeit den Zaun des Geheges und legte an Tempo zu. Aus der Menschenmenge hinter ihnen wurden Rufe nach der Polizei laut, und Adams wusste, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten, um die Plaza zu verlassen.
Tim Renfrew saß in seinem Kastenwagen, beobachtete den Ausgang der Plaza und zielte mit der Maschinenpistole aus dem Seitenfenster. Er hatte noch immer den Befehl, die beiden wenn möglich lebend festzunehmen, daher hatte er vor, auf das Pferd zu schießen. Wenn das Tier stürzte, wären die Zielpersonen kurzzeitig hilflos; hoffentlich so lange, dass Renfrew sich ihnen nähern und sie mit dem Elektroschocker ausschalten könnte.
Er sah, wie die dichte Menschenmenge auseinanderstob, und Chaos brach aus. Einige Menschen rannten schreiend von der Plaza, und dann waren sie da. Charlie eins, Charlie zwei und das Pferd – sozusagen Charlie drei, entschied Renfrew, als er durch das Visier seiner MP5 zielte.
Aber das Tier lief zu schnell, es stürmte im Galopp voran, und dann konnte er durch das Visier nur noch Adams’ verzerrtes Gesicht sehen, der das Pferd hart auf den Kastenwagen zutrieb.
Und dann hatten sie ihn erreicht, überrannten ihn beinahe, und er musste sich in den Wagen zurückziehen, um nicht verletzt zu werden. Das Pferd schien direkt auf ihn zuzuspringen, seine Hufe kratzten über die Motorhaube.
Und dann blickte Renfrew auf, und das Pferd und die beiden Reiter waren nicht mehr da. Sie befanden sich jetzt auf der anderen Seite des Lieferwagens und galoppierten mit dem nach Norden strömenden Verkehr die Maturana hinauf.
Darüber würde Eldridge ganz bestimmt nicht erfreut sein.
Innerhalb von zwei Minuten saß Eldridges Team komplett wieder im Lieferwagen, den Renfrew in den Verkehr auf der Maturana lenkte, um den Flüchtigen nach Norden zu folgen.
Eldridge erhielt ständiges Feedback über den Standort des Pferdes, aber das war gar nicht notwendig; durch die Windschutzscheibe sah er, wie das Tier den Boulevard entlanggaloppierte und Adams und Lynn sich auf seinem Rücken festhielten. Er hörte auch Sirenen, die sich von hinten und von der Seite näherten.
Verdammt . Anscheinend schalteten sich jetzt auch die örtlichen Polizeikräfte ein, was womöglich zu einer ganzen Reihe neuer Verwicklungen führen würde.
»Schneller«, befahl er Renfrew.
»Hey, ich versuch’s ja«, wandte Renfrew ein, während er in dem stetigen Fahrzeugstrom mit dem sperrigen Lieferwagen überholte und sich wieder einordnete. »Der Verkehr ist verdammt dicht.«
Eldridge blickte in den Seitenspiegel und
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