Alpha: Thriller (German Edition)
Wiehern eines Pferds hörte.
Auf dem Weg zu dem Bahnsteig Richtung Westen passierte das Team die letzten Nachzügler, rannte den modernen, gefliesten Gang entlang und kam schließlich durch einen hohen Torbogen auf den Bahnsteig hinaus.
»Fertig!«, schrie Eldridge, und die Männer des Teams hoben gleichzeitig die 9-Millimeter-Maschinenpistolen und zielten damit auf den dunklen Tunnel, der ihnen gegenüberlag. Sie waren bereit, das Pferd in dem Moment, in dem es herauskam, zu erschießen. Wenn die beiden Zielpersonen dann bei ihrem Sturz von dem toten Tier auf die Schienen nicht gleich an einem elektrischen Schlag starben, würden seine Männer sich auf sie stürzen und sie überwältigen.
Als die Männer das Pferd erneut aus dem Tunnel wiehern hörten, korrigierten sie ihre Positionen. Sie sahen seinen schwachen Umriss auf sich zukommen und atmeten ruhig aus. Dann hielt jeder den Atem an, um exakt schießen zu können.
Und dann brach die Fuchsstute in das Licht des Bahnsteigs. Sie galoppierte immer noch mit voller Kraft und lief zwischen den stählernen Schienen dahin; ein schönes, beeindruckendes Tier, dessen Fell im Neonlicht schimmerte und an dessen Flanken die Muskeln wogten.
»Nicht schießen!«, schrie Eldridge, als das Pferd an ihnen vorbei weiterlief und mit Höchstgeschwindigkeit durch das Gleisbett und in den nächsten Tunnel rannte, bis es wieder außer Sicht war.
Das Pferd hatte einen beeindruckenden Anblick abgegeben, aber etwas hatte gefehlt. Etwas Entscheidendes.
»Wo zur Hölle sind Adams und Edwards geblieben?«, brüllte Eldridge frustriert.
Auf halbem Weg zwischen den Stationen hatte Adams das Pferd im Tunnel angehalten, war mit Lynn abgestiegen und hatte dem Tier einen Schlag auf die Flanke versetzt, damit es weiter zum nächsten Bahnsteig lief. Während er der Stute nachsah, die über die Gleise davongaloppierte, schickte er ein Gebet an die Tiergeister, dankte ihnen dafür, dass sie ihnen die herrliche Stute geschickt hatten und bat um ihre Sicherheit.
Adams war sicher, dass es irgendwo an den Gleisen einen Zugang geben musste, eine Personaltür, die in einen Versorgungsbereich führte. Doch im Tunnel war es dunkel. Nur eine trübe rote Notbeleuchtung erhellte ihn, und seine Nachtsicht war nicht mehr annähernd so gut wie früher.
Lynn erspähte die Stahltür schließlich in der Dunkelheit auf der linken Seite des Tunnels.
Adams rannte hin und betätigte den Hebel. Dann überprüfte er den Tunnel noch einmal auf Anzeichen von Verfolgung, nahm Lynn bei der Hand und trat mit ihr in den dunklen Wartungstunnel, der dahinter lag.
Da sich ihre Augen endlich der Finsternis anpassten, beschloss Adams, das Licht ausgeschaltet zu lassen, weil er keine weitere Aufmerksamkeit auf sie beide lenken wollte. Aber nach weniger als zwei Minuten blieb er abrupt stehen.
»Da ist jemand vor uns«, flüsterte er Lynn scharf zu, »und kommt auf den Korridor zu. Sie werden bald hier sein.«
Rasch zog er sie auf dem Gang ein, zwei Meter zurück. Im Halbdunkel war Adams eine Reihe von Spinden und Metallschränken aufgefallen, die an der Wand entlang standen, und jetzt zerrten Lynn und er hektisch an den Griffen, um einen zu finden, der offen war.
»Sie sind schon an der Tür!«, zischte Adams warnend, und gleichzeitig gelang es Lynn, eine Tür zu öffnen. Sie drückten sich in das enge Innere hinein und zogen die Aluminiumtür hinter sich zu, so leise sie konnten.
Es war ein Putzschrank voll mit Besen, Mopps und Chemikalien. Aber er bot genug Platz für sie, und beide sahen durch die Schlitze in der Tür, wie das Licht eingeschaltet wurde.
Nach einem kurzen Moment, in dem sich ihre Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten, konnten sie eine Gruppe Polizisten in Uniform erkennen – wahrscheinlich die Bahnpolizei, wurde Adams klar –, die den Gang entlang in Richtung Tunnelröhre rannten.
Adams hatte keine Ahnung, ob das Pferd schon gefunden worden war – der Bahnhof Santa Ana lag noch ein Stück von der Stelle entfernt, an der sie abgestiegen waren –, aber die Stute hätte es schaffen können, wenn sie in vollem Galopp lief. Er wusste nicht, ob man schon vermutete, dass sie beide den Tunnel über den Gang verlassen hatten, oder ob die Polizisten den Tunnel nur über einen direkten Weg erreichen wollten. So oder so musste die Polizei – und die Unbekannten, denen sie Bericht erstattete – den Eindruck haben, dass sich die Zielpersonen nicht in dem Wartungskorridor befanden, und Lynn und ihm war
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