Alpha: Thriller (German Edition)
dem Raum war, und bezog Trost aus dem Umstand, dass sie noch in der Nähe war, obwohl er sich gleichzeitig furchtbar um ihre Sicherheit ängstigte. Aber wenigstens wusste er, wo sie war; er konnte sich nur vorstellen, wie er sich fühlen würde, hätte man sie in einen anderen Teil des Komplexes davongeschoben.
Man ließ sie lange allein, was Adams für den Versuch hielt, sie zu zermürben und ihnen jedes Gefühl für Zeit und Raum zu nehmen. Ihm half es, bei Verstand zu bleiben, dass er sich ihren Weg gemerkt hatte und jetzt die Sekunden ihrer Wartezeit zählte. Er konnte nur hoffen, dass Lynn das Gleiche tat.
Nach seiner Berechnung dauerte es knapp unter fünfzehntausend Sekunden oder etwas länger als fünf Stunden, bis sich die Tür erneut öffnete.
Er hörte, wie zwei Paar Füße in den Raum traten; eines in Stiefeln, das andere in Schuhen mit Ledersohlen. Das Licht wurde eingeschaltet, und Adams spürte den grellen Schein sogar durch seine Augenbinde. Er wusste, was als Nächstes kommen würde.
Sekunden später riss eine starke Hand die Binde von seinen Augen. Adams wusste, dass der Plan war, sie kurzzeitig zu blenden, um sie noch weiter zu schwächen. Doch er hatte in dem Moment, in dem er gespürt hatte, wie die Hand nach der Augenbinde griff, die Lider zusammengekniffen. Obwohl das Gleißen der Halogenspots an der Decke über ihm sich durch seine Lider zu brennen drohte, wurde der Schock, der seine Netzhäute traf, ein wenig abgemildert.
Langsam öffnete er die Augen und wurde von dem unwillkommenen Anblick Flynn Eldridges begrüßt, der ihm ein sadistisches Grinsen schenkte. »Ich hoffe, Sie hatten eine gute Reise«, erklärte Eldridge trocken.
Adams ignorierte ihn und schaute stattdessen zu Lynn hinüber. Erleichtert sah er, dass sie ebenfalls die Augen geschlossen hatte, als man ihr die Augenbinde abnahm. Als sie sie aufschlug, warf er ihr ein beruhigendes Lächeln zu und versuchte, ihr mit den Augen Trost und Hoffnung zu vermitteln.
Als Adams sich erneut Eldridge zuwandte, erblickte er über die muskulöse Schulter des Mannes hinweg einen eleganten, in einen Anzug gekleideten Mann vorgerückten Alters, in dem er sofort Stephen Jacobs erkannte. Adams war beeindruckt. Dann war also der große Boss persönlich zum Verhör heruntergekommen.
Adams beobachtete, wie Jacobs auf sie zutrat und sie musterte, wie ein Biologe vielleicht eine neu entdeckte Lebensform untersucht. »Da sind wir also, meine Freunde«, erklärte er schließlich mit tiefer, weicher Stimme. »Sie und ich wissen, dass Sie diese Anlage nicht lebend verlassen werden. Sie werden sterben, geben Sie sich da keinen Illusionen hin.« Er lächelte. »Wie Sie sterben, könnte allerdings interessant für Sie werden.«
Jacobs gab Eldridge einen Wink, und dieser trat vor und nahm zuerst Adams und dann Lynn die Knebel heraus. Kaum war Lynn ihn los, spuckte sie dem Mann geradewegs ins Gesicht. Auf ihrer Miene lag ein Ausdruck von purem Hass.
»Na, na, Dr. Edwards«, sagte Jacobs zu Lynn, während sich Eldridge den Speichel von der Wange wischte, »es ist nicht seine Schuld. Nicht wirklich. Er hat schließlich nur Befehle ausgeführt.«
»Ihre Befehle?«, schoss Lynn aufgebracht zurück.
»Zufällig ja«, gab Jacobs zurück. Sein Selbstvertrauen war unerschütterlich. »Und jetzt habe ich unseren Fachleuten befohlen, Sie mit jeder nur möglichen Methode, die ihnen zur Verfügung steht, zu verhören, bis wir herausfinden, was genau Sie wissen und wem Sie noch davon erzählt haben.«
»Baranelli haben wir schon gefunden«, erklärte Eldridge mit einem Hauch von Befriedigung. »Es brauchte nicht viel, bis er gequietscht hat wie ein Schweinchen. Glücklicherweise hatte er noch keine Zeit gehabt, jemandem davon zu erzählen. Inzwischen ist er natürlich tot.«
Lynn und Adams versuchten, aus ihren Stühlen aufzuspringen und Eldridge zu fassen zu bekommen; beide hätten ihn mit großer Freude mit bloßen Händen erwürgt. Doch ihre Fesseln saßen zu fest, und ihre heftigen Bemühungen brachten die Rollstühle nur leicht zum Beben.
»Wahrscheinlich kommt es nicht mehr darauf an«, sagte Jacobs und ignorierte den Angriffsversuch der zwei Gefangenen. »Die Sache ist schon so weit fortgeschritten, dass es gleichgültig wäre, wenn die Wahrheit jetzt herauskommt. Aber ich mache nun einmal keine halben Sachen. Und Sie beide sind ein Kapitel, das noch abgeschlossen werden muss. Es steht zu viel auf dem Spiel, um jetzt Fehler zuzulassen.«
»Wenn wir
Weitere Kostenlose Bücher