Alphacode Höhenflug
sich mit dem Blut, das aus den Wunden an seinen Händen und von seinem Gesicht rann.
Verletzte Menschen trampelten auf dem von Glasteilchen bedeckten Boden herum und schrien durcheinander. Einige Schritte von mir entfernt brach Amonskij zusammen. Ich kroch auf ihn zu. Er hatte im Augenblick der Katastrophe ungünstig gestanden und war voll im Gesicht getroffen worden.
Jemand verlangte nach einem Arzt.
Dann kam Wind auf. Er fand die neue Öffnung in der Halle, aber er wirkte reinigend und erlösend.
Ich beugte mich über Amonskij. Er spuckte Glas aus und versuchte zu grinsen.
»Wie hat er das gemacht?« fragte er mühsam.
»Nicht reden!« beschwichtigte ich ihn.
Entsetzensschreie lenkten mich von dem Verletzten ab. Ich richtete mich auf.
»Dort draußen!« rief Utan.
Ich fuhr herum.
Sieben oder acht Löschfahrzeuge rasten über das Landefeld direkt auf die zerstörte Vorderfront der Halle zu. Es war offensichtlich, daß sie nicht mehr unter Kontrolle ihrer Fahrer standen. Ich wurde unwillkürlich an die Stampede einer Rinderherde erinnert.
»Sie kommen hierher!« schrie jemand.
»Auf die Empore!« Utan winkte mit den Armen. »Alles schnell auf die Empore.«
Ich bückte mich und zog Amonskij hoch. Er war so schwer, wie er aussah. Mit einem Ruck warf ich ihn über die Schulter.
In diesem Augenblick begannen die auf den Dächern der Löschfahrzeuge installierten Spritzkanonen ihre Chemikalien abzufeuern.
Ich wankte mit der Last auf dem Rücken auf die Rolltreppen zu. Dorthin hatten sich viele Menschen geflüchtet. Die Panik war jetzt vollkommen.
Die Löschfahrzeuge hüpften mit Höchstgeschwindigkeit über die beiden Stufen, die zur Halle hinausführten. Weißer Schaum ergoß sich über den Boden. Die Glassplitter wurden von den Löschstrahlen zusammengefegt. Es hörte sich an, als würden Dutzende von Betonmischern gleichzeitig ihre Ladung auskippen.
Eines der knallroten Fahrzeuge kam auf mich zu. Ich ließ Amonskij von der Schulter gleiten und riß die Waffe heraus. Fast gleichzeitig zog ich durch. Die Geschosse schlugen in den metallenen Körper des Löschwagens ein. Nach drei dumpfen Explosionen kam das Fahrzeug zum Stehen. Ein zweiter Wagen kippte auf den Stufen um, ein dritter rammte den Informationsstand und schob ihn mehrere Meter vor sich her. Alle anderen prallten gegen die Rückwand der Halle, wo sie den größten Teil der Gepäckaufgabe vernichteten. Flammen züngelten hoch.
Von irgendwoher ertönte das Heulen von Alarmsirenen.
Ich zog Amonskij wieder auf die Beine.
»Das ist die Hölle«, flüsterte er mit bewegter Stimme.
Ich sah ihn an und hatte Mitleid mit ihm.
»Das ist erst der Anfang«, sagte ich.
5.
Die Ruhe, die in den beiden nächsten Tagen eintrat, erschien mir trügerisch. Uns allen war klar, daß Gorong sie nur dazu benutzte, um sich von den Strapazen seiner heftigen Attacken zu erholen. Er würde lernen, seine Kräfte besser einzuteilen und entsprechend einzusetzen. Nicht nur das – seine Kräfte würden wachsen!
Inzwischen hatten fast alle führenden Politiker und Militärs in Asien Antitron-Helme erhalten, um sich auf diese Weise zumindest vor den suggestiven und telepathischen Kräften des Mutanten zu schützen.
Die Weltöffentlichkeit war aus psychologischen Gründen bisher nicht über Gorong und seine Taten unterrichtet worden, aber die Gerüchte waren fast noch schlimmer als die Wirklichkeit. Zumindest in Peking stellte die Presse unmißverständliche Fragen an die Verantwortlichen.
Das, was sich auf dem Flugplatz zugetragen hatte, ließ sich nicht verheimlichen. Noch weniger ließ es sich erklären, wenn man nicht die Wahrheit sagen wollte.
Der Kleine und
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