Alphacode Höhenflug
Kinys Gedanken. ›Es gibt über vierhundert Tote.‹
›Er testet seine Kräfte‹, gab ich zurück. ›Nimm telepathischen Kontakt zu allen Menschen rund um den Flughafen auf. Vielleicht finden wir auf diese Weise eine Spur.‹
Amonskij trat mir in den Weg, als ich die Zimmerflucht verlassen wollte. Er hatte beide Hände gegen die Schläfen gepreßt. Sein Gesicht war von Müdigkeit und Erregung gezeichnet.
»Zwei Maschinen kurz hintereinander!« stieß er hervor. »In der Luft explodiert.«
Ich drückte ihn zur Seite.
Er schob das Kinn vor und murmelte:
»Man sollte alle Mutanten umbringen. Sie verursachen nichts als Unheil.«
*
Die Trümmer der beiden Maschinen lagen in einem Umkreis von zweihundert Quadratkilometern verstreut.
Als wir den Flugplatz erreichten, hatten sich die Explosionswolken bereits verflüchtigt. Ein Mann vom GAS-Geheimdienst empfing uns und führte uns durch die Absperrungen zur Haupthalle des Flughafen. Sie war von Personal und Passagieren geräumt worden.
Man hatte eine Art Notzentrale eingerichtet. Sicherheitsbeamte und Ingenieure liefen mit verstörten Gesichtern durcheinander und versuchten einen Sinn in den zahlreich eintreffenden Nachrichten zu erkennen.
Die meisten Menschen, die sich hier aufhielten, waren aus dem Schlaf gerissen worden und schienen sich noch nicht mit der Wirklichkeit abgefunden zu haben.
Über dem Haupteingang hing eine elektronische Uhr.
21.09.2010 – 6:45 las ich die Zeit und das Datum ab.
Ich blickte auf das Landefeld hinaus. Wie fehlgeleitete Ameisen, die ihren Bau suchten, rasten draußen Lösch- und Rettungswagen vorbei. Der Mann vom GAS-Geheimdienst, der meinen Blicken gefolgt war, sagte lakonisch:
»Es hat keinen Sinn.«
Ich nickte und rief Kiny an. Sie teilte mir mit, daß sie bisher nichts entdeckt hatte.
Jemand kam vorbei und teilte Kaffee aus. Amonskij ließ sich gleich zwei Becher geben und trank abwechselnd aus ihnen.
»Hier ist zuviel Betrieb«, erklärte ich. »Das ist nichts für mich. Außerdem müssen wir mit weiteren Zwischenfällen rechnen. Der gesamte Flugplatz muß geräumt werden.«
Meine Unfähigkeit, mich auf irgend etwas konzentrieren zu können, wurde nicht allein durch die Anwesenheit der vielen überaus nervösen Menschen ausgelöst, sondern entsprang auch der Anspannung, unter der Hannibal und ich seit unserer Ankunft in Asien standen.
»Ich will versuchen, etwas zu erreichen«, meinte der GAS-Agent. »Sie wissen, daß dies ein Privatflughafen ist. Hier funktioniert alles ein bißchen schwerfälliger.«
Er zog ein kleines Gerät aus der Tasche.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, daß uns allen eine unglaubliche Gefahr drohte. Es wurde so intensiv, daß es mir kalt über den Rücken lief. Meine Knie drohten nachzugeben.
»Achtung!« rief ich hastig. »Achtung – es wird etwas passieren.«
Die anderen starrten mich an. Ich kam mir lächerlich vor. Die Situation wirkte unwirklich.
Ich hörte ein eigenartiges Geräusch. Mir war, als ginge ein Seufzen durch die riesige Halle.
Dann zerbrach die gläserne Eingangswand, die von einem Ende der Halle zum anderen reichte.
Das Glas zersplitterte zu Millionen winziger Stücke. Sie wurden in die Innenräume der Halle geschleudert.
Der Aufschrei, ausgestoßen von vielen hundert Menschen, ging in dem ohrenbetäubenden Lärm unter.
Ich hatte mich instinktiv hinter einen Zeitungsstand fallen lassen. Die Glasbröckchen prasselten wie Hagelkörner dagegen. Sie schlugen Löcher in Zeitungen und Magazine.
Amonskij kam um den Stand getorkelt. Die Becher in seinen Händen waren leckgeschlagen. Aus den Öffnungen floß der Kaffee über seine Hände und Arme. Dort vermischte er
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