Alphacode Höhenflug
ich hatten ein Gespräch mit Reling, das uns bewies, wie gefährlich die Lage auch für uns war.
»Es kann sein, daß ich Sie aus dem Einsatz zurückziehen muß«, sagte der Alte mit sorgenvoller Miene.
Ich sah ungläubig auf den Bildschirm.
»Das ist völlig absurd«, entgegnete ich. »Sie wissen genau, daß wir die einzigen Männer sind, die eine Chance gegen ihn haben. Er besitzt einen Intelligenzquotienten von über fünfzig Neu-Orbton. Damit ist alles gesagt.«
Reling senkte kurzfristig den Blick.
»Im IAK-Gremium werden gewisse – äh – Bedingungen gestellt«, versuchte er zu erklären. »Die führenden Männer haben Bedenken.«
»Bedenken? Welcher Art?«
»Man hat überlegt, daß Sie beide …«, er unterbrach sich und sah mich beinahe hilflos an. »Man denkt immer häufiger daran, daß Sie und Utan auch Mutanten sind. Einige Menschen scheinen zu glauben, daß Sie sich mit dem Ungeheuer verbünden könnten.«
Ich war fassungslos, obwohl ich insgeheim eine solche Entwicklung befürchtet hatte.
»Und Sie?« fragte ich herausfordernd. »Was denken Sie?«
»Ich bin müde«, erwiderte er ausweichend. »Ich muß als Erster Sekretär der IAK meinen Buckel hinhalten.«
»Sie armer Kerl«, sagte ich ironisch.
Ein Teil des guten Verhältnisses, das die ganze Zeit über zwischen uns bestanden hatte, war nach diesem Gespräch zerbrochen. Reling, der das genauso fühlte wie wir und offensichtlich auch bedauerte, versuchte schnell die ›Scherben‹ zu kitten.
»Ich werde mich bemühen, neue Vollmachten zu erreichen«, versprach er.
»Das ist alles sinnlos«, sagte ich. »Immerhin haben Sie mich auf eine Idee gebracht.«
»Was beabsichtigen Sie, Konnat?«
»Ich werde Gorong ein Bündnis vorschlagen«, erwiderte ich. »Vielleicht fällt er darauf herein.«
Damit war die Unterredung für mich beendet. Reling wollte zwar noch einige Höflichkeitsfloskeln wechseln, um die gespannte Lage zu entschärfen, aber ich schaltete ab und wandte mich Hannibal zu.
Seit Amonskij in der Klinik lag, waren wir allein. Ich vermutete, daß Reling bei Ho-Feng darauf bestanden hatte, uns keinen neuen Begleiter zuzuweisen.
Hannibal saß mit übereinandergeschlagenen Beinen am Tisch, auf dem die Fröschin lag.
»Jetzt hat der Große völlig den Verstand verloren«, sagte er zu Orpheus. Dann wurde er ernst. »Gorong wird sofort durchschauen, was wir vorhaben.«
»Das befürchte ich ebenfalls«, gab ich zu. »Trotzdem müssen wir irgend etwas unternehmen. Anders kommen wir nicht weiter. Sobald seine Ruhepause vorüber ist, wird er erneut zuschlagen. Diesmal wird es schlimmer ausgehen als auf dem Flugplatz. Ich bin sicher, daß er die Machtübernahme vorbereitet. Dazu braucht er ein spektakuläres Ereignis, das die gesamte Welt in Atem halten wird.«
»Angenommen, du wärst Gorong«, überlegte Utan. »Was würdest du tun, um dich in Szene zu setzen?«
Diese Frage war aus verschiedenen Gründen äußerst schwierig zu beantworten. Einmal deshalb, weil ich nicht Gorong war und zum zweiten, weil es mir unmöglich erschien, mich in die Gedankengänge des Psi-Monstrums versetzen zu können. Gewiß, wir besaßen beide parapsychische Fähigkeiten und waren ungewöhnlich intelligent. Unsere Psyche war jedoch grundverschieden.
Die Handlungen eines Menschen werden in erster Linie von seiner Psyche bestimmt, gleichgültig, ob es sich um einen normalen Menschen handelt oder um einen überdurchschnittlich begabten.
Es war sogar möglich, daß wir Gorong in jeder Beziehung falsch beurteilten und uns bei der Einschätzung seiner Ziele im Irrtum befanden.
»Vielleicht sollten wir ZONTA befragen!« Meine Antwort war durchaus nicht
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