Alphacode Höhenflug
völlig anderen Voraussetzungen.«
Ich konnte ihm nicht widersprechen. Die Verlockung war einfach zu groß für einen negativen Menschen wie Gorong. Er stand unter dem inneren Zwang, seine Fähigkeiten demonstrieren zu müssen. Barkhon-Lama konnte nicht wie ein Mensch unter Menschen leben. Er war in seiner Entwicklung einen Schritt weiter als alle anderen und wollte, daß dieser Status sichtbar wurde.
»Wen wollten Sie uns anstelle Amonskijs schicken?« erkundigte sich Hannibal. Ho-Feng hob den Kopf und sagte erstaunt:
»Ich hatte nicht vor, Ihnen nochmals jemand zu schicken.«
Meine Waffe lag sechs Schritte entfernt auf eine Couch. Die Distanz war zu groß.
Bevor ich sie erreichte, erschien Amonskij in der Tür zum Schlafraum und richtete eine schwere Henderley ‚38 auf uns. Sein Gesichtsausdruck erweckte den Eindruck von Gleichgültigkeit.
»Ich hatte gehofft, daß Sie es in dieser Nacht nicht mehr herausfinden würden«, sagte er. »Bewegen Sie sich vorsichtig. Ich bin gewarnt. Außerdem hat Gorong mich gut präpariert. Ihre PSI-Kräfte werden bei mir versagen. Sobald ich jedoch das geringste spüre, drücke ich ab.«
»Was ist passiert?« rief Ho-Feng.
»Das hören Sie doch«, entgegnete der Kleine wütend.
»Abschalten!« befahl Amonskij.
»Unternehmen Sie nichts!« riet Hannibal dem Geheimdienstchef und befolgte Amonskijs Befehl.
Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Als unser Begleiter in der Klinik gelegen hatte, war es Gorong gelungen, an ihn heranzukommen. Er hatte ihn in seine parapsychische Gewalt gebracht und für diese Aufgabe präpariert. Keiner der GAS-Offiziere, die das Hotel abschirmten, hatte Amonskijs Erscheinen als ungewöhnlich empfunden. Ihnen war kein Vorwurf zu machen. Schließlich waren Utan und ich ebenfalls überlistet worden. Durch suggestive Beeinflussung war es Gorong gelungen, alle verdächtigen Gedanken aus Amonskijs Bewußtsein zu löschen. Der Gedanke an den eigentlichen Auftrag war durch eine Signaleinwirkung wieder ausgelöst worden. Diese Aktivierung war von Hannibals Frage ausgegangen.
Wenn Amonskij den Auftrag erhalten hat, Hannibal und mich zu töten, waren wir verloren.
Ich schaltete das Sup-Ultra-Gerät in meinem rechten Oberschenkel ein und begann zu morsen. Die GWA mußte unter allen Umständen erreichen, daß der GAS jetzt nichts unternahm. Amonskij würde beim geringsten Anlaß von der Waffe Gebrauch machen. Daran bestand kein Zweifel.
›Kiny‹, dachte ich intensiv.
Sie meldete sich sofort. Ihre Gedanken wirkten einige Sekunden schläfrig, doch als sie merkte, was geschehen war, erschrak sie zutiefst und wurde hellwach.
›Thor, was soll ich tun?‹
›Mit uns in Verbindung bleiben, weiter nichts‹, gab ich zurück.
›Er wird euch töten!‹
Ich ignorierte ihre nervösen Fragen und beobachtete Amonskij, der nach wie vor in der Tür stand.
»Ich bin mir darüber im klaren, daß ich Sie nicht bis zu Gorong bringen kann«, äußerte er. »Sie sind zu begabt. Sie würden mich überwältigen, bevor wir das Hotel verlassen hätten.«
Schweigend sah ich ihn an.
»Ich bin Gorongs erster Dakoyt«, sagte Amonskij. Das Wort kam mir bekannt vor. Irgendwo hatte ich es schon gehört oder gelesen.
›Ein Begriff aus der Trivialliteratur‹, dachte Kiny Edwards. ›Dr. Fu Man-Chu! Er riß die Herrschaft in Asien an sich und machte Menschen zu Sklaven, die er Dakoyts nannte.‹
›Kluges Mädchen‹, bedankte ich mich für die Unterstützung.
»Er will mit Ihnen reden«, fuhr Amonskij fort, »aber unter seinen Bedingungen.«
Ich atmete unwillkürlich auf. Immerhin hatten wir Zeit gewonnen. Für Hannibal und mich bestand keine unmittelbare
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