AlphaHERZ: Ein erotisch-romantischer Gestaltwandler-Roman (Alpha-Reihe) (German Edition)
Mal zaghaft geöffnet. Das musste doch etwas zu bedeuten haben!
«Wie du weißt, hat Kristobal mich angewiesen, Lynx im Auge zu behalten.» Freundschaftlich drückte Rafaela seine Schulter. «Sie macht sich an dich heran und sobald sie dich geködert hat, stößt sie dich wieder weg, nur um dich von Neuem zu umgarnen, damit du ihr nicht von der Angel springst.» Eindringlich sah sie ihn an. «So verhält sich niemand, der ehrliche Zuneigung empfindet.»
Rufus fühlte sich, als hätte sie ihm soeben ein Messer in die Brust gestoßen. Unwillkürlich strich er über sein Kainsmal. Am liebsten würde er es mit einer Klinge herausschneiden.
«Sie ist nicht so unschuldig wie ihr Augenaufschlag», sagte Rafaela einfühlsam.
Noch immer verspürte Rufus den Drang, Lynx zu verteidigen, doch seine Stimme hatte jegliche Schärfe verloren: «Aber auch kein Wolf im Schafspelz, das würde mein Tier wittern.»
«Liebe macht blind, und dein Rotwolf folgt nur seinem Paarungsinstinkt.» Rafaelas Mundwinkel zuckten. «Lass dich von ihrem jungfräulichen Charme nicht täuschen. Sie ist eine Lolita und hat es faustdick hinter den Ohren.
«Ich bin nicht naiv.» Lynx hatte ihm enthüllt, dass sie schon mit vielen Männern geschlafen hatte. Allein der Gedanke an diese Kerle ließ sein Blut kochen.
«Bist du doch! Du frisst der kleinen Streunerin aus der Hand.» Rafaela tat so, als würde sie an einer unsichtbaren Leine ziehen, die um seinen Hals gewickelt war. «Sie lockt dich mit ihrer sexuellen Aura an, wie sie es bei allen Vampiren und Werwölfen macht, weil sie glaubt, sie könnte den einen oder anderen später einmal brauchen.»
«Wozu?»
«Zum Beispiel falls Luca doch darauf besteht, dass sie geht. Dann hat sie einige Personen hinter sich stehen, die sich für sie aussprechen und gegebenenfalls sogar für sie kämpfen würden.» Rafaela lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und verschränkte die Arme unter den Brüsten, so dass sich das Samt über den Ellbogen spannte.
«Sie hat mich geküsst. Das tut man nicht mit jemandem, der einem gleichgültig ist», sagte er lauter als beabsichtigt, aber allein die Tatsache, dass Rafaela Lynx kritisierte, verärgerte ihn. Dass sie mit ihrer Kritik recht haben könnte, machte ihn erst richtig sauer.
Rafaela stieß sich wieder von der Wand ab, neigte sich vor und flüsterte: «Sie hat auch Adamo geküsst.»
Fassungslos öffnete er den Mund, doch seine Kehle war mit einem Mal so trocken, dass er keinen Ton herausbrachte. Der Schmerz in seinem Brustkorb wurde noch schlimmer, als hätte Rafaela ihm mit ihren verkümmerten Vampirklauen das Herz herausgerissen. «Das ist nicht wahr!»
Seufzend richtete sie den Oberkörper wieder auf. «Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Glaubst du, ich würde dich anlügen?»
Nein, nicht Rafaela. Sie war eine gute Seele. Um sich von dem Bild in seinem Kopf abzulenken, das wehtat, als wäre es aus unzähligen kreischend hellen Lichtern zusammengesetzt, fragte sich Rufus erneut, warum die Vampire seit Neuestem einen Bogen um die «Graue Eminenz» machten. Sie hielten auffällig viel Abstand zu ihr, gingen einen anderen Gang entlang, wenn sie Rafaela auf sich zukommen sahen, und wichen ihrem Blick aus, wenn sie mit ihr sprachen.
Zuerst hatte Rufus gedacht, Rafaela würde sich aus unerfindlichen Gründen absondern. Doch es waren die anderen, die sich ihr gegenüber merkwürdig verhielten, weshalb sich die Vampirin offenbar unwohl fühlte und sich etwas zurückgezogen hatte.
Auf ihn wirkte Rafaela wie immer. Zumindest fast. Es lag eine Traurigkeit in ihren Augen, eine Melancholie, die vor Kurzem noch nicht da gewesen war.
Wartend sah sie ihn an. Rufus wusste nicht, was er zu dem Kuss sagen sollte. Um Zeit zu gewinnen, ging er zum Treppenaufgang und schaute hinauf ins Obergeschoss, wohin Lynx verschwunden war. Sie hatte ihn hintergangen! Dass sie mit anderen Männern flirtete, ging ihm gegen den Strich, dennoch konnte er damit umgehen, schließlich war sie eine freiheitsliebende Werkatze. Doch dass sie fremd küsste, störte ihn so gewaltig, dass sich seine Eingeweide zusammenzogen. Sie hatte eine Grenze überschritten.
«Ich muss hier raus.»
Er ging an Rafaela vorbei, ohne sie anzusehen, damit sie nicht den Schmerz in seinem Gesicht lesen konnte. Aber noch bevor er den Hinterausgang erreicht hatte, drehte er wieder um. Wem machte er etwas vor? Er würde nicht eher ruhen, bis er Lynx auf den Kuss mit Adamo angesprochen hatte.
Als er zur Treppe
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