AlphaHERZ: Ein erotisch-romantischer Gestaltwandler-Roman (Alpha-Reihe) (German Edition)
ihnen Gewalt antat, sondern er bemühte sich, sie durch leidenschaftliche Reden davon zu überzeugen, dass sie zusammenhalten müssen, um unentdeckt zu bleiben.»
«Wie ein Rudel.» Rufus schluckte mehrmals, vermutlich weil sein Mund trocken war. Seine Lippen sahen rissig aus. «Aber das funktioniert nur so gut, weil wir eine Hierarchie haben. Durch sie hat jeder seinen Platz wie Rädchen in einem Getriebe, die ineinandergreifen. Das macht uns stark, macht uns zu einem gigantischen Wolf. Das funktioniert aber nur solange, wie die Rangfolge klar ist. Die regeln wir eben intern durch Kämpfe.»
«Aber warum kannst du nicht der Omegawolf bleiben?» Ihr wäre es egal, wenn er nur wieder gesund werden würde. Seine Haut schien aus Pergament zu bestehen. Lynx konnte sogar feine blaue Äderchen an seinen Schläfen erkennen.
«Weil ich hier drin längst keiner mehr bin.» Geschwächt legte er die Hand auf den Brustkorb. Er brauchte lange, um zu sagen, was er wollte, und Lynx hörte geduldig zu. «Du bist damals auch aus dem Heim weggelaufen, weil du nicht länger von der Leiterin gepiesackt werden wolltest wie ich von Jackal, weil du gespürt hast, dass du stärker wirst und alleine auf der Straße überleben kannst. Auch ich muss mich beweisen.»
«Ich verstehe.» Das tat sie wirklich. Sie hatte nur so schreckliche Angst um ihn. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, dass sich Adamo komisch aufführte. Er wirbelte um die eigene Achse, streckte die Hände in alle Richtungen und schloss die Augen. «Was macht er da?»
«Vielleicht langweilt er sich. Oder macht Tai Chi.» Es bereitete Rufus offensichtlich große Mühe zu sprechen. Nach jedem Wort holte er tief Luft. «Er ist immer etwas theatralisch.»
Adamo kam ein Stück auf sie zu. Hoch konzentriert hockte er sich hin und berührte den Boden. Seine Miene wirkte so angestrengt, als würde er Gewichte stemmen. Die Straßenlaterne beschien ihn von der Seite. Die Schatten auf seinem Gesicht ließen ihn älter aussehen.
Abrupt richtete er sich auf. Er riss die Augen auf und lachte lauthals. Dann breitete er die Arme aus und verbeugte sich, wie er es nach der Aufführung auf der Bühne tat. «Ich bin dein Zeuge! Ich kann vor dem Rudel für dich aussagen, dass du Jackal herausgefordert hast.»
Lynx krauste die Stirn. «Hast du das bereits getan?»
«Hat er», antwortete Adamo für Rufus. «Vor nicht einmal einer halben Stunde, genau hier. Aber Jackal wird es leugnen.»
«Woher weißt du das alles?» Verwirrt schüttelte sie den Kopf. «Du warst doch nicht dabei.»
«Durch meine magische Fähigkeit. Ich kann Stimmen aus der Vergangenheit hören.» Mit dem Zeigefinger tippte er gegen seine Schläfe. «Erinnerst du dich nicht mehr? Jeder von uns Vampiren entwickelt eine Gabe und meine ist es, Gespräche wahrzunehmen, die an einem Ort stattgefunden haben oder stattfinden werden.»
Ja, er hatte ihr davon berichtet, aber sie hatte nur mit einem Ohr hingehört. Sie mochte Adamo. Aber eigentlich verbrachte sie nur so viel Zeit mit ihm, weil er mit Rufus eng befreundet war. Sie hatte etwas über den Werwolf erfahren wollen, nicht über Kristobals dunkle Gesellschaft.
«Du wirst deinen Kampf bekommen. Ich bin zwar dagegen. Aber wenn es das ist, was du willst, stehe ich hinter dir.» Adamo legte eine Faust auf seinen Brustkorb. «Warum sagst du nichts, Rufus?»
Besorgt schaute Lynx hinunter. Rufus lag mit geschlossenen Lidern auf ihrem Schoß. Kalkweiß und mit leicht geöffnetem Mund. Selbst seine Lippen waren blutleer. Sein Brustkorb hob sich nicht mehr. Sie keuchte entsetzt. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Ein Schrei blieb in ihrer Kehle stecken. Tränen liefen ihre Wangen hinab.
Zögerlich kam Adamo mit hängenden Schultern näher. Eben noch führte er sich auf wie ein Magier, der vor Publikum erblühte, jetzt wirkte er wie ein ängstlicher Junge. Seine Hände krallten sich in den Samt seiner Hose.
Seine sonst so samtweiche melodische Stimme, klang rau wie Schmirgelpapier. «Ist er tot?»
Siebzehn
Camille war gekommen und hatte die Wunde vernäht. Normalerweise war das bei Werwölfen nicht notwendig, da die Heilung schnell voranschritt. Doch der Riss war zu tief und die Biologin wollte sichergehen, dass die Muskeln, Sehnen und Adern richtig zusammenwuchsen. Sie konnte ihm allerdings keine Medikamente geben, um ihn zu stabilisieren, da Gestaltwandler eine eigene Physiologie besaßen und sie befürchtete, ihm mehr zu schaden als zu helfen. Daher mussten ihn allein
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