Alphavampir
zur Hölle scheren, konnte jedoch ihre Lippen nicht öffnen, und auch ihre Stimmbänder versagten den Dienst.
«Ich kann nicht zulassen, dass du sprichst oder mehr als den Kopf bewegst, denn wir müssen die Show zu Ende führen, sonst bringt das Unglück.» Er fand sein einvernehmendes Lächeln wieder. «Theaterphilosophie.»
«Ruf den Geist», wies er Radim an.
Mit ausgestreckten Armen stellte sich der Magier vor das Publikum und sprach laut in einer fremden Sprache, die für Nanouk osteuropäisch klang. Er redete immer eindringlicher und hob seine Stimme weiter an, bis er sogar die Musik übertönte. Als er sich zu Nanouk herumdrehte, sah sie, dass seine Augen verdreht waren. Nur noch das Weiß war zu sehen. Durch die Schatten, die die Kerzen auf seine Miene warfen, wirkte sein Windhundgesicht wie ein Totenschädel.
Plötzlich neigte er sich vor und streckte seine Hände kraftvoll nach vorn, als wollte er seine Energie auf Nanouk werfen. Das Publikum schrie auf. Hände wurden auf Münder gepresst und Augen aufgerissen.
Was war geschehen? Nanouk fühlte sich unverändert.
Sie blickte zu Kristobal, zu Lupus und zu Jerkins. Alle schauten an ihr vorbei. Erst da begriff sie, dass nicht sie die Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern etwas, das sich hinter ihr befand.
Langsam drehte sie ihren Kopf. Und erschrak!
Eine Frau stand zwischen dem Paravent und ihr, vielmehr schwebte sie. Sie war nicht wirklich durchsichtig, wirkte aber dennoch nicht greifbar, dafür auf schauerliche Weise unwirklich. Nanouk bekam eine Gänsehaut.
Die Schönheit war ganz in Schwarz gekleidet. Ihr langes, dunkles Haar hing in Wellen über ihre Brüste, die von einer Korsage hochgepresst wurden. Ein wallender Rock, der bis auf den Boden reichte, verhüllte ihre Beine. Darüber trug sie ein Überkleid aus Samt mit Borkateinsätzen an den Ärmeln. Sie war stark geschminkt. Die Smokey Eyes und der schwarze Lippenstift machten sie blass.
Das war also der Geist, den Kristobal angeblich gerufen hatte. Nanouk staunte. Sie schnupperte, roch aber nichts. Ihre Wölfin winselte. Alles hatte einen Geruch. Wieso diese Frau nicht? War sie wirklich eine Geistererscheinung? Nanouks Verstand schaltete sich ein.
In diesem Moment fasste Kristobal ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu ihm. «Genieße es.»
Wovon sprach er? Was hatte er vor? Er würde doch nichts tun, was ihrer Wölfin schadete oder sie doch noch hervorlockte?
Sie kniff ihre Augen zusammen und zog ihre Mundwinkel hoch, als würde ihre Wölfin die Lefzen blecken, doch er amüsierte sich nur darüber und ließ ihr Kinn wieder los. Er trat zur Seite, damit die Zuschauer einen freien Blick auf Nanouk und die Frau hatten.
Nanouk spürte einen Windhauch im Nacken und zuckte zusammen. Ihr Kopf flog herum. War das ...? Nein, das konnte nicht der Atem der Fremden gewesen sein. Ausgeschlossen!
Die Frau schaute schmunzelnd auf sie herab und streckte ihre Hand aus. Etwas streifte zärtlich Nanouks Oberarm. Nein, nein, das musste sie sich eingebildet haben. Die dunkle Schönheit wirkte viel zu geisterhaft und eindimensional, um in der Lage zu sein, sie anzufassen. Und dennoch glaubte Nanouk, die Körperwärme der Lady an ihrem Rücken wahrzunehmen. Ihre Nähe und die eindeutig lustvollen Absichten ließen Nanouk nicht kalt.
Ihre Zehenspitzen kribbelten. Einen Moment lang befürchtete sie, dass ihre Wölfin herausdrängte, aber diese war völlig ruhig. Seltsamerweise konzentrierte sich ihr Tier nicht auf die Fremde, sondern auf Kristobal. Ein wohliger Schauer rieselte durch Nanouk hindurch. Er war wirklich eine attraktive Erscheinung, aber nichts für sie.
Etwas drückte gegen Nanouks Rippen. Ihr war, als hätte sich ein Arm um ihre Körpermitte gelegt. Er rieb von unten gegen ihren Busen. Ein Windstoß wirbelte um ihre Beine. Aber als Nanouk verwundert nachschaute, lag ein Kaugummipapier direkt vor ihren Füßen und bewegte sich nicht. Wie war das möglich? Was ging hier vor sich?
Ihre Oberschenkel prickelten, als würden Fingerspitzen darüber laufen – über ihre nackte Haut, nicht über ihre Hose. Nanouk wandte den Kopf zu der Frau um und knurrte leise, worauf die Fremde laut lachte, sich vorneigte und Nanouks Mund mit ihren Lippen streifte. Deutlich hatte Nanouk den Kuss gespürt. Der Atem der Fremden hatte nach Rotweinschaum gerochen.
Verdutzt schüttelte sich Nanouk wie ein Wolf, dessen Fell nass war. Sie sah Kristobal fragend an. Sein Blick war lusttrunken. Erregte ihn das sinnliche Spiel der
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