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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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interessiert und hatte dir bereits in der Mitternachtsshow gesagt, dass wir in Ruhe gelassen werden wollen.»
    «Du hattest nur gemeint, wir sollten die Veranstaltung nie wieder besuchen. Ich erinnere mich genau an deine Worte.» Nanouk bereute ihre Spitzfindigkeit sogleich. Seufzend holte sie ein Haargummi aus der Hosentasche und band ihre Haare zu einem lockeren Zopf. «Bitte, Kristobal. Es geht nur um ein Gespräch.»
    «Nein!»
    Sie ging auf ihn zu, blieb aber abrupt stehen, als er sie über die Schulter hinweg ansah. Hatte er etwa gedacht, sie würde so leicht aufgeben? «Das Rudel wird nicht nachgeben. Meine Gefährten werden sich gewaltsam Zugang verschaffen, um eine Unterredung zu erzwingen oder um Pavel zu holen.»
    «Das sollen sie versuchen», sagte er scharf, drehte sich endlich zu ihr um und lehnte sich mit seiner Kehrseite gegen den Schreibtisch. Alles an ihm signalisierte Abwehr: seine vor dem Oberkörper verschränkten Arme, sein düsterer Blick und seine zusammengepressten Lippen.
    «Sollte das eintreten, werdet ihr keine Ruhe mehr haben. Mit deiner Verbohrtheit zettelst du einen Krieg an.»
    Er neigte sich zu ihr. «Dein Alphatier ist genauso stur.»
    «Ja, das ist er, und er wird versuchen, alles dafür zu tun, die Existenz der Werwölfe geheim zu halten. Verdammt, Kristobal, es geht hier nicht um Machtkämpfe, sondern um Schadensbegrenzung.» Sie holte tief Luft und bemühte sich um Gelassenheit. «Im Grunde wollen wir doch alle dasselbe.»
    Gedankenversunken schaute er auf den Boden. Nach einer Weile, in der Nanouk ihn nicht störte, sah er auf. «In Ordnung. Claw bekommt eine halbe Stunde nach der heutigen Mitternachtsshow, keine Sekunde mehr. Wir treffen uns auf neutralem Boden, im alten, leer stehenden Krematorium, das gleich hinter dem Nostalgia Playhouse in der Parallelstraße liegt.»
    «Nicht auf dem Friedhof?»
    Seine Antwort troff ebenso vor Sarkasmus wie ihre Frage. «Im Winter ist es dort zu kalt.»
    Warmduscher! Diese Vampire legen wohl keinen Wert auf Authentizität, dachte sie spöttisch und schluckte das Glucksen herunter, das ihre Kehle hochkroch.
    «Punkt zwei Uhr morgens!», fuhr er fort. «Er bringt fünf Mitglieder seines Rudels mit und ich fünf meiner dunklen Lords.»
    «Dunkle Lords?» Nanouk biss die Zähne zusammen, um nicht zu grinsen, denn sie musste die Vampire ernst nehmen, um die Verhandlungen nicht zu gefährden.
    «Und Ladies, um genau zu sein.» Er stieß sich vom Tisch ab und machte einen Schritt auf sie zu. «Hast du etwas gegen diese Bezeichnung?»
    «Oh, nein, ein toller Name ... und dunkel sind Vampire ja irgendwie ... nun gut, nicht wirklich sie selbst, sie sind keine Farbigen oder stets schwarz gekleidet ... aber immerhin sind sie Geschöpfe der Dunkelheit ... wenn auch keine Adeligen, davon gehe ich mal aus», murmelte sie vor sich hin, während das Grinsen in ihren Wangen zwackte. «Klingt klasse, so düster, geheimnisvoll, Angst einflößend, gruselig, gefährlich ...»
    «Nanouk!», unterbrach Kristobal sie warnend, doch seine Augen funkelten belustigt.
    Sie eilte aus dem Raum, weil sie das Lachen nicht länger unterdrücken konnte.
    Sechs
    Kristobal drehte den Vampiren den Rücken zu, denn für ihn gab es nichts zu diskutieren. Seine Entscheidung war gefallen.
    Aufgewühlt spähte er über die Dächer zu den Schloten einer stillgelegten Fabrik. Sie erinnerten ihn an Baresakes. Egal, wo man sich in der Textilstadt aufhielt, man konnte von überall her die Industrieschlote sehen.
    Manche Erinnerungen waren wie Krebsgeschwüre. Man konnte sie nicht vollkommen entfernen, weil sie zu nahe am Herzen saßen. Kristobal hatte einen Teil davon schmerzhaft herausgerissen. Den Rest würde er sein Leben lang mit sich herumtragen, und unter den gegebenen Umständen war das verdammt lang. Nur der Tod vermochte alle Geschwüre zu heilen.
    Kristobal sah sein jüngeres Ich auf dem Bett liegen und sich die Hände auf die Ohren pressen, doch die Geräusche von nebenan drangen trotzdem zu ihm durch. Es war nicht das lustvolle Stöhnen, das ihn störte, sondern die Schreie. Dads neue Freundin bettelte zwar leise darum, von ihm geschlagen zu werden, aber ihr Schmerz war echt.
    Als Kristobal einmal mit ihr allein war, fragte er sie, weshalb sie sich das antue, und sie gab offen zu, dass sein Dad sonst das Interesse an ihr verlieren würde.
    Seine Mom hatte Kristobal gewarnt. «Zieh ruhig zu deinem Arschloch von Vater. Du denkst, so kommst du aus dem Trailerpark raus, aber

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