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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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prüfen, ob er recht hatte. Sie richtete den Lichtkegel ihrer Taschenlampe auf den Gang. «Komm jetzt! Claw, Tala, Canis und Rufus haben schon fast die nächste Biegung erreicht.»
    Nubilus’ Hand schoss nach vorne und öffnete einen der Öfen. «Hier drin liegt ein Haufen Tierleichen und die Kadaver sehen ziemlich ... platt aus.»
    «Wie meinst du das?» Nanouk schüttelte verständnislos den Kopf. Er klang wie ein Kind, das ein Geschenk aufmachte, dabei war der Fund wahrlich kein Grund zur Freude.
    Seine Stimme klang seltsam hohl, da er den Kopf in den Brennofen gesteckt hatte, um besser sehen zu können. Mit seiner Taschenlampe leuchtete er den Ofen aus. «Sie bestehen nur noch aus Haut und Knochen.»
    Blutleer, durchfuhr es Nanouk. «Die Vampire müssen sich an ihnen genährt und ihre Kadaver hier versteckt haben.»
    «Und wenn der Brennofen voll ist, stellen sie ihn an und vernichten alle Beweise.» Schwungvoll warf er die Tür zu. «Nach Menschen riecht es zum Glück nicht.»
    Ein Schwall abgestandener, süßlicher Luft wurde zu ihr geweht. Sie hielt sich die Nase zu und fragte nasal: «Wie hältst du den Gestank bloß aus?»
    «Mein Wolf würde sich am liebsten darin wälzen.» Nubilus klang ein wenig verträumt.
    Angewidert schüttelte sie sich. «Das kann nicht dein Ernst sein.»
    «Gib es schon zu, deine Timberwölfin will es auch.»
    «Ganz bestimmt nicht.» Zur Sicherheit horchte sie in sich hinein. Ihre Wölfin sprang auf, als erwartete sie, dass Nanouk sie zum Spielen herausließ.
    Lapidar zuckte er mit den Achseln. «Es ist okay. Wölfe wälzen sich nun mal in Aas.»
    «Aber ich bin in Menschengestalt!» Manchmal war Nubi echt ekelig.
    «Du hast dein Tier zu sehr vermenschlicht», sagte er, als handle es sich um ein Haustier. Grinsend ging er an ihr vorbei. «Was stehst du hier herum? Die anderen sind nicht mehr zu sehen. Ein Rudel muss immer zusammenbleiben, das weißt du doch.»
    Nanouk folgte ihm und knuffte ihn in die Seite. Nubilus musste man einfach gern haben. Er war manchmal ein wenig zerstreut und ein wenig zu behäbig, um ein guter Kämpfer zu sein, aber für Nanouk war er wie der Fels in der Brandung. Immer ruhig, beständig, verlässlich und ausgeglichen. Ihn konnte man in die erste Verteidigungslinie stellen. Er wäre zwar nicht schnell genug, um den Angriffen auszuweichen, aber er würde den Feind entweder einfach niederrennen oder sich wie eine schützende Mauer vor seine Mitstreiter stellen und den eigenen Untergang in Kauf nehmen, damit sie ungeschoren blieben und den Kampf gewinnen konnten.
    Das Krematorium hätte längst abgerissen werden sollen. Nanouk fühlte sich hier nicht sicher. Obergeschoss und Dach fehlten. Der obere Teil des baufälligen Gebäudes wirkte, als hätte es ein hungriger Riese Stein für Stein abgepflückt, um an die Leichen im Erdgeschoss zu gelangen. Die Zimmerdecke war so rissig, dass sie jeden Moment einstürzen konnte. Schneeregen fiel durch die tellergroßen Löcher in den Korridor. Kleine Erhebungen aus Eis, das bereits angetaut war, bedeckten den Fußboden darunter und hatten inzwischen fast dieselbe schmutzige Farbe wie der Beton.
    Es war nicht angenehm, durch diesen Gang zu gehen, denn der Boden war gepflastert mit Betonsteinen, die sich von der Decke gelöst hatten. Der Gestank nach menschlichem Urin mischte sich mit tierischen Fäkalien – Mensch wie Tier musste in der Einäscherungsanstalt Unterschlupft vor Kälte, Wind und Niederschlag gesucht haben. Hatten die Vampire die Personen ausgesaugt? Oder lediglich vertrieben?
    Nanouk entspannte sich erst, als sie neben Canis und Nubilus in dem Raum stand, in dem sie die Illusionisten treffen würden. Tala und Rufus hatten einen Schritt hinter ihnen Stellung bezogen. Weil sie ihnen den Rücken freihalten sollten. Weil die Rangordnung es vorgab. Und weil sie zuschauen und lernen sollten.
    Ungeduldig lief Claw vor ihnen auf und ab. Er verursachte einen Luftzug, der die Kerzenflammen zum Flackern brachte, die die Vampire aufgestellt haben mussten. Gespenstisch tanzten die Schatten der Werwölfe an den Wänden, in denen sich die Kühlschränke für die Leichen befanden.
    Nanouk befürchtete, dass Kristobal und seine dunklen Lords ihr Faible für Auftritte auf die Spitze treiben und aus den Kühlschränken steigen würden, doch sie kamen durch die gegenüberliegende Tür wie Normalsterbliche.
    Alle sechs waren in Schwarz gekleidet. Kristobal trug einen Crombie Coat, der ihm bis zu den Knöcheln reichte, und

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