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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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schon.»
    «Wie?» Sie fand es komisch, dass er die Ordnung im Raum eigenhändig wiederherstellte, anstatt einen seiner Lakaien damit zu beauftragen. Wollte er nicht, dass ihre Vereinigung bekannt wurde? Oder lenkte er sich nur ab, weil ihm das Gespräch unangenehm war?
    Er zögerte und schindete Zeit, indem er erst einige Kostüme aufhob, die von den Bügeln gerutscht waren, als Nanouk die Kleiderstangen umgeworfen hatte. «Es war Zufall. Wir hatten Feinde, die Skua. Am Anfang waren sie nur eine Gruppe von Freunden, die regelmäßig zusammen Jagen gingen. Sogar einen Löwen. Keine Ahnung, woher sie ihn hatten. Kranke Mistkerle! Ausgerechnet in unserem Revier, in unserem Wald, setzten sie das arme Tier aus und jagten es. Dabei geriet Radim in ihr Visier, aber wir lenkten von ihm ab. Wir handelten, wie Menschen es tun würden, waren aber in Wolfsgestalt, dadurch wurden sie auf uns aufmerksam. Sie entwickelten eine gefährliche Neugier und wir wurden zum ultimativen Jagdziel auserkoren.»
    Das war neben dem Publikwerden der Existenz der Werwölfe die zweite Angst, die an Nanouk haftete. Sie bückte sich nach einem altrosafarbenen Kleid mit Puffärmeln und Reifrock. Es war wirklich hübsch – an einer anderen Frau. In ihrem Kleiderschrank hing kein einziges Kleid, und erst recht nichts in rosa. Beides war viel zu süßlich.
    «Das passt nicht zu dir.» Offensichtlich war Kristobal derselben Meinung. Er hielt einen Gürtel hoch, an dem ein Halfter hing. «Eher das hier.»
    Sie zeigte auf den Colt, dessen Perlmuttgriff herausragte. «Ich hoffe, das ist keine scharfe Waffe.»
    «Sie ist genauso gefährlich wie das Fallbeil der Guillotine.» Schmunzelnd hängte er den Gürtel weg.
    Nanouk legte das Kleid auf die Bank, weil der Bügel gebrochen war, und weil sie Kristobal auf diese Weise kurz den Rücken zudrehen konnte, damit er ihr die Enttäuschung darüber nicht anmerkte, dass er beim Finale auf der Wippe doch nicht sein Leben für sie riskiert hatte. Wieder verpuffte ein Bonuspunkt. «Lenk nicht ab. Was war mit den Skua?»
    Er fuhr fort zu erzählen, während er die restlichen Kleiderstangen aufstellte. «Eines Tages erwischten sie Jarek dabei, wie er sich gerade in einen Wolf verwandelte. Die Jäger schossen ihm einen Pfeil ins Herz, noch während sich die Wandlung vollzog. Wir vertrieben sie zwar, doch es war zu spät. Jarek hatte sich in einen Menschen zurückverwandelt und sah tot aus. Als ich mich jedoch über ihn neigte, hörte ich sein Herz schwach und unregelmäßig schlagen. Er lebte noch – zumindest ein Teil von ihm. Jarek brauchte einige Zeit, um sich zu erholen. Als er wieder genesen war, stellte er fest, dass die Feinde den Wolf in ihm getötet hatten, nicht aber den Menschen. Allerdings war sein menschlicher Körper nicht mehr selbstständig lebensfähig. Alles hat seine Konsequenzen.»
    «Deshalb muss er Blut trinken.» Angewidert schüttelte sie sich. Es gab keinen Anlass, diplomatisch zu sein und zu verbergen, dass sie nicht verstand, weshalb man seinen Wolf gegen ein Leben als Geschöpf der Nacht eintauschte.
    Lässig zuckte Kristobal mit den Achseln. «Sein Körper war nicht mehr voll funktionstüchtig.»
    «Also hatten die Jäger mehr als nur den Wolf getötet.» Wenn man erst einmal ein Tier hatte, gehörte man zusammen. Für immer. Das war Nanouks feste Meinung.
    «Der Parasit hatte dem Wirt die Lebensenergie geraubt.» Er hob die letzten Kostüme auf, die, auf denen sie nackt und in inniger Umarmung gelegen hatten.
    Das war eine gefühlte Ewigkeit her, doch in Wirklichkeit nur eine Viertelstunde. Eben noch hatten sie sich geliebt, jetzt knurrte Nanouk ihn schon wieder drohend an. «Nimm das Wort Parasit nie wieder in den Mund!»
    «Jarek lebte, nur das war wichtig. Und er besaß weiterhin die Kraft des Wolfes, die leidlichen tierischen Einflüsse war er jedoch los, der Glückliche! Das wollten wir auch. Außerdem gewann er die Gabe, Menschen zu beeinflussen. Wahre Magie», er sprach die letzten beiden Worte ehrfürchtig aus. «Das hat uns endgültig überzeugt.»
    «Aber wie habt ihr das Wunder vollbracht?» Nanouk wollte es keinesfalls nachahmen, sondern vielmehr wissen, was sie unbedingt vermeiden musste, um ja nicht Gefahr zu laufen, ihre Timberwölfin zu verlieren.
    Seine Antwort klang trocken. «Wir haben das Szenario nachgestellt.»
    «Ihr habt einen von euch getötet?» Ungläubig ließ sie sich auf die Sitzbank nieder.
    «Mich, ich war das Alphatier. Ich hatte nicht nur das Recht,

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