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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Echo von ihm, das sie bis in ihre Eingeweide vernommen hatte, war nicht seine Magie gewesen, sondern die Sehnsucht nach ihm, die aus ihr selbst kam.
    Kristobal war nicht das Problem, sondern sie selbst. Dabei durfte sie nicht lieben. Mehr als eine Verliebtheit erlaubte sie sich nie. Liebe bedeutete Gefahr. Schließlich war sie die Tochter ihrer Mutter und ihre Mutter war tot wegen eines Mannes.
    Zehn
    Kristobal hockte sich neben sie und legte ihr einen Samtumhang um die Schultern. «Bitte erzähl’ niemand, dass ich die Tür allein durch die Kraft meiner Gedanken geschlossen habe. Die anderen wissen nicht, wozu ich fähig bin, und das soll auch so bleiben.»
    «Wieso?» Verwundert sah sie zu ihm auf.
    «Ein Alpha muss immer ein Ass im Ärmel haben, falls ihn jemand herausfordert. Der Tag wird kommen. Ich spüre, dass man mir bald meinen Rang streitig machen wird.»
    Der Mottenkugel-Geruch des Umhangs stach in ihre Nase wie Nadelstiche, deshalb legte Nanouk ihn weg, streckte sich nach ihrem Langarmshirt und streifte es über. Nachdem sie beide nicht mehr vollkommen entblößt waren, machte sich ein Hauch von Distanz bemerkbar. Ihre Nacktheit hatte sie verbunden – die Intimität war vorbei. «Du redest wie ein Werwolf.»
    «Nein!», sagte er entschieden. Während er sich erhob, griff er nach seinem Pullover und zog ihn an.
    Woher kam seine Aversion gegen Lykanthropen? Er musste Gestaltwandler getroffen haben, die jenseits von Anchorage lebten, anders konnte Nanouk es sich nicht erklären.
    Kristobal lenkte ein: «Wölfe bevorzugen einen ehrlichen Kampf. Wenn ein Wolf den Rang des anderen begehrt, fordert er ihn geradewegs heraus. Die Vampire sind den Menschen ähnlicher, sie taktieren, intrigieren und schwächen – erst dann schlagen sie aus dem Hinterhalt zu.»
    «Warum tust du dann so, als seien Vampire besser als Werwölfe?» Noch im Sitzen schlüpfte sie in Hose und Boots.
    «Sie stellen eine neue Stufe der Evolution dar.»
    Er hielt ihr seine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Kurz überlegte sie, ob sie ablehnen sollte, denn sein elitäres Denken ging ihr gehörig gegen den Strich. Doch dann ergriff sie seine Hand und ließ sich auf die Füße ziehen. «Versuch und Irrtum, so hat die Evolution schon immer funktioniert. Vielleicht seid ihr schneller von diesem Planeten verschwunden als ... Wie alt bist du eigentlich?»
    Er lachte und reichte ihr die Gore-Tex-Jacke. «Nicht so alt, wie du vermutest.»
    Sie nahm die Jacke zwar an, schüttelte jedoch ihren Kopf, wodurch ihr bewusst wurde, dass ihre Haare offen waren, ein seltener Umstand. «Ich werde nicht gehen, bevor du mir etwas über die anderen Gestaltwandler verraten hast, die euch begegnet sind.»
    «Es gibt kein anderes Rudel. Das war eine Lüge.» In seiner Stimme schwang die Warnung mit, schlafende Hunde nicht zu wecken.
    Ihr Haargummi lag vor der Sitzbank. Nanouk hob es auf, legte ihre Jacke auf die Bank und band ihre Haare zu einem Zopf zusammen. Kurz schaute sie sich im Spiegel an und war froh, dass sie endlich wieder die Alte war, zumindest äußerlich. Da ihr Aussehen wieder hergestellt war, gewann sie auch ihre Fassung zurück.
    Wie ein Wolf auf der Pirsch schritt sie auf Kristobal zu. Sie blieb dicht vor ihm stehen und blickte ihm geradewegs in die Augen. «Ich kann riechen, wenn jemand lügt, und du hast gerade gelogen.»
    «Nur Pavel ...» Er brach ab und packte ihr Handgelenk, denn sie hatte blitzschnell ihre Hand an seine Wange gelegt.
    Da sie ihre Krallen nicht ausfuhr, hielt er sie einfach nur fest. Er ließ sie gewähren. In Nanouks Augen war es ein Test, aber sie hatte nie vorgehabt, ihn zu verletzen. Alles, was sie wollte, war ein wenig Druck auszuüben, um endlich die Wahrheit zu erfahren. Sie strich über sein Kinn, Bartstoppeln kitzelten ihre Handfläche.
    «Dein braunes Haar schimmert auf einmal fuchsrot.» Fasziniert ließ er einige Strähnen durch seine Finger gleiten.
    «Meine Wölfin sitzt nahe an der Oberfläche. Sie wird dich angreifen, solltest du nicht endlich die Wahrheit sagen. Ich werde sie nicht davon abhalten können.» Wenn sie ehrlich war, wollte sie das auch nicht. Diesmal würde Kristobal nicht davonkommen.
    Seine Gesichtszüge wurden hart. Er trat einen Schritt zurück und musterte sie. Seine Nasenflügel blähten sich. Es war offensichtlich, wie ernst es ihr war. Schnaubend drehte er sich um. Er ging zum Fenster und stützte sich auf der Fensterbank ab. Obwohl er so tat, als würde er etwas oder jemanden auf der Straße

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