Alphawolf
seines Gefährten weg. In der Gestalt des MacKenzie-Wolfs wäre Lupus ihm fast ebenbürtig gewesen, aber als Mensch war ihm der ältere Mann eindeutig unterlegen. «Wir sind keine Figuren in einem Spionagethriller. Sie amüsiert sich, anstatt ihren Verpflichtungen dem Rudel gegenüber nachzukommen. Allem Anschein nach hat sie den Ernst der Lage noch nicht erkannt, aber den werde ich ihr schon noch eintrichtern.»
«Beruhige dich, mein Freund.» Beschwichtigend klopfte Lupus ihm auf den Rücken. «Mit Gewalt kommst du bei Frauen nicht weiter. Sie ist keine Werwölfin. Um bei ihr etwas zu erreichen, brauchst du Feingefühl.»
Für Claw klang das nach einem Tipp, um bei einer Frau zu landen, was ihm gar nicht passte. Ein Knurren stieg aus seiner Kehle empor, das Lupus zurückweichen ließ. «Wir befinden uns im Kampf.»
Zu allem Übel grinste sein Gefährte auch noch. «Wir sind ihr nur gefolgt, um sicherzustellen, dass sie keinen Unsinn macht und flieht oder uns verrät.»
«Pah!» Claw schickte dem Mann, der mit Tala am Tisch saß, einen giftigen Blick. Am liebsten hätte der Wolf in ihm diesem Typen die Kehle aufgerissen. Dann wäre die Sache erledigt gewesen.
Jetzt dröhnte auch noch kitschige Country Music aus den Boxen, irgendein Schmusetitel, der alle Liebenden zum Kuscheln aufforderte.
Wehe, dachte Claw und bemerkte, dass er unbewusst seine Krallen ausgefahren hatte. Rasch zog er sie wieder ein und sah sich um, aber es war niemand in der Nähe, der seinen Ausrutscher bemerkt hatte.
Hatte der Indianer gerade seine Hand näher an die von Tala geschoben oder bildete Claw sich das nur ein?
«Du scharrst Löcher in den Boden», bemerkte Lupus und rollte mit den Augen.
Claw riss seinen Blick von Tala los und sah seinen Freund verwirrt an. «Was?»
«Du scharrst mit dem Fuß im Schnee, wie ein Stier, der seinen Widersacher gleich auf die Hörner nehmen wird.» Lupus schüttelte belustigt den Kopf.
«Unsinn», blaffte Claw und schaufelte unauffällig Schnee auf die Stelle, an der bereits das Erdreich sichtbar geworden war.
«Du benimmst dich, als wäre sie deine Gefährtin», bemerkte Lupus und lehnte sich gegen die Wand des Totem Inns, «aber sie ist frei und zudem eine reine Menschenfrau, nichts für dich.»
«Red nicht solch einen Quatsch. Ich verwechsele nicht Freund und Feind.» Noch so einen Kommentar, und Claw würde ihm zeigen müssen, dass selbst er sich solche Unverschämtheiten gegenüber dem Alphawolf nicht erlauben durfte. «Sie gehört nicht zum Rudel, ist uns aber etwas schuldig und dieses Recht fordere ich ein.»
Plötzlich trat er in den Vorraum, von dem Türen in die Küche, das Damen- und das Herren-WC und den Essraum führten.
Lupus folgte ihm aufgeregt und nahm die Canvasjacke an, die Claw ausgezogen hatte und ihm reichte. «Was hast du vor?»
«Ich werde sie daran erinnern, dass wir sie beobachten und es gefährlich ist, mit uns zu spielen und uns hinzuhalten», sagte Claw und konnte das Wolfsgeheul in seinem Schlund kaum unterdrücken. Er war in der letzten Nacht scheinbar zu nett zu Tala gewesen. Aber das würde sich ab sofort wieder ändern.
«Haben Sie schon gewählt?»
Die Stimme kam Tala bekannt vor. Als sie zum Kellner hochschaute, stockte ihr der Atem. Sie konnte kaum glauben, was sie sah. Claw stand mit einem Notizblock und einem Bleistift vor dem Tisch und blinzelte sie wütend an. In seiner beigefarbenen Cargohose und dem braunen T-Shirt, unter dem er ein langärmeliges beigefarbenes Shirt trug, wirkte er wie ein Abenteurer, aber keinesfalls wie ein Kellner. Was sollte diese Scharade?
Mantotopah lehnte sich mit gerunzelter Stirn zurück. Seine langen Beine passten kaum unter den Tisch. Sein Oberschenkel berührte den von Tala. «Ich kenne Sie nicht, aber das müsste ich, denn das Totem Inn ist jetzt mein Laden.»
Tala zog ihr Bein weg, denn Claw durfte auf keinen Fall diese dezent intime Geste bemerken. Gerade als sie ihren Mund öffnete, um ihm durch die Blume zu sagen, er solle sich zur Hölle scheren, sagte er blasierter als jeder Kunde: «Ich bin spontan eingesprungen.»
«Aber ich stelle alle Aushilfen ein», wunderte sich Mantotopah.
«Besondere Umstände», behauptete Claw, ohne mit der Wimper zu zucken, und starrte Tala mit zusammengekniffenen Augen an.
Wenn Blicke töten könnten, dachte sie und spürte schon wieder Totos Schenkel an ihrem. Unter anderen Umständen hätte sie sich ein Loch in den Bauch gefreut, weil ihr Jugendfreund ihr endlich die
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