Alphawolf
Claw, sondern hatte eine normale Figur mit kräftigem Knochenbau. Er war ein Mann, der anpacken konnte und Verlässlichkeit ausstrahlte, mit den schönsten bernsteinfarbenen Augen, die Tala jemals gesehen hatte.
Nur der Wolf auf seinem erdfarbenen Sweatshirt irritierte sie. Es war ein Grauwolf, der den Mond anheulte, als wollte er auf sich aufmerksam machen. Tala nahm sich vor, sich von einem Aufdruck nicht nervös machen zu lassen, und konzentrierte sich auf ihren Jugendfreund.
Damals war Toto nicht nur bei den athabascanischen Mädchen beliebt gewesen, sondern bei allen. Kein Wunder, dass Talas Chancen, ihn für sich zu gewinnen, gering gewesen waren. Aber jetzt saßen sie gemeinsam im Totem Inn. Keine Konkurrenz weit und breit.
Sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln und sagte zweideutig: «Wieso bist du zurück? War es zu einsam dort oben?» Der Nationalpark lag am nördlichsten Polarkreis und war der abgelegenste in ganz Alaska.
«Meine Eltern wollen sich zur Ruhe setzen, ich werde das Restaurant übernehmen. Das Totem Inn ist kein 5-Sterne-Laden, sondern ein einfaches Lokal, und das wird es auch bleiben. Es wird auch weiterhin Rentier-Würstchen zum Frühstück, mittags Burger und abends Seafood geben», erklärte er, als müsse er sich rechtfertigen, die Freiheit des Nationalparks gegen die Einfachheit von Valdez eingetauscht zu haben.
Das klang in Talas Ohren herrlich normal. Keine Gestaltwandler oder sonstige außergewöhnliche Dinge. Sie setzte sich auf ihre Hände, damit sie nicht vor Aufregung zitterten, und griff das Gespräch mit ihrer Großmutter wieder auf. «Kehren wir nicht alle irgendwann zu unseren Wurzeln zurück?»
Neugierig richtete sich Mantotopah auf. «Du auch?»
Er wirkte interessiert, das wollte Tala nicht schmälern, deshalb antwortete sie ausweichend und unverbindlich: «Noch nicht, aber das Panorama der Berge ist natürlich unschlagbar.»
«Nicht wegen der Menschen, die hier leben?», fragte er und seine Mundwinkel kräuselten sich. «Alte Bekannte zum Beispiel.»
Sie betrachtete ihn eingehend. Er war erwachsen geworden, aber seine Augen hatten immer noch diesen jugendlichen Glanz. Und sie konnten Tala noch immer bezaubern. Da war so ein Flattern in ihrer Magengrube, das sie seit Ewigkeiten nicht mehr verspürt hatte.
Nein, das war nicht korrekt.
Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, was ihr in diesem Moment schwerfiel, musste sie zugeben, dass sie es bemerkt hatte, nachdem sie mit Claw geschlafen hatte. Aber es war nicht dasselbe! Das mit Claw war Sex gewesen, redete sich ein, unglaublicher zügelloser Sex, der sie beeindruckt hatte, keine Frage. Bei Toto jedoch empfand sie eine Vertrautheit, die durch die zweijährige Trennung zwar einen Riss bekommen hatte, aber keineswegs vollkommen verschwunden war.
«Mit dem richtigen Anreiz würde ich bestimmt früher als geplant heimkehren», flirtete Tala zurück, aber es kam ihr wie eine Trotzreaktion vor. Sie legte die Ellbogen auf die Tischplatte und stützte ihren Kopf mit den Händen ab. Ihr Tee stand noch unberührt vor ihr und auch in die Menükarte hatte sie noch keinen einzigen Blick geworfen, dabei hatte Mantotopah sie zum Mittagessen eingeladen.
Auch er lehnte sich über den Tisch. Er sah ihr tief in die Augen und lächelte schweigend.
«Wenn er noch näher an sie heranrückt, reiß ich ihm den Kopf ab.» Nur mit Mühe unterdrückte Claw einen Wutschrei. Wäre Lupus nicht bei ihm gewesen und hätte ihn zurückgehalten, wäre er schon längst in das Totem Inn gestürzt und hätte Tala an den Haaren herausgezogen.
Wenn es um Tala Cocoon geht, denke ich wie ein Steinzeitmensch, gab er zähneknirschend zu. Sein Hirn setzte aus, seine Gefühle übernahmen die Kontrolle und das Tier in ihm kam gefährlich nah an die Oberfläche.
Lupus stellte sich ihm in den Weg, der Schnee knirschte unter seinen Stiefeln, und stemmte beide Hände gegen Claws Schultern. «Reiß dich zusammen. Sie tut doch gar nichts.»
«Das ist es ja eben», antwortete Claw mürrisch. «Sie soll sich umhören, ob jemand Dante gesehen hat. Stattdessen flirtet sie ungeniert herum.»
Er spähte durch das Fenster in das Restaurant und ließ Tala und diesen Kerl nicht aus den Augen. Bestimmt war er ein Mitglied vom selben Stamm wie sie, eine Verbundenheit, die Claw nie mit ihr teilen würde.
Lupus goss Öl in die Wunde. «Lass sie doch ruhig flirten. Vielleicht ist das nur eine Methode, um an Informationen zu kommen.»
Aufgebracht schlug Claw die Hände
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