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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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warf Lupus einen hilfesuchenden Blick zu.
    Lupus neigte sich über den Fahrersitz zu ihnen. «Er könnte dir die Cops auf den Hals hetzen und einen Artikel über dich bringen. Kerle wie er graben so tief, bis sie die Leiche in deinem Keller gefunden haben, nur um dich ans Kreuz zu nageln.»
    «Jerkins ist ein schmieriger Typ, aber ein Fuchs», fügte Tala hinzu.
    Ohne ein einziges Mal zu blinzeln, starrte Claw zu dem Auto hinüber, hinter dem der Reporter kauerte. Glücklicherweise war Jerkins zu weit weg, um zu hören, was sie sprachen, und falls er nicht selbst ein Werwolf war, was auszuschließen war, da Claw und Lupus es gewittert hätten, war er auch nicht in der Lage, Claws fratzenhafte Miene zu erkennen.
    Claw bleckte seine Lefzen. Zum Vorschein kamen lange, spitze Fang- und Reißzähne, die Tala eine Gänsehaut über den Leib jagten.
    «Claw», brachte sie atemlos hervor, weil sie sich vor ihm fürchtete, nein, nicht vor ihm, sondern dem Tier in ihm. «Verlier nicht die Kontrolle.»
    Endlich sah er sie an. «Wölfe regeln die Dinge anders als Menschen.»
    «Weniger diplomatisch.» Sie konnte sich den Seitenhieb nicht verkneifen, obwohl es klüger gewesen wäre zu schweigen, um ihn nicht zusätzlich zu reizen. Aber das Tier in ihm schien seinen gesunden Menschenverstand zu vernebeln.
    «Ehrlicher und direkter.» Langsam verschwand das Wölfische aus seinem Gesicht. Seine Zähne bildeten sich zurück und seine Augen wurden wieder menschlich, aber sein Blick blieb hart. «Lass uns endlich das Karibu bei Zottelbärs Freund abliefern, sonst verspeise ich es noch.»
    Tala stieg in den Wagen ein und betete für Jerkins, dass er klug genug war zu verschwinden. War er nicht. Er folgte ihnen weiter und war dabei nicht gerade unauffällig, als wollte er sie nervös machen, damit sie einen Fehler begingen, den er in einem Artikel ausschlachten konnte.
    Wider Erwarten blieb Claw ruhig, obwohl er ihren Verfolger ebenfalls bemerkte. Während sie den Tierkadaver an den Jäger übergaben, der ihn Tala geliehen hatte, stellte er sich zwischen sie und den Fremden, wie ein Schutzschild, als müsste er jede noch so winzige Verbindung, selbst wenn sie nur indirekt war, zu Mantotopah unterbinden. Claw schüchterte den Mann durch sein selbstsicheres Auftreten, seine harte Sprache und seine finstere Miene so sehr ein, dass dieser nicht einmal nachfragte, weshalb der Kadaver verunstaltet war.
    Als sie wieder zu dritt im Pick-up saßen und aus Valdez herausfuhren, war Tala erleichtert. Ihrer Granny war nichts passiert, auch sonst keinem Athabascan, sie waren Toto nicht über den Weg gelaufen und es hatte keinen Ärger wegen der Tierleiche gegeben. Claw war nicht ausgeflippt. Inzwischen war sein Zorn verflogen. Entspannt saß er auf dem Fahrersitz und konzentrierte sich auf die Fahrbahn. Sie war zwar frei von Schnee, aber spiegelglatt.
    Aufatmend schaute Tala über die Schulter zurück, aber sie wurde einfach dieses mulmige Gefühl in der Magengegend nicht los. Die Straßen von Valdez waren weitgehend leer. Die Touristen speisten in den Restaurants oder Pensionen und die Einheimischen machten es sich in ihren Häusern gemütlich. Die Kleinstadt sah idyllisch aus, wie eine dieser Miniaturstädte zu Weihnachten. In allen Häusern brannten Lichter. Das Tal war schneebedeckt. Die Boote im Hafen schaukelten sanft im Kielwasser.
    Stille legte sich über Valdez, doch es kam Tala vor wie die Ruhe vor dem Sturm.
    Claw klopfte auf die Tankanzeige. «Wir müssen tanken.»
    Tala holte ihre Geldbörse aus der Hosentasche, doch er nahm sie ihr aus der Hand und legte sie auf das Armaturenbrett. «Ich zahle.»
    «Wieso solltest du das tun? Es ist mein Wagen. Wir sind zu meiner Granny –»
    Er unterbrach sie. «Weil es so ist.»
    Der Leitwolf hatte gesprochen. Tala sah Lupus an und verdrehte die Augen. Wenn Claw sein Macho-Gehabe bis zur Perfektion treiben wollte, sollte es ihr recht sein, aber nur in diesem Fall. Bei Wild Protection wurde man nicht reich und vielleicht steckte hinter seiner Fassade ja ein wohlhabender Viehzüchter. Verstohlen betrachtete sie ihn von der Seite. Wohl kaum.
    Sie stellte sich Claw in verschiedenen Berufen vor, aber nichts davon passte zu ihm. Er war zu freiheitsliebend, um sich in ein Büro einpferchen zu lassen, zu dominant, um sich Vorgesetzten unterzuordnen, und zu stolz, um einen einfachen Beruf auszuüben. Alpha blieb Alpha. Er konnte sein Tier, das stärker war als bei allen anderen Rudelmitgliedern, bestimmt nicht

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