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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Mark.»
    Sie folgten Onawa ins Haus. «Setzt euch ins Wohnzimmer. Ich komme gleich.»
    Tala fühlte sich unwohl, als sie die beiden Werwölfe in das einzige Zimmer führte, das ihre Granny permanent heizte. Die anderen Räume waren stets empfindlich kalt, aber Onawa musste sparen, wo sie konnte, da ihre Rente gering war und der Gewinn, den die Werkstatt erwirtschaftete, den Athabascan zugutekam. Aber Onawa war glücklich, das war ihr wichtiger als alles andere.
    «Ich werde ihr helfen.»
    Bevor Tala das Zimmer verlassen konnte, umfasste Claw ihren Arm und hielt sie zurück. «Mach keine Dummheiten.»
    Da war er wieder, der Werwolf, das dominante Alphatier. Schade, seine zärtliche und fürsorgliche Seite hatte ihr gefallen. «Keine Sorge.»
    Sie riss sich los und kam in die Küche, als das Wasser im Kocher gerade brodelte. «Wo warst du?»
    «Der Stamm hatte eine Versammlung einberufen, weil das Holzhaus der Athabascan im Alaska Native Heritage Center niedergebrannt und das Hauptgebäude verwüstet wurde.»
    Tala lehnte sich mit ihrem Hintern gegen die Arbeitsplatte. «Ich habe davon gehört.» Von der Randale im Education Center wusste Onawa offensichtlich noch nichts.
    «Wir werden das Haus wieder aufbauen und bei den Aufräumarbeiten helfen.» Auf dem Küchentisch standen vier Becher, die Onawa nun mit Wasser füllte.
    «Pass auf dich auf, versprich mir das», bat Tala und hängte die Einmal-Teefilter in die Tassen, die ihre Granny mit im Sommer eigenhändig gesammelten und getrockneten Brennnesselblättern gefüllt hatte. Sie würde niemals Tee kaufen, erst recht nicht importierte Ware, weil es ihrer Meinung nach eine Sünde gegen die Natur wäre, die Kostbarkeiten zu ignorieren, die vor der eigenen Haustür wuchsen.
    Onawa stellte den Wasserkocher weg. «Wieso sagst du so etwas?»
    «Wer weiß, wer der Brandstifter war.» Über den Mord wollte Tala möglichst kein Wort verlieren. Sie tauchte die Teefilter nacheinander immer wieder ins Wasser, damit der Geschmack sich schneller verteilte.
    «Das herauszufinden ist Aufgabe der Polizei. Wir sind für den Wiederaufbau und die Renovierung zuständig.» Onawa nahm auf einem der Küchenstühle Platz. «Mantotopah war auch bei der Versammlung. Er hat nach dir gefragt.»
    Das schlechte Gewissen schrillte in Tala auf wie ein nervtötender Alarmwecker am frühen Morgen. Es war dumm, sich nicht bei ihm zu melden. Sie konnte ihn verlieren, bevor sie ihn endlich für sich gewonnen hatte. Aber hatten sie ihre Chance nicht längst gehabt, damals, als sie noch jung und ihre Freundschaft lebendig gewesen war? Was war davon übrig? «Ich werde ihn anrufen.»
    «Toto ist ein guter Junge, verlässlich und bodenständig.»
    «Ein Mann», korrigierte Tala sie. Und ein Athabascan. Das reichte schon für Onawa, um der perfekte Heiratskandidat zu sein. Talas Blick schweifte zur Wohnzimmertür. Die Tür war angelehnt, aber durch einen Spalt konnte sie Claws Jacke sehen, die auf der Rückenlehne der Couch lag. Sein Gehör war außergewöhnlich gut, und sie wettete, dass seine Ohren gespitzt waren.
    «Er gefällt dir.» Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Verdutzt hob Tala ihre Augenbrauen. Konnte es sein, dass ihre Großmutter plötzlich von Claw sprach?
    «Er ist stark, selbstbewusst und er weiß, was er will.» Verklärt lächelnd strich sie eine Ecke des selbst gehäkelten Deckchens glatt, das in der Mitte des Küchentischs lag. «Aber da ist auch eine Wildheit in seinen Augen, die zeigt, dass dieser Mann nicht zu zähmen ist.»
    Und das war nicht gut, oder? Tala massierte ihre Schläfen. Wieso verschwendete sie überhaupt einen einzigen Gedanken an Claw?
    «Der Tee hat lang genug gezogen. Komm.» Onawa entfernte die Teefilter und warf sie in den Mülleimer. Mit zwei Bechern in der Hand ging sie voraus.
    Gedankenversunken folgte Tala ihrer Granny ins Wohnzimmer, reichte Lupus eine Tasse und nippte an ihrem eigenen Brennnesseltee. Sie vermied es, Claw anzusehen, weil sie befürchtete, er könnte ihre Gedanken lesen oder zumindest spüren, dass sie über ihn nachdachte.
    Er war so ziemlich das Gegenteil von Mantotopah. Beide waren männlich, aber auf Toto war Verlass, er war ein offenes Buch für sie, Claw jedoch war undurchschaubar und wechselte sein Verhalten wie seine Gestalt. War das ein Wunder? Ihr Verhältnis zueinander war undefiniert. Sie waren weder Feinde noch Freunde. Was waren sie?
    Die nächste Stunde war ein Ritt auf dem Pulverfass. Tala war gezwungen, vor jedem Satz

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