Alphawolf
abwägen, ob sie nicht versehentlich etwas über ihre zwei Begleiter preisgab. Gleichzeitig musste sie Claw in Schach halten. Er beobachtete schweigend, lauschte – und lauerte – was Tala nervös machte. Lupus dagegen machte es ihr leicht. Er führte eine charmante Unterhaltung und lenkte Onawa davon ab, zu viele Fragen zu stellen.
Da alle Indianer glaubten, Träume hätten eine besondere Bedeutung für das Leben, behauptete Tala, dass sie sich nach dem Besuch in Valdez am Vormittag hingelegt und von Onawa geträumt hatte. Sie gab vor, sich an den Inhalt des Traumes nicht erinnern zu können, aber sie wäre mit einem schlechten Gefühl erwacht, deshalb musste sie unbedingt nachschauen, ob es ihrer Granny gut ging. Ihre Großmutter sah dies als Warnung, und das war Talas Besuch ja auch in gewisser Weise.
Als sie wieder aufbrachen, war Tala froh darüber, Onawa zwischen den Zeilen mitgeteilt zu haben, dass etwas vor sich ging. Onawa würde Augen und Ohren offen halten, mehr konnte Tala im Moment nicht für sie tun. Ihrer Großmutter ging es gut, das beruhigte sie. Hätte Dante ihr etwas antun wollen, wäre dies längst geschehen.
Aber was hatte er dann in Valdez gewollt? Tala wurde das Gefühl nicht los, dass sie etwas übersehen hatten.
Sie verabschiedeten sich und Tala blieb vor der Haustür stehen, bis Onawa diese abgeschlossen hatte. Als ob ein lächerliches Türschloss Dante aufhalten könnte! Sie klappte den Kragen ihres Parkas nach oben und schlenderte zu ihrem Wagen. Lupus saß bereits auf dem Beifahrersitz. Claw hielt die Fahrertür auf und wartet auf Tala.
«Falscher Alarm», murrte er, als sie gerade einsteigen wollte.
Sie baute sich vor ihm auf. «Nicht ganz. Dante war tatsächlich in Valdez, oder?» Tala öffnete ihre Arme und drehte die Handflächen nach oben.
«Und was sagt uns das?» Er stellte einen Fuß auf der Einstieghilfe ab.
«Hier leben sehr viele Indianer, besonders Athabascan. Das muss doch eine Bedeutung haben.» Sie zuckte mit den Achseln. «Immerhin hat er in den letzten Tagen ausschließlich Einrichtungen aufgesucht und verwüstet, die von Indianern geleitet werden und über ihre Kultur und die der Wölfe berichten.»
«Fein, das wussten wir schon vorher.»
Es fiel Tala nicht leicht, ihren aufwallenden Zorn im Zaum zu halten. «Es tut mir leid, dass du die Suche nach Rufus für diesen Trip unterbrochen hast, aber ich finde nicht, dass er umsonst war.»
«Schon okay.»
«Onawa ist dirᅠ... euch egal. Euch verbindet nichts, aber für mich bedeutet sie die Welt.» Sie redete sich in Rage.
«Ich sagte, es ist okay.»
Sie stemmte ihre Hände in die Hüften. Gerade als sie Luft holte, um ihren Standpunkt erneut klarzumachen, packte Claw sie am Kragen, zog sie heran und verschloss ihren Mund mit einem Kuss. Tala war so überrascht, dass sie stillhielt. Sie wehrte sich nicht, sondern ließ den Kuss über sich ergehen. Aber nachdem der erste Moment der Überraschung vorüber war, drang Claws Geschmack zu ihr durch. Er schmeckte köstlich und konnte gut küssen. Sanft schob er seine Zunge in sie hinein. Bereitwillig schnäbelte Tala mit ihm, als hätte sie schon den ganzen Tag über darauf gewartet.
Doch kaum hatte er sich von ihr gelöst, knurrte er laut. Er schaute über sie hinweg auf einen Punkt hinter ihr. Tala drehte sich um und entdeckte Matt Jerkins. Der Reporter duckte sich hinter einem Wagen, der an der Kreuzung am Straßenrand parkte. Er hielt seine Kamera in der Hand. Hatte er Fotos von ihnen gemacht? Tala atmete tief durch. Was würde schon darauf zu sehen sein? Nur ein Liebespaar.
Ein Liebespaar? Hitze schoss in ihre Wangen, aber Claw hatte nur Augen für Jerkins. Er starrte ihn an. Seine Augen waren die eines Wolfes, nur noch Schlitze, durch die er den Reporter fixierte. Die Straßenlaterne warf dunkle Schatten auf sein Gesicht, da das Licht seitlich auf ihn fiel. Seine Zornesfalte trat hervor. Das alles ließ sein Gesicht wie eine Fratze erscheinen.
«Claw, nicht.» Tala legte beide Hände an seinen Brustkorb. Es war nicht mehr als eine Geste, denn sie würde es sowieso nicht schaffen, ihn davon abzuhalten, sich auf Jerkins zu stürzen. «Das ist nicht der richtige Ort. Jemand könnte dich sehen.»
Seine Stimme klang fremd, nicht mehr wie er selbst. «Ich kann ihn auch als Mensch niederstrecken.»
«Er würde dich anzeigen. Das sind die Dinge, die Werwölfe unbedingt vermeiden müssen, damit sie nicht ins Visier der Öffentlichkeit geraten, nicht wahr?» Sie
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