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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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beinhart, ganz der Krieger, der keine Schwäche zeigte, um sich und anderen weiszumachen, dass er furchtlos war.
    Doch Tala bemerkte einige schweißnasse Haarsträhnen in seinem Nacken. «Normalerweise werden Riten während des Schwitzbades durchgeführt, aber mit ihnen bin ich nicht vertraut.»
    «Das sehe ich nicht als Problem», beruhigte Canis sie und schenkt ihr ein zartes aufmunterndes Lächeln. «Es muss reichen, dass du Claw die einzelnen Runden erklärst, damit er weiß, auf was er sich zu konzentrieren hat.» Er sah den Alpha unmittelbar an. «Wenn du Schritt für Schritt vorgehst, wird das Tier in dir langsam an die Oberfläche steigen, und durch das hohe Maß an Konzentration kannst du es kontrollieren.»
    «Es wird schwierig, es dort zu halten», gab Claw zu. «Ich muss es zur Hälfte herauslassen und dort an die Leine legen. Es darf weder ganz herauskommen noch sich wieder in mich zurückziehen.»
    «Lass dich auf die einzelnen Schritte, die Tala dir erklärt, ein», riet Canis ihm. «Dein Körper wird verdammt schmerzen und du wirst glauben, dein Kopf explodiert, aber –»
    Schwungvoll stand Claw auf. «Genug! Was nutzt es, darüber zu reden!»
    Auch Tala und Canis erhoben sich.
    «Die Dunkelheit ist euer Schutz», sagte er Inupiaq-Indianer.
    Tala wusste, was er damit meinte. Während Claw durch die Finsternis besser in sich hineinhorchen und sich konzentrieren konnte, würde sie seine Wandlung nicht mit ansehen müssen. Der Anblick musste grausam sein, weil Claw mit dem Wolf ringen würde. Hoffentlich würde er die Oberhand gewinnen.
    «Raum und Zeit werden unwichtig, die innere Stimme wird lauter, man befreit sich von allen Zwängen und Einschränkungen und kann sich seinen Problemen und Ängsten stellen.» Canis führte die beiden zum Eingang der Hütte. «Impulse kommen aus dem eigenen Inneren und man kann ehrlich und wertfrei seinen persönlichen Pfad erkennen.»
    Tala legte die Hände auf Claws Brustkorb. «Man findet zu seinen inneren Schätzen und Stärken, aber das führt unweigerlich dazu, sich auch mit den eigenen Schattenseiten auseinandersetzen zu müssen.»
    Der Alpha nahm ihre Hände und küsste ihre Handflächen. «Ich muss meine dunkle Seite nach außen wenden und trotzdem nicht den Verstand verlieren.»
    «Dafür bin ich da», flüsterte sie.
    «Die Zeremonie öffnet das Herz und die Tür in unser Inneres.» Canis schaute in die Richtung, in der das Restaurant lag, doch die schneebedeckten Bäume verdeckten die Sicht. «Selbsterkenntnis und Veränderung kann man durch sie bewirken. Was man gewinnt, ist Kraft und Klarheit.»
    «Bestenfalls.» Ein Knurren stieg aus Claws Kehle hervor. «Lasst uns endlich beginnen.»
    «Zieht euch aus.» Canis drehte ihnen den Rücken zu.
    Am ganzen Körper zitternd, entkleidete sich Tala. Es lag nicht an der Eiseskälte, das versuchte sie sich erst gar nicht einzureden, sondern sie hatte schlichtweg Angst. Würde sie Claw helfen können, dem Monster, das er werden würde, Einhalt zu gebieten? Sie war schwach, nur eine Menschenfrau, die keine Kräfte oder Waffen besaß, sondern nur ihre Liebe für den Alphawolf. Aber diese Liebe war gerade erst erblüht, ein kleines Pflänzchen, das schnell sterben konnte, wenn man unsanft damit umging.
    Und unsanft war eine milde Umschreibung für das, was Tala in Kürze erleben würde.
    Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. Claw öffnete die Schwitzhütte und sie trat vor ihm ein. Er setzte sich neben sie, umarmte sie fest und gab ihr den gefühlvollsten Kuss, den sie jemals bekommen hatte.
    «Küss mich nicht, als wäre dies ein Abschied», wisperte sie den Tränen nah.
    «Ein Abschied von dem Mann, den du mal gekannt hast.»
    «Du wirst zurückkehren. Du bleibst kein Monster.» Sie legte die Hand an seine Wange und strich mit dem Daumen über die Konturen seiner Oberlippe. «Ich glaub an dich.»
    Zärtlich knabberte er an ihrer Daumenspitze. «Das ist das Schönste, was du hast sagen können.»
    Canis riss sie aus ihrer Zweisamkeit, als er eintrat. Er goss Wasser auf die Steine, Dampf stieg von ihnen auf und füllte die Hütte. «Viel Glück», sagte er ernst und schloss die Schwitzhütte.
    Nun waren Tala und Claw alleine.
    Es gab nur sie und ihn – und den Timberwolf in seinem Inneren.
    Kapitel 22
    Es war stockdunkel. Und heiß.
    Tala hatte schon zweimal eine Schwitzhüttenzeremonie miterlebt, sie war erfrischend gewesen, auflockernd und befreiend. Nach Beendigung hatte sie sich so zufrieden gefühlt wie nach

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