Alphawolf
einem Orgasmus.
Diesmal war es anders. Ihre Schultermuskulatur war so verkrampft, dass sich Kopfschmerzen ankündigten. Trotz der Hitze, die die Steine ausströmten, zitterte sie immer noch. In einem Moment war sie versucht, von Claw wegzurücken, gar aus der Hütte zu fliehen. Im nächsten wollte sie sich in seine Arme schmiegen.
Er hatte sie losgelassen, sobald Canis die Tierhaut, die als Tür diente, geschlossen hatte, als spürte auch er, dass er sich besser von Tala fernhalten sollte.
Tala lauschte seinem Atem. Sie konnte seine Nervosität und Anspannung spüren. Ihre Handfläche glitt über das Fell, auf dem sie hockte. Normalerweise beruhigte es sie, ein Tier zu streicheln, doch das unter ihr war tot. Es erinnerte sie lediglich an das Fell, das Claw bald wachsen würde, an die riesigen Tatzen, die Krallen und großen, messerscharfen Zähne.
Nein, nein, denk an etwas anderes, etwas Schönes, ermahnte sie sich.
Dass auch Claw düstere Gedanken quälten, ahnte sie, als er sie aufforderte: «Erzähl mir etwas über die erste Runde des Schwitzbades. Ich möchte deine Stimme hören.»
Tala räusperte sich, denn sie spürte ein Kratzen im Hals. «Wabun, die Adlerrunde, steht für den Morgen oder auch den Frühling. Ein frischer Start. Man weiß noch nicht, was der Tag bringen wird.»
«Der Beginn zu etwas Neuem, aber neu ist nicht immer gut.»
Sie streckte den Arm nach ihm aus und zog ihn in letzter Sekunde zurück, weil ihre Angst zu groß war, zu fühlen, dass seine Wandlung schon angefangen haben könnte. «In dieser Runde schauen wir tief in unser Inneres, wir sehen nach, wo in unserem Leben Neues entstehen möchte.»
«Der Wolfsmann», brachte Claw atemlos hervor. «Ich.»
Tala erschrak, als er die Arme um sie schlang und sie mit einem Ruck zu sich zog, als gehöre sie ihm, als hätte er ein Recht auf sie. Oder hatte er nur vor, sich an ihr festzuhalten, um nicht abzustürzen? Sie genoss seine Nähe und gleichzeitig fürchtete sie sich. Aber Furcht brachte sie in dieser Situation nicht weiter. Es war ihre Aufgabe, Claw zu helfen. Sie wollte für ihn da sein.
Um ihm das zu zeigen, legte sie ihren Kopf in seine Halsbeuge. «Der Wasserhüter würde jetzt sagen, man muss vom Himmel unseres eigenen Lebens herabschauen, um den Überblick zu bewahren.»
«Mit anderen Worten.»
«Man muss zwar in sich hineingucken, aber zur selben Zeit einen klaren Blick bewahren.»
«Nicht so einfach», seine Hand glitt zu ihrem Busen, den er umschloss und sanft knetete, «sich selbst neutral und ehrlich zu analysieren.»
Tala seufzte. Seine Berührung tat gut, sie war sinnlich, und Tala spürte, dass seine Hand die eines Mannes war. «Nur so kann man verhindern, dass man einen Hügel für einen Berg hält, ein unüberwindbares Hindernis.»
«Wenn ich das denken würde, wäre ich nicht hier.»
«Aber du zweifelst und hast Angst. Hör auf, den starken Mann zu spielen.» Die Worte waren schneller aus ihrem Mund gekommen, als sie darüber hatte nachdenken können.
Claw riss sie auf den Rücken und legte sich auf sie. Vorsichtig begrub er sie unter seinem Körper. Er rieb seinen Oberkörper an ihrem Busen und stieß ein Knie zwischen ihre Beine. Leise knurrend rieb er sein erwachendes Geschlecht an ihrem Oberschenkel.
«Ich wollte dir doch nur Mut zusprechen», fuhr sie unsicher fort, weil sich Furcht mit Lust vermischte. Sie begehrte ihn, war jedoch gewarnt. «Durch Wabun können wir sehen, wo unser Weg entlangführt, was uns Kraft und Selbstvertrauen schenkt.»
Er senkte seinen Kopf und knabberte an ihrem Ohr. «Denk nicht, dass du mir überlegen bist, weil du so viel über die Zeremonie weißt.»
Etwas hatte sich geändert. Tala spürte es. Seine Stimme war tiefer und klang rauer. Eine subtile Herausforderung und auch ein Hauch von Drohung lagen darin. Der Wolf in ihm machte sich bemerkbar.
Claw hinterließ mit seiner Zungenspitze eine feuchte Spur auf ihrer Ohrmuschel. «Verführe mich, Tala. Besänftige das Tier in mir, indem du mit ihm spielst.»
Noch war der Timberwolf zahm, aber er lauerte und wartete nur auf den Moment, wo er herausspringen und die Führung übernehmen konnte. Das würde der Augenblick sein, in dem Claw ihn packte und festhielt, direkt unter der Oberfläche, sodass er weder vollkommen Wolf noch ganz Mann war, sondern eine widernatürliche Bestie, wie Dante. Je weniger aggressiv der Wolf war, desto leichter würde es Claw fallen, ihn an die Leine zu legen.
Deshalb umschmeichelte Tala ihn.
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