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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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ein Rudelmitglied noch trägt sie irgendeine Verantwortung. Ich werde Dante gegenübertreten. Niemand von euch wird etwas geschehen. Und Tala erst recht nicht! Canis, besorg alles, was ich für die Zeremonie brauche, und bau die Schwitzhütte auf. In wenigen Stunden gehört Dante mir!»
    Daraufhin stampfte er durch den hohen Schnee davon.
    Tala fühlte sich überrollt. Sie stand einfach nur da, zitternd und mit herunterhängenden Armen.
    Seufzend kam Lupus zu ihr. Er zog väterlich ihren Schal enger und stellte den Kragen ihres Parkas auf, damit ihr Hals vor der Kälte geschützt war. «Du weißt, dass ich Recht habe, oder?»
    Nein, schrie es in ihr. Vielleicht. Ja. «Ich habe Angst.»
    «Es wird nicht einfach werden. Du musst ihn bremsen und ein Alphawolf lässt das normalerweise nicht zu. Aber wenn es einer schafft, dann du.»
    «Wird er über mich herfallen?», fragte sie so leise, dass nur er ihre Frage hören konnte.
    Die anderen Rudelmitglieder verwandelten sich einer nach dem anderen und strömten aus, um das Restaurant weitläufig zu umstellen.
    «Auf die ein oder andere Weise.»
    Verunsichert runzelte sie die Stirn. «Er wird mich angreifen.»
    «Und deinen Körper in Besitz nehmen, um dich zu unterwerfen.»
    Hitze schoss in ihre Wangen.
    «Wenn du seinem sexuellen Drängen nachgibst, wird er dir kein Haar krümmen. Ein Wolf beißt nicht zu, wenn der andere sich unterwirft, in dem er sich auf den Rücken dreht und ihm seine Kehle hinhält.»
    «Aber trotzdem muss ich ihn immer wieder daran erinnern, dass er Ashton Tracer ist, richtig?» Damit würde sie ihn jedes Mal aufs Neue reizen und sich großer Gefahr aussetzen. Wie sollte sie das überleben?
    Zuerst war Lupus erstaunt, dass sie Claws vollen Namen kannte, dann lächelte er und streichelte über ihr Haar. «Es ist so, als würde der Feind in seinem eigenen Körper sitzen.»
    «Das scheint mir alles unmöglich.»
    Lupus antwortete nicht, das war kein gutes Zeichen. Während er mit Canis und Nanouk losfuhr, um alles für die Schwitzhütte zu besorgen, suchte Tala Claw auf, der abseits des Rudels seinen Gedanken nachhing.
    Er lehnte gegen einen Nadelbaum, von dem die aufkommende Brise Schnee herunterrieseln ließ, doch er schien das nicht zu bemerken. Es sah so aus, als würde er zum Restaurant hinüberschauen, doch sein Blick war nach innen gekehrt. «Du hättest nicht einfach verschwinden müssen.»
    Tala wusste, dass er von ihrer letzten Liebesnacht sprach. «Ich hatte Angst.»
    Erstaunt schnellte sein Kopf zu ihr herum, weil er dachte, sie würde sich immer noch vor ihm fürchten.
    Die Enttäuschung, die sich auf seinem Gesicht widerspiegelte, erschütterte sie. Ihr Magen krampfte sich zusammen und sie beeilte sich zu erklären: «Vor mir selbst.»
    Sie sah ihm an, dass er das für eine Ausrede hielt, deshalb sprang sie über ihren eigenen Schatten und sagte: «Vor meinen Gefühlen. Und davor zurückgewiesen zu werden.»
    «Ich hätte dich nicht weggeschickt», stellte er klar, ohne sich von der Stelle zu rühren. «Ich schlafe nicht mit jeder Frau. Im Gegenteil.»
    Alphas waren wählerisch. Sie vereinten sich nur mit einer Frau, die ihnen etwas bedeutete, nun verstand Tala. Wärme durchflutete sie. Sie zog ihre Handschuhe aus und steckte sie in die Jackentasche.
    Die Sehnsucht trieb sie zu ihm. Hatte Lupus sagen wollen, dass Claw verliebt in sie war?
    Sie legte Claw ihre Hände auf die Schultern und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. Sofort zog er sie in seine Arme. Der Kuss war voller Leidenschaft und Verzweiflung, da sie nicht einschätzen konnten, was das Schicksal für sie bereithielt. Aber er war auch ein stummes Abkommen zwischen ihnen.
    Claw würde Tala erlauben, mit ihm in die Schwitzhütte zu gehen. Sie setzten beide ihr Leben aufs Spiel, um Dante ein für alle Mal zur Strecke zu bringen.
    Claw musste sich Dante stellen – und Tala Claw. Der Mann, den sie liebte, stellte während der Zeremonie die größte Gefahr für sie dar.
    Kapitel 21
    Die Nacht war rabenschwarz.
    Sterne und Mond, die sich bei Anbruch der Abenddämmerung kurz am Firmament gezeigt hatten, waren längst von Wolken verdeckt. Dann und wann fielen ein paar Schneeflocken zur Erde, aber mehr schneite es nicht, als hätte selbst der Himmel Angst, zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und in den Fokus der beiden Männer zu geraten, die sich in einiger Entfernung gegenüberstanden.
    «Ein Kampf auf Leben und Tod», schrie Claw zu seinem Widersacher herüber.

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