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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Flughafen von Miami ab, von wo aus sie zurückflog. Sie wog zehn Pfund mehr, hatte einen walnussbraunen Teint, ihr Haar war von der Sonne drei Stufen heller gebleicht, ihre Hände hatten Schwielen vom Rudern, und ihre Muskeln waren straff und geschmeidig. Zum Abschied küssten wir uns lange und innig, und sie lachte und weinte - nicht hysterisch, sondern weil sie guten Grund zum Lachen hatte und guten Grund zum Weinen. Wir wussten beide, wie sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen und etwas Sinnvolles daraus machen konnte. Captain McGee. Private Kreuzfahrten. Individuelle Heilmethoden und Therapie. Und ein kleiner, stechender Abschiedsschmerz, als das Flugzeug abhob, ein Schmerz für McGee, weil sie dem zu nahe gekommen war, was hätte sein können. Aber wenn es nicht wehtut und man nichts vermisst, dann war es bloßer Zeitvertreib, und das können wir getrost den Nagetieren überlassen. Auf Menschen muss man sich voll und ganz einlassen.

Vier
    Ich fand heraus, dass Mrs. Drummond im Plaza residierte, jedoch an diesem frühen Freitagabend nicht im Hotel weilte, also nahm ich ein Taxi zur 53. Straße. Nina hatte das Büro noch nicht verlassen. Ich wischte den Schmutz von der Wand neben der Eingangstreppe, setzte mich und wartete auf sie, während ich die Leute aus den Büros beobachtete, die ihre drängelnden Hunde Gassi führten. Man konnte beinahe hören, wie die Hunde erleichtert seufzten, als sie den nächsten Pfosten erreichten. Offensichtlich hatten die Leute hier eine Vorliebe für Pudel.
    Pudel sind die verzweifeltste Hunderasse, die es gibt. Sie sind ein kleines bisschen zu helle für die servile Rolle des Hundedaseins. Also empfinden sie ihre Einsamkeit ein wenig grausamer, ihre Begrüßungen fallen stürmischer aus, ihr Wunsch zu gefallen ist etwas intensiver. Sie glauben, dass sie, wenn sie nur alles richtig machen, nicht mehr in der Stille eingesperrt werden, wo sie auf und ab gehen, schlafen, dösen und ihre geschwollene Blase ertragen. Sie versuchen, untereinander darüber zu reden. Eines Tages wird ein Superpudel aufkreuzen, einer, der beinahe so helle ist wie der dümmste Straßenkater, und er wird dahinter kommen. Er wird plötzlich begreifen, dass er nur eine Funktion hat, nämlich die Einsamkeit seines Besitzers zu mildern. Seine eigene Einsamkeit ist nur eine Folge davon. Er wird es den anderen sagen. Er wird Botschaften hinterlassen. Und in einer dunklen Nacht werden sie alle anfangen, Kehlen zu zerfleischen.
    Ein Mädchen kam gemächlich mit einem kleinen silbergrauen Pudel an einem juwelenbesetzten Halsband auf mich zu. Sie war mindestens ein Meter achtzig groß. Der Pudel schaute mit kleinen, menschenähnlichen Augen unter den Locken hervor zu mir hoch. Sie trug geblümte Stretchhosen und einen flauschigen weißen Pullover. Sie warf mir einen kurzen, abschätzenden Seitenblick zu und ging an mir vorbei. Ihre Hüften bewegten sich langsam und lasziv im Takt zu ihrem wiegenden Gang. Der Pudel schaute zu mir zurück. Hau ab, sagte er. Es ist nicht genug Liebe vorhanden. Du bist der altbekannte Feind.
    »Feine Gegend, wie?«, fragte Nina.
    Ich sprang auf und sagte: »Sie haben sich angeschlichen.«
    »Ihr Spitzname hier ist Schneewittchen. Sie hat ungefähr vierzig Pullover. Alle eng anliegend. Alle weiß.«
    »Ein tolles Mädchen.«
    »Warten Sie schon lange? Kommen Sie mit rauf.«
    Während wir langsam die Treppe hinaufgingen, meinte sie: »Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier, Trav. Ich habe noch nicht einmal den Wecker gehört. Und den ganzen Tag habe ich mich nur so herumgequält. Wenn ich den Kopf auch nur eine Minute auf die Tischplatte gelegt hätte, wäre ich sofort eingeschlafen. Bestimmt die Nachwirkungen.«
    »Bei Ihnen sind letzte Nacht eine Menge alter Sicherungen durchgebrannt.«
    »Und die Kabel sind auch durchgeschmort.« Sie lehnte sich an die Wand, gab mir ihren Hausschlüssel und gähnte. Ich machte uns auf. Die Wohnung sah aufgeräumter aus.
    »Hausarbeit?«, fragte ich.
    »Ein bisschen gestern Abend noch. Es sah schlimm aus.«
    »Ich lade Sie heute Abend zum Essen ein.«
    »Ich muss erst einmal die Schuhe ausziehen, etwas trinken und dann darüber nachdenken, Liebling. Machen Sie mir einen Bourbon mit Eis, ja? Sie wissen ja, wo alles ist. Klopfen Sie einfach und reichen Sie ihn mir durch die Tür. Eine Dusche macht mich vielleicht munter.«
    »Keinen Sherry?«
    Sie lächelte mich reuevoll an. »Ich habe gestern nur Sherry getrunken, weil ich Angst vor etwas Stärkerem

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