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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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und vermehren wollen, während Sie gleichzeitig jeden Steuervorteil sowie jede Veränderung des wirtschaftlichen Klimas zu Ihren Gunsten nutzen wollen, dann war das vorige System besser. Aber es gibt auch menschliche Überlegungen. Mr. Armister könnte beispielsweise gemerkt haben, dass ihn die Arbeit zu sehr einengte und in Beschlag nahm. Also strebt er eher eine statische statt einer dynamischen Position an. Er könnte letztendlich so weit abspecken wollen, bis er alle Projekte auflösen und die Holdings den Kreditabteilungen seiner Banken übergeben kann. Dadurch würde er vielleicht fünf Prozent seines Jahresgewinns verlieren, sagen wir einmal drei Millionen Dollar. Diese Summe wird er im Endeffekt dafür bezahlen, dass er kein Risiko mehr eingehen muss.«
    »Wie alt ist er?«
    »Ich würde sagen, jetzt etwa vierundvierzig. Geerbtes Geld ist eine gewaltige Verantwortung, Mr. McGee. Es kann zur erdrückenden Last werden. Natürlich habe ich kein Recht, Vermutungen anzustellen, was Mr. Armister will oder nicht will.«
    »Hat sich Howard je über die neue Politik beschwert?«
    »Warum haben Sie mich aufgesucht?«
    »Ich wollte etwas über Howards Job erfahren.«
    »Aber weshalb?«
    »Miss Gibson ist neugierig.«
    »Warum sollte sie neugierig sein?«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen das sagen, Mr. Imber. Aber ich habe mein Wort gegeben.«
    »Ich hoffe jedenfalls, dass sie nicht an Howards Ehrlichkeit zweifelt. Er war ein völlig zuverlässiger Mann.«
    »Hat er sich über die neue Politik beschwert?«
    »Nur einmal. Kurz bevor ich wegging. Wir hatten gemeinsam einen sehr soliden Flächennutzungsplan für ein großes Gebiet in Maryland erarbeitet und ausgerechnet, wie viel investiert werden müsste, um mit der ersten Phase zu beginnen. Dann hat Mr. Mulligan Howard erklärt, dass man beschlossen hätte, das Gebiet zum Verkauf anzubieten. Das war eine herbe Enttäuschung. Howard hat versucht, die Entscheidung anzufechten, aber nichts erreicht. Ich erinnere mich, wie er vor meinem Schreibtisch auf und ab ging und die gesamte Organisation verfluchte.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Es tut mir sehr Leid, aber ...«
    Ich stand schnell auf und dankte ihm für seine Zeit. Sein Händedruck war kurz, kalt und kräftig. Auf dem Weg hinaus warf ich einen Blick zurück. Er saß kerzengerade da, und die ganze Haltung brachte seine Missbilligung zum Ausdruck. Ich hatte einen seiner Götter verleumdet. Ich war ein draufgängerischer Laie. Und ich vermutete, dass er sich über sich selbst ärgerte, weil er möglicherweise zu viel und zu freimütig geredet hatte. Es gibt nur eine Art, wie man erreicht, dass Leute mehr reden, als ihnen lieb ist. Zuhören. Begierig, ernsthaft und aufmerksam jedem Worte lauschen. Mit gespannter Aufmerksamkeit nickt man gelegentlich zustimmend, gibt leise Laute der Bestätigung von sich. Das kann man nicht vortäuschen. Man muss wirklich zuhören. In einer Haltung von Dankbarkeit. Und für die meisten ist das eine so überraschende und seltene Erfahrung, solch eine Aufwertung ihres Ego, solch eine Genugtuung, einen echten Zuhörer gefunden zu haben, dass sie diese Erfahrung in die Länge ziehen wollen. Und das kann man nur erreichen, indem man weiterredet. Ein guter Zuhörer ist viel seltener als ein zufrieden stellender Liebhaber.

    Ich hatte eine einzige, aber sehr nützliche Informationsquelle in New York, falls sie in der Stadt war: Constance Trimble Thatcher, Alter so um die zweiundsiebzig. Sie war vor einigen Jahren das Opfer eines Ganoven in Palm Beach geworden. Obwohl sie überdurchschnittlich intelligent war, hatte ein glaubwürdig erscheinender Trickbetrüger erfolgreich nach einem Schwachpunkt gesucht und sie gnadenlos ausgenommen. Ich war dem Betrüger beinahe aus Versehen auf die Schliche gekommen, hatte dem Kerl alles wieder abgenommen, es zurückgebracht und ihr mein Honorarsystem erklärt. Ohne Murren hatte sie mir die Hälfte abgetreten und nur verlangt, dass ich niemals weitererzählen dürfte, was für eine verdammte alte Närrin sie gewesen war.
    Ich nannte meinen Namen, und sie kam ans Telefon und befahl mir, sofort vorbeizukommen, bevor ihre äußerst langweiligen Cocktailgäste eintrafen. Ich fuhr mit dem Taxi zu ihrem alten, zweistöckigen Haus mit Blick auf den Park. Ich wartete im Foyer. Die ehrwürdigen hohen Räume standen voller antiker Möbel, überall hingen Goldbrokatvorhänge, und frische Blumen waren auf den Tischen verteilt. Aus dem vorbereiteten Büfett schloss

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