Alptraum in Pink
niemals vergessen würde.
Wenn ich ihr Spiel mitmachen würde, ein Spiel, das mir gar nicht zusagte, wäre die Beziehung zu Ende. Wenn ich sie beleidigen würde, wäre es ebenfalls zu Ende. Falls ich etwas von ihr erfahren wollte, musste ich dafür sorgen, dass unsere Freundschaft noch eine Weile andauerte.
»Bonita, ich würde dir gerne beweisen, dass die Zimmer keine kleinen weißen Schachteln sind, aber ich glaube, Walker würde aufwachen und ziemlich üble Laune haben.«
»Walker?«
»Er war zu betrunken, um gestern Abend noch aufs Land zurückzufahren. Bunnys Neffe.«
»Ach?«
»Bunny Rodriguez. Terry hat von ihr gesprochen.«
»Ach ja, natürlich«, sagte sie mit einem kleinen, unsicheren Stirnrunzeln zwischen den goldenen Brauen.
»Als ich los bin, um Terry zu treffen, sah er so aus, als würde er vor Montag nicht aufwachen.« Ich lächelte sie an. »Gibt es nicht eine alte Redensart ›Hätt ich nur gewusst ...‹?«
Sie streckte schnell die Hand aus und legte sie auf meine. »Besichtigungstouren sind sowieso meistens langweilig, mein Lieber. Und wir wollen Walker keinesfalls stören, nicht?«
»Ich könnte ihn ausquartieren lassen.«
»Du bist witzig, Trav. Ich bin gern mit dir zusammen.«
»Ein Paar auf der Flucht vor Terry Drummond. Ich nehme an, es liegt am Geld. Leute mit so einer Menge Geld sind nie ganz normal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Charles McKewn Armister wirklich normal ist, Bonita.«
»Doch, das ist er, unbedingt. Aber er hat ein paar weltfremde Einstellungen, nehme ich an. Ich erinnere mich, als ich noch für Bay gearbeitet habe. Das war mehr als ein Jahr, bevor Charles krank wurde. Er kam eines Tages völlig empört vom Lunch in einem seiner Clubs zurück. Er war es gewohnt, eineinhalb Dollar für sein Essen zu bezahlen, und man hatte den Preis auf einen Dollar fünfundsechzig erhöht. Er schrieb einen entrüsteten Brief an den Vorstand des Clubs. Ich vermute, er war vielleicht zwanzigmal im Jahr dort essen. Zwanzig mal fünfzehn Cents macht drei Dollar. Und im selben Monat haben er und seine Frau der Princeton University siebenhunderttausend Dollar gespendet. Natürlich aus Stiftungsgeldern. Aber dieser Widerspruch!«
»Terry hat gesagt, er geht nicht mehr in seine Clubs.«
Ihre blassblauen, kalten Augen flackerten kurz auf. »Nicht in letzter Zeit. Weißt du, es werden gerade enorme Veränderungen bei der Investition von Armisters Geldern vorgenommen. Und wenn Charlie ausgeht, selbst wenn er nur in einen privaten Club geht, gibt es dort einfach zu viele Leute, die herausfinden wollen, wie diese Pläne aussehen, und dann Vorschläge zu ihrem Vorteil machen. Überhaupt kommen die Leute auf furchtbar intelligente Ideen, wenn jemand anfängt, mehr als siebzig Millionen Dollar anzulegen. Es gehört zu meinen Aufgaben, Charlie vor diesen Leuten abzuschirmen.« Sie tätschelte wieder meine Hand, gefühlvoller diesmal. »Aber ich will nicht aus der Schule plaudern, mein Lieber. Dies ist einer meiner ganz seltenen freien Tage. Fast ein Urlaubstag. Und ich muss spätestens um sieben wieder in der Wohnung sein.«
»Und jetzt ist es schon Viertel vor vier. Werde ich dich bald wieder sehen, Bonita?«
Sie sagte mit einem Ausdruck des Bedauerns: »Das ist wirklich fürchterlich schwierig, Trav. Ich stehe praktisch rund um die Uhr zu ihrer Verfügung .«
»Hast du die Abende nicht frei?«
»Eigentlich ja, aber bisher hat das nicht geklappt. Ich erledige besondere Arbeiten für Baynard in der Wohnung. Eines der Gästezimmer ist jetzt zum Büro umfunktioniert worden. Zurzeit sind wir alle sehr beschäftigt. Aber ... du könntest mich anrufen. Am besten bei der Arbeit.«
Ich bestellte noch eine Runde. Man merkte ihr den Alkohol allmählich an, aber sie blieb noch immer genauso ausweichend, wenn ich die Sprache wieder auf Charlie Armister bringen wollte.
Schließlich fragte ich: »Wie viel hat Terry dir angeboten, damit du Charlie wieder zu Joanna zurückschickst?«
Sie biss sich auf die Lippe. »Ich nehme an, Terry würde dir das sowieso erzählen. Fünfzigtausend Dollar. Ist das nicht absurd?«
Ich zuckte. »Sie hat es. Und sie liebt ihre Schwester. Zu schade, dass du ihn nicht zurückschicken kannst.«
»Charlie ist ein großzügiger Arbeitgeber.«
»Aber nicht so großzügig, oder?«
»Nein. Aber ich habe mehr als genug für meine Bedürfnisse, Trav.«
»Bei deinem teuren Geschmack?«
Sie lächelte. »Kleider und Pelze. Und hübsche Einrichtungen. Aber ich glaube, ich
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