Alptraum in Pink
würde weiter arbeiten gehen, auch wenn ich Millionen hätte. Das ist mein Leben.«
»Machtbesessen?«
»Das ist meine Schwäche, mein Lieber. Ich liebe es, die kleinen Angestellten springen zu lassen, wann immer ich will. Ich habe meine eigene, ernsthafte kleine Sekretärin. Miss Angela Morse. Sie ist ein kleines, dickes, bescheidenes Ding und so bemüht, mir alles recht zu machen. Sie bekommt Schweißausbrüche, wenn ich mit ihr rede. Aber in ein paar Jahren schaffe ich es vielleicht, wirklich etwas aus ihr zu machen.«
Ich merkte mir das für später. Kurz darauf gelang es mir noch einmal, mehr über Charlie aus ihr herauszuholen. Im Gespräch bot sich mir die Gelegenheit zu fragen: »Als Charlie den Nervenzusammenbruch hatte, kam er da direkt aus dem Krankenhaus und ist in die Wohnung gezogen?«
»Was für einen Nervenzusammenbruch, mein Lieber?«
»N a gut. Als er krank war.«
»Ja, er wollte in der Stadt bleiben. Baynard hat die Wohnung gefunden. Wir sind eingezogen und haben alles für ihn vorbereitet. Sie hat ihm sehr gefallen.«
»Und dann hattest du diese Affäre mit ihm.«
»Liebling, allmählich tut es mir wirklich Leid, dass ich das dir gegenüber jemals erwähnt habe. Er konnte es nicht lange im Büro aushalten. Ich brachte ihm Sachen zum Unterschreiben nach Hause mit und so. Und, wie schon gesagt, es ist die Nähe gewesen. Terry hat sich aufgeführt, als wäre ich eine entsetzliche kleine Schlampe, die versucht, sich einen reichen Mann zu angeln. Dazu bin ich viel zu stolz.«
»Das ist doch offensichtlich.«
»Warum reden wir immer nur über Charlie?«
»Vielleicht bin ich eifersüchtig?«
Sie nahm mein Handgelenk fest in ihre kleine, rundliche Hand. »Dafür gibt es überhaupt keinen Grund, Schätzchen. Das ist schon seit Monaten vorbei. Und ich habe seither wie eine regelrechte Nonne gelebt.«
»Und Charlie wie ein Mönch?«
»Wohl kaum.«
»Da bist du dir sehr sicher.«
»Habe ich dir nicht erzählt, dass er sich langsam von einem Leben der Unterdrückung erholt hat? Er muss sich wie ein Teenager die Hörner abstoßen. Also hat der arme Baynard, damit Charlie sich nicht öffentlich zum Narren macht und damit ihn nicht irgendein Früchtchen erpressen kann, alles für ihn arrangiert.«
»Damen für eine Nacht?«
»Der arme Baynard macht sich Sorgen deswegen. Doch nach denen zu urteilen, die ich zu Gesicht bekommen habe, sind sie ganz passabel. Ich nehme an, wenn man genug bezahlt, sind sie das alle. Sie sehen aus wie College-Studentinnen, die nebenher als Model arbeiten. Ich kenne die Quelle nicht, aber anscheinend gibt es keinen Mangel an jungen Damen. Harris holt sie im Lincoln ab und bringt sie mit dem Lift nach oben. Am nächsten Morgen verlassen sie das Haus auf demselben Weg. Ich denke schon, dass sie alle vollkommen vertrauenswürdig sind. Und außerdem erspart es ihm Arger. Es ist schon merkwürdig, dass ...« Sie hielt plötzlich inne und ließ mein Handgelenk los. Sie starrte mich an. »Ich muss wohl betrunken sein, Trav. Ich sollte über diese Dinge nicht reden.«
»Du bist unter Freunden.«
Sie richtete sich auf. »Bin ich das? Vielleicht willst du mich aushorchen? Woher soll ich wissen, ob Terry Drummond das alles nicht arrangiert hat, damit du mich aushorchen kannst?«
»Jetzt leidest du aber an Verfolgungswahn.«
»Kaum. Ich bin nur von Natur aus vorsichtig. Und sehr loyal. Habe ich dir gesagt, wie loyal ich bin? Ich bin dem Mann gegenüber, für den ich arbeite, sehr loyal. Und ich bin sehr liebevoll zu dem Mann, für den ich nicht arbeite.«
»Zu Baynard?«
»Dummes Zeug. Ich meine das im Abstrakten.«
»Aber du lebst wie eine Nonne, hast du gesagt.«
»Ja, das stimmt. Tragisch, nicht wahr? Aber so spielt das Leben eben manchmal. Habe ich diesen Drink bestellt? Wie viele sind das jetzt? Ist es eine Sünde, wenn man sich an einem Sonntag betrinkt, mein Lieber?«
»Das ist der beste Tag dafür.«
Sie strahlte, räkelte sich und flatterte mit den Wimpern. »Ein Mann will vor allem nicht involviert werden, weißt du? Ich weiß, wie Männer denken. Ich denke wie ein Mann, Liebling. Klingt das merkwürdig?«
»Überhaupt nicht.«
»Ein Mann will seinen Spaß haben und nichts bereuen. Und was für einen gilt, trifft auch für die anderen zu, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Promiskus ... Promiskuität ist nichts anderes, als einen Mann zu betrügen. Ich sage immer: ›Bonita, du musst liebevoll und loyal sein, denn du willst ja kein Flittchen werden.‹ Ach, mir
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