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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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sich am nächsten Tag darum kümmern konnte, hüllte sie sich dezent in Seide und Parfüm, frisierte kunstvoll die Haare, setzte sorgfältig die Spirale ein, sorgte für stimmungsvolles Licht und zog den armen, geblendeten Hund, der sein Glück kaum fassen konnte, in ihre tiefen, weichen, Fleisch fressenden Lenden. Denn wenn eine Frau ohne Sex auskommen muss, wird sie ein bisschen fahrig, und viele Fachleute behaupten, es sei eine Art von Schönheitstherapie, mein Lieber, wenn man den Hormonhaushalt in Ordnung hält und so. Außerdem ist es gut für die Haut.
    Sollte aber so ein armer Kerl mit Schnauzer zufällig für dieselbe Firma arbeiten und ihr oder ihrem Chef zufällig in den Weg geraten, könnte sie ihm mit derselben, distanzierten Geschicklichkeit, mit der sie aus Rettichen hübsche kleine Rosetten schnitzte, den Hals durchschneiden. Und wenn sich einmal ein Kerl zu sehr an sie gewöhnte und diese ganze durchgestylte Grazie ohne jede unterwürfige Dankbarkeit für selbstverständlich hielt, würde sie ihn abstoßen und geduldig nach dem Nächsten Ausschau halten. Von jedem würde sie ein bestimmtes Wissensgebiet aufsaugen - Weine oder Malerei, Sportautos oder altes Glas, weil sie doch so schrecklich gerne eine echt vornehme Dame sein wollte.
    Sie war ein trügerisches, parfümiertes Monster. Weiß der Himmel, wo die herkommen. In den Großstädten treten sie geballt auf. Irgendwie gelingt es ihnen allen sogar, ganz ähnlich auszusehen. Sie halten sich für Intellektuelle. Sie kaufen steigende Aktien. Sie machen sich eine Menge Sorgen über ihre Brüste und den Sekretärinnenhintern. Der Gedanke, jemals Kinder zu haben, ist für sie grotesk. Das würde ja wehtun. Und dann säßen sie damit fest. In ihren Gesprächen sind sie immer auf dem Laufenden. Überall, wo sie hinkommen, werden sie bestens bedient. Und wenn sie letzten Endes ein bisschen Angst bekommen, begeben sie sich auf die wichtigste und sorgfältigste Jagd überhaupt. Das Großwild, hinter dem sie her sind, wird gleich dreimal aufgeführt - im Adelskalender, in der Gesellschaftskolumne und im Who’s Who. Mit all ihren geschliffenen Verführungskünsten reißen sie dann den armen Kerl von seiner Frau los, nageln ihn fest und verderben ihm den Rest seines Lebens, natürlich in gebotenem Luxus.
    Ihr Lächeln war charmant und einstudiert. Ihr Make-up, ihre Frisur und ihre Kleidung waren sorgfältig darauf abgestimmt, jeden ihrer Vorzüge hervorzuheben.
    »Trav, mein Lieber, lassen Sie uns auf miese reiche Frauen wie die arme Terry trinken. Und auf Sonntagnachmittage im Oktober. Und auf neue Freunde.«
    »Und auf die Privatsphäre.«
    Sie verzog bedauernd das Gesicht. »Auf dieses wertvolle Plätzchen, das ich nicht habe. Ich brauche wirklich jeden Tag ein bisschen Zeit für mich alleine. Das gibt mir neue Kraft, wissen Sie? Ich bemitleide Leute, die sich nicht ein bisschen Zeit für sich selbst herausnehmen können. Ich schließe mich dann immer in dieser riesigen Wohnung in meinem Zimmer ein und lese. Ich lese sehr viel. Das ist die einzige Methode, wie man mehr als ein Leben führen kann.«
    »Das ist sehr interessant, wie Sie die Dinge betrachten, Bonita.«
    Sie arrangierte das Gesicht zu einem hübschen, kleinen, nachdenklichen Stirnrunzeln. »Ich nehme an, wir fühlen uns alle in einem Leben gefangen. Manchmal möchte man ganz verrückte Sachen machen. Es ist so langweilig, die ganze Zeit vernünftig zu sein.«
    »Denken Sie sich doch mal etwas Verrücktes aus.«
    »Gerne«, meinte sie, und ließ die kalten Augen funkeln. »Wir nehmen jetzt gleich ein Taxi und düsen nach Idlewild. Dort kaufen wir uns eine Zahnbürste, fliegen nach Florida, gehen auf dein Hausboot und tauchen irgendwo in den Inseln unter.«
    »Ich schau eben nach dem Flugplan.«
    »Liebling, ich wünschte mir, ich könnte einmal so etwas machen. Wirklich. Aber manchmal müssen wir uns mit weniger zufrieden geben, nicht?«
    Sie hatte eine sehr vertrauliche Stimme, sehr gut für Feinheiten. Ich kam mir allmählich vor wie ein saftiger Käfer am Ende eines gut erreichbaren Astes. Jede Minute konnte die klebrige Zunge hervorschießen, mich schnappen und in dieses gierige Maul verfrachten. Sie machte das sehr geschickt. Sie hatte mir die meisten Stichwörter selbst geliefert.
    »Was möchtest du stattdessen, Bonita?«
    »Noch einen Drink, mein Lieber.«
    »Das ist aber eine sehr bescheidene Bitte.«
    »Alles ist relativ, Trav. Man sollte seine Wünsche dem jeweiligen Augenblick

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