Alptraum in Pink
anpassen, meinst du nicht?«
»So eine Einstellung ist aber selten.«
»Weil die meisten Leute nie genau wissen, was sie wollen. Es ist eine große Gabe, immer genau zu wissen, was man will.«
»Und du weißt das?«
»Du hast den Drink immer noch nicht bestellt.«
Nachdem ich das erledigt hatte, fragte sie: »Bleibst du lange in der Stadt?«
»Noch ein paar Tage. Eine Woche, vielleicht etwas länger.«
»Wohnst du bei Freunden?« Ich nannte ihr den Namen meines Hotels. Sie schaute missbilligend drein. »Diese neuen Hotels haben so gar keine Atmosphäre.«
»Aber sie sind völlig anonym. Ich mag diese Art von Privatsphäre.«
»Sind die Zimmer wirklich hübsch? Ich stelle sie mir wie kleine weiße Schachteln vor.«
»Sie sind ganz komfortabel.«
Sie blickte einen Sekundenbruchteil nach unten, und ich wusste, dass sie die juwelenbesetzte Uhr aufgeklappt hatte. Ihre Lippen verengten sich ein wenig. Ich führte mich auf wie ein begriffsstutziger Schüler. Ich fragte mich, ob sie mich gleich an den Ohren zerren und schimpfend in mein Hotelzimmer schleifen würde. Sie wollte ins Bett mit mir, hatte alles in die Wege geleitet, aber sie stand unter Zeitdruck. Und ich hatte plötzlich die richtigen Stichwörter vergessen.
Ich bemerkte, dass sie sich fragte, ob ich sie wohl unattraktiv fand. Der Gedanke beunruhigte sie. Ich musste sie vom Haken nehmen. »Ich würde zu gerne die Wohnung sehen, die du früher gehabt hast.«
»Aber ich musste sie aufgeben, mein Lieber. Es hat mir das Herz gebrochen. Meine ganzen schönen Sachen musste ich in einem Lager verstauen. Und die Wohnung, in der ich jetzt lebe, kann ich dir nicht zeigen. Ich kann ... ich kann eigentlich keine Gäste empfangen. Das verstehst du bestimmt.«
»Natürlich, Bonita.« Es fiel mir zusehends schwerer, sie mit der Verschwörung in Verbindung zu bringen, mit dem groß angelegten Diebstahl, mit dem möglichen Mord. Sie war gescheit und gesund. Ihr langer, runder, blasser Hals vermittelte den Eindruck von Grazie und Stärke. Sie roch gut und war energisch, und sie verstand es, ihre Augen und ihren Mund höchst wirksam einzusetzen. Feucht und konzentriert, leicht nach vorne gebeugt, ein schiefes Lächeln auf den Lippen, saß sie fest auf diesen glänzenden, begierigen Hüften, bereit, jede Gelegenheit beim Schopf zu packen. In Gedanken hatte sie eine kurze Sonntagnachmittagsaffäre zu einer kleinen, bezaubernden Oktoberverrücktheit ausgedehnt und war bereit, mit einem hastig zusammengezimmerten Gerüst aus romantischen Gefühlen das einfache, hundsgemeine Gebäude der Geilheit zu verbergen. Wegen ihrer momentanen Wohnverhältnisse war sie anscheinend zu kurz gekommen. Und obwohl sie mehr an die Vergnügungen gewohnt war, die sich in ihrer hübschen kleinen Wohnung abspielten, war sie offensichtlich Willens, sich auch eher beiläufig Befriedigung zu verschaffen, falls sich die Gelegenheit ergab.
Es war Terry zu verdanken, dass ich den entsprechenden Ruf hatte. Wenn eine einigermaßen attraktive Frau sich erst einmal daran gewöhnt hat und potenzielle Liebhaber mit einer beinahe maskulinen Direktheit angeht, kann sie eine ungewöhnlich hohe Trefferquote erzielen. Bonitas Geschick bestand darin, erotische Untertöne in das Gespräch einfließen zu lassen, ohne sich eine Blöße zu geben. Würde ich sie gehorsam durch die in Gold und Weiß gehaltene Lobby und hinauf in meinen Plastikhorst führen, würde sie es so einrichten, dass sie sich küssen ließ, dann würde sie zärtlich und von oben herab lachen und mich einen lieben, dummen Jungen schimpfen, ihr schwarzes Kleid auf einen Bügel hängen, ein Handtuch wie einen Turban um ihre komplizierte Frisur wickeln, damit sie nicht durcheinander geriet, und sich schließlich anmutig, freizügig und geziert zur Verfügung stellen, nicht ohne ihre besonderen Wünsche und genauen Anweisungen in dieser leicht melodischen, geheimniskrämerischen Chefsekretärinnenstimme kundzutun. Oktoberverrücktheit, mein Lieber. Die Wünsche immer dem Augenblick angepasst. Wir müssen uns alle mit dem zufrieden geben, was wir bekommen. Erleichtert und mit sich selbst zufrieden, würde sie sich wieder sorgfältig anziehen, dabei die ganze Zeit fröhlich schnattern, an der Tür liebevoll meine Wange tätscheln und mich einen guten Jungen nennen, ganz im Vertrauen darauf, dass ich diesen wunderbaren Nachmittag, an dem eine wahrhafte Prinzessin mit ihrer impulsiven Großzügigkeit Licht in mein tristes Dasein gebracht hatte,
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