Alptraum in Pink
die Einkäufe, kümmere mich um den Speiseplan und dergleichen. Die beiden Männer sind sehr beschäftigt. Es kommt ihnen gelegen. Meine Aufwendungen für Kost und Logis sind zurzeit sehr gering, aber ich muss zugeben, dass ich meine eigene kleine Wohnung nur ungern aufgegeben habe. Ich vermisse meine Privatsphäre ganz schrecklich, Trav. Ich hätte Ihnen so gerne meine schöne, kleine Wohnung gezeigt.«
»Dann ist also zwischen Ihnen und Charlie Armister nie etwas gewesen?«
Ich bemerkte, dass sie mich wieder berechnend musterte. »Nichts von Bedeutung oder von Dauer. Nur eine kurze, verrückte Affäre. Das ist schon Monate her. Die Nähe, nehme ich an. Das kann gefährlich werden, wissen Sie. Und Charlie ist ein sehr lieber Mann. Seinetwegen habe ich einen meiner ehernen Grundsätze links liegen lassen: Eine Frau sollte nie, nie, niemals eine Affäre mit dem Mann haben, für den sie arbeitet. Das ist so eine Dummheit. Es muss immer irgendwann aufhören, wissen Sie, und dann kommt es zu diesen schrecklich peinlichen Situationen, wenn man versucht, wieder gut zusammenzuarbeiten. Normalerweise schiebt der Mann dann die Sekretärin irgendwie ab. Das habe ich viel zu oft miterlebt, also habe ich es mir zum Grundsatz gemacht. Charlie ist eine Ausnahme. Aber wir haben das gut überstanden, ohne unser Arbeitsverhältnis zu belasten.«
»Da haben Sie Glück gehabt.«
»Ja, tatsächlich. Ich lege äußerst großen Wert auf Loyalität, Trav. Ich gebe dem Mann, für den ich arbeite, meine ganze Tatkraft und Sachkenntnis. Ich werde dafür bezahlt, dass ich seine Arbeitseffizienz steigere, dass ich ihn nach außen abschirme, ihn berate, wenn er um Rat bittet. Das alles muss ziemlich ... steif und förmlich vor sich gehen, wenn es funktionieren soll. Verstehen Sie das?«
»Ich denke ja.«
»Jede gescheite und ehrgeizige Frau wird ihr Berufsleben und ihr Privatleben voneinander trennen. Ich vermute, dass Mrs. Drummond irgendein Gerücht gehört hat und glaubt, dass die Geschichte noch immer anhält. Aber das tut sie natürlich nicht. Sie könnte ebenso gut versuchen, Martha, unsere deutsche Köchin, zu bestechen, damit sie Charlie zu Joanna zurückschickt.«
»Die Ehe steht auf der Kippe?«
»Offenbar. Er hat seine Wünsche und Bedürfnisse die ganze Zeit schrecklich unterdrückt, und jetzt ist er aus der Ehe ausgebrochen. Ich glaube nicht, dass er jemals wieder so ein Leben führen will wie früher. Er ist jetzt wirklich ein sehr glücklicher Mann.«
»Geht er mit jemandem?«
»Trav! Muss ich Sie daran erinnern, was ich über Loyalität gesagt habe? Ich kann wirklich nicht über den Mann klatschen, für den ich arbeite, oder?«
Ich widerstand der Versuchung und fragte sie nicht, was sie denn die ganze Zeit getan hatte. Ich lächelte sie an und dachte, dass sie das fieseste Stück war, das mir seit langem begegnet war. Ich konnte mir vorstellen, wie erbarmungslos sie ihre Karriere verfolgte. Und wie sie sich gleichermaßen erbarmungslos sexuelle Befriedigung verschaffte. Sie war das Produkt von einem Dutzend unerbittlich miteinander konkurrierender Büros, von gekonnter Nahkampftechnik, von gnadenlosen Intrigen. Ihr Herz war so kalt wie ein Stein auf dem Grund eines Gebirgssees.
Ihre Chefs behielten sie als Juwel in Erinnerung. Ihre Liebhaber erinnerten sich an eine bezaubernde Mätresse. Sie beherrschte sicherlich alle billigen Tricks, all die geschickten Arrangements aus der Kategorie ›Sex und das alleinstehende Mädchen‹. Sie suchte sich ihre Liebhaber aus wie ein Personalberater bei IBM, der einen neuen Verkaufsleiter einstellt. Verheiratete Männer gefielen ihr am besten. Die bereiteten wahrscheinlich am wenigsten Arger, machten keine Szenen. Und es gab auch keine anderen Schwierigkeiten. Ich sah eine Reihe von vornehm gekleideten, leicht aufgedunsenen Kerlen mit kleinen, schwarzen Schnauzbärten vor mir, dazu goldene Geldscheinklammern, Coupés und kleine Aktienpakete. Sie versicherten durchweg, Bonita sei kein Spielverderber. Bonita wisse, wie man einen Mann behandelt, damit er sich wie ein König fühlt. Nichts für ungut. Wir bleiben gute Freunde. Sehr cleveres Mädchen. Anspruchsvoll.
Eine hübsch eingerichtete kleine Wohnung und die Gastgeberin im verführerischen Hausanzug, Kerzenlicht und kleine Appetithäppchen, in glänzenden Kupferpfannen zubereitet. Sanfte Musik und eine geschickt geführte, anregende Unterhaltung. Nachdem sie die Töpfe und das Geschirr weggeräumt hatte, damit die Haushaltsperle
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