Alptraum in Pink
McGee. Für den armen Varn ist es umso bedauerlicher, dass er seine Testergebnisse nicht veröffentlichen kann.«
»Und Miss Hersch ist auch hier, oder?«
»Sie begreifen schnell, nicht wahr? Nein, sie wird einer solchen Behandlung nicht unterzogen. Vielleicht sollte ich besser sagen, zumindest solange nicht, bis das Vorhaben abgeschlossen ist. Sie ist unentbehrlich. Mr. Armister verlässt sich auf sie. Sie hat ihn ganz hübsch im Griff. Miss Hersch ist nicht gerade eine Hauptfigur, obwohl sie sich dafür hält. Sie hat sich bei dieser Sache sehr daneben benommen. Natürlich ist sie ein Snob. Als Mrs. Drummond sie zu sich bestellte, ist sie sofort hingelaufen. Sie hat Ihnen Ihre Rolle abgenommen, hat sich abfüllen lassen und Ihnen viel zu viel erzählt. Sie hat das alles zugegeben und eingeräumt, dass sie sich töricht benommen hat, und versprochen, dass so etwas nie wieder vorkommt. Dabei hat sie allerdings nicht erwähnt, dass sie vorhatte, mit Ihnen ins Bett zu steigen. Aber das war ganz klar aus dem ersichtlich, was Sie Dr. Moore erzählt haben. Sie ist zerknirscht, aber ich glaube, dass wir eine ganz passende Strafmaßnahme für sie finden werden, wirklich ganz passend. Das sollte jegliches gelegentliche Verlangen stillen, das sie noch verspüren sollte.«
»Was haben Sie mit mir vor?«
»Nichts, solange wir nicht sicher sein können, dass Ihretwegen niemand großen Wirbel macht, McGee. Varn, Moore und Daska werden Versuche mit Ihnen anstellen. Davon sollten Sie eigentlich keinen Schaden davontragen. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wird man Sie behandeln und entlassen.«
Sein beiläufiger Tonfall jagte mir einen Schauer den Rücken hinunter.
»Das mit der ›Behandlung‹ verstehe ich nicht ganz.«
»Es hat aus Mr. Armister einen sehr zufriedenen Menschen gemacht, McGee.«
»Und wie sieht die Behandlung aus?«
»Es ist ein kleiner chirurgischer Eingriff. Er wurde früher sehr oft in Fällen von akuten Angstzuständen vorgenommen, ist aber in den letzten Jahren in Misskredit geraten. Ich kann Ihnen das natürlich nur laienhaft schildern. Varn hat diese Eingriffe sehr häufig gemacht. Man dringt, glaube ich, mit einem langen Skalpell in die Schläfe ein und bewegt den vorderen Hirnlappen. Das durchbricht die alten Verhaltensmuster des Gehirns. Bei normalen Erwachsenen hat das ganz bestimmte Auswirkungen. Ihr Intelligenzquotient wird dauerhaft um vierzig Punkte abgesenkt, und anfänglich sind Sie inkontinent. Man wird Sie zur besonderen Pflege in eines der normalen Krankenhauszimmer verlegen - Sie werden wieder lernen, auf die Toilette zu gehen, sich selbst anzukleiden, und derlei Dinge mehr. Sie werden sich nicht lange auf etwas konzentrieren können, aber unter Aufsicht können Sie sich Ihren Lebensunterhalt mit Routinearbeiten verdienen. Die Behandlung beseitigt alle Zwänge und Hemmungen, McGee. Sie werden ein ganz freundlicher, munterer Geselle sein, mit einem sehr starken, aber unberechenbaren Sexualtrieb. Sie werden gut essen und gut schlafen und sich keinerlei Sorgen machen oder an irgendetwas herummäkeln. Falls Sie jemand ärgert, werden Sie möglicherweise etwas aggressiv reagieren, aber ansonsten sollten Sie keine Schwierigkeiten in der Gesellschaft haben. Glauben Sie mir, Sie werden ein angenehmes Leben führen. Mr. Armister ist völlig zufrieden. Wir sorgen dafür, dass er gut gekleidet ist, gesund und erholt aussieht und dass er die Möglichkeiten bekommt, sich seine gelegentlichen Wünsche zu erfüllen. Als Gegenleistung schreibt er seinen Namen überall dorthin, wo man es ihm befiehlt. Außerdem macht er einen netten Eindruck. Es lohnt nicht, sich mit ihm auf eine längere Unterhaltung einzulassen, aber bei Vertragsunterzeichnungen und Konferenzen macht er eine gute Figur. Das Wichtigste von allem aber, McGee: Sie werden sich an all das hier nur schwer erinnern können und nicht den Drang verspüren, etwas zu unternehmen, sollten Sie sich einmal genauer an etwas erinnern. Mr. Armister erinnert sich an seine Frau und an seine Kinder, aber er verspürt nicht den Wunsch, sie zu sehen.«
Ich war sprachlos. Es gab keine Worte, die meinem Entsetzen darüber Ausdruck verleihen konnten, was sie ihm angetan hatten. Und mir antun wollten.
»Charlie ist ein kräftiger Mann«, sagte er leise. »Früher hat er seine Sexualität unterdrückt und schwere, innere Qualen ausgestanden. Jetzt ist er übermäßig aktiv, aber ohne das, was Miss Hersch Raffinesse nennt. Am Anfang dachten wir, sie
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