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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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nie im Leben gesehen. Was wollte er von mir?«
    »Dir eine Vorladung in die Hand drücken«, scherzte ich bitter. Sie legte die Hand an ihren Hals. »Und Charlie kriegt sicher auch bald eine Vorladung. Wenn er tot ist, kann niemand mehr beweisen, was sie ihm angetan haben. Niemand kann Tests mit ihm durchführen.«
    Ihre Augen waren wie grünes Glas. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Er ist Teil der Beweisführung!«
    Sie wartete im Taxi, während ich hineinging, um Nina zu holen. Sie saß links vom Eingang, flankiert von zwei Männern. Sie sah blass und erschöpft aus. Die beiden Männer wirkten kräftig, tödlich und kompetent. Ich hielt inne. Die glatt rasierten Gesichter der Männer fingen an, sich in stachelige Hundeschnauzen zu verwandeln, Hunde in dunklen Anzügen im pink getönten Licht, dazwischen ein weißes Kätzchen. Mir wurde nur schwach bewusst, dass es die emotionale Anspannung war, die solche Anfälle immer wieder auslöste. Ich wollte mich am Boden zusammenrollen und die Fäuste gegen die Augen pressen. Auf unsicheren Beinen stürmte ich vorwärts durch das pink strahlende Licht auf den am nächsten sitzenden Hund los und rief Nina mit lauter, krächzender Stimme zu: »Lauf weg! Lauf weg!« So viel konnte ich wenigstens für sie tun. Sie hatte von all dem nichts wissen wollen. Ich wollte nicht, dass sie in einem grauen Drillich mit Drähten im Kopf endete. Eher würde ich mich von den Hunden in Stücke reißen lassen.
    Ich packte einen Hundehals, schleuderte den Hundekörper weit weg, wirbelte in dem grellen Pink des Raums herum und wollte an dem Kätzchen vorbeihechten, erhielt einen Schlag auf den Kopf, schmolz dahin und verebbte zu einer schwarzen Flüssigkeit, zu einer dunklen Pfütze, die im Nichts versank ...

Dreizehn
    Ich wachte in einem großen, schattigen Schlafzimmer nackt zwischen frischen Laken auf. Eine Lampe mit blauem Schirm stand in der Ecke. Das blaue Licht überzog die Ecken und Kanten der Gegenstände mit einem intensiven Glanz. Ganz entfernt konnte ich schwach das Flüstern des nächtlichen Verkehrs hören. Ich drehte langsam den Kopf herum. Weiter weg war eine Tür angelehnt. Dahinter schien ein helles Licht. Mein Kopf fühlte sich merkwürdig an. Ich hob meine Hand und ertastete Verbandsmull und Pflaster.
    Vielleicht war ich jetzt wirklich ein sehr glücklicher Bursche geworden. Dies hier war natürlich der Löwenkäfig. Der geräuschlose und geräumige Luxus des innersten Heiligtums, wo Mulligan und Hersch ein Haustier namens Charlie Armister gefangen hielten. Die beiden hatten wirklich ein großartiges Organisationstalent.
    Ich lag da und fragte mich, ob ich nun glücklich war, ohne Hemmungen und frei von Zwängen. Vielleicht konnte mich Mulligan als Chauffeur einsetzen und den unzuverlässigen, habgierigen Harris ersetzen. Aber so ein Job würde eigenständiges Handeln erfordern. Ich musste aber unter Aufsicht stehen. Vielleicht hatten sie uns ja allesamt eingefangen und sehr glücklich gemacht. Terry und Joanna und Nina.
    Da merkte ich auf einmal, dass ich überhaupt nicht glücklich war. Ich konnte mich an jeden Augenblick, jede Sekunde erinnern, die ich mit ihr verbracht hatte, an jeden Kuss, an jede Linie ihres Körpers.
    Egal, was die Schweine alles veranstalteten, McGee würde sein Bestes geben. Er würde weiter da hineinplatzen, mit der rostigen Rüstung klappern, dem lahmen, alten Klepper die Sporen geben und wild mit der verbogenen Lanze fuchteln. Ich richtete mich auf und setzte mich auf die Bettkante. Der Teppich unter meinen nackten Füßen fühlte sich weich und flauschig an. Ich konnte einen Frisiertisch ausmachen, das schwache Glitzern einer Reihe von Flakons und Schminktöpfen vor einem Spiegel. Ich sah auch einen kleinen weißen Kamin, stand auf, schwankte einen Augenblick und schlurfte dann hinüber. Da stand ein Gestell mit blank geputztem Kaminwerkzeug aus Messing. Ich wählte den Schürhaken. Als ich mich umdrehte, sah ich mich in einer Spiegeltür. Ein großes braunes Gespenst mit einem Turban aus Verbandsmull. Ich machte ein paar unsichere Schritte, schwang die Waffe und flüsterte: »Horrido.«
    Ich näherte mich lautlos der angelehnten Tür. Es war ein Badezimmer, ganz in Rosa, Gold und Weiß gehalten. Hier war niemand. Ich schlang mir ein großes Badetuch um die Taille und verknotete es. Dann ging ich wieder ins Schlafzimmer und lauschte an der Tür. Entfernt vernahm ich Stimmengewirr und öffnete vorsichtig die Tür. Sie führte auf einen

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