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Alptraumland

Alptraumland

Titel: Alptraumland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ronald M. und Pukallus Hahn
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von gesunden Menschen. Ich habe in meiner Praxis genügend Fälle erlebt, in denen sich der Irrsinn eines Patienten erst nach monatelanger Beobachtung zeigte. Man erkennt ihr Irresein nur dann, wenn sie Dinge zu sehen glauben, die außer ihnen kein anderer wahrnimmt. Nein, von Mr. Ashton kann ich dergleichen nicht behaupten. Er war hochgradig neurotisch, ja, er litt an Alpträumen …
    THORNHILL: An Alpträumen?
    GRAHAM: Ja, Sir, seinen Angaben zufolge waren sie ziemlich scheußlich. Er fühlte sich von merkwürdigen Dämonen bedroht, und …
    THORNHILL: Dämonen?!
    GRAHAM: Es ging um irgendwelche höllischen Gestalten, um Lebewesen, die nicht von dieser Welt sein sollten. Manchmal konnte er nicht mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden. Seinen Auskünften zufolge kam es in letzter Zeit vermehrt vor, daß er sich wach wähnte und in seinem Garten irgendwelche Todesvögel erblickte.
    THORNHILL: Todesvögel?!
    GRAHAM: Es gab und gibt selbstverständlich keine solchen Vögel, Sir. Mr. Ashton hat sie so genannt. Es handelte sich zweifellos lediglich um Ausgeburten seiner Phantasie.
    THORNHILL: Das will ich auch hoffen.
    GRAHAM: In einem besonders schlimmen Traum, der ihm mehrfach zusetzte, sah er sich in der Rolle eines Menschen, der … Tja, wie soll ich sagen …
    THORNHILL: Sagen Sie es möglichst einfach, Dr. Graham.
    GRAHAM: … in der Rolle eines Voyeurs, der einem mystischen Ritual beiwohnt. Einem irgendwie satanischen Ritus, bei dem eine Horde widerwärtiger Gestalten bei einer Art Schwarzer Messe eine junge Frau einer heidnischen Gottheit opfert.
    THORNHILL: Ach!
    GRAHAM: Was ihm daran so sehr zu schaffen machte, war die Tatsache, daß er sich von diesem Ritus nicht ausschließlich angeekelt, sondern gleichzeitig in einem hohen Maße auch angezogen fühlte. In diesem Traum wurde er übrigens von einer anderen Gestalt entdeckt, die er dann umbrachte. Und als er sie umbrachte, zeigte sich, daß diese Gestalt sein eigenes Gesicht hatte.
    THORNHILL: Hmmm … Und was schließen Sie daraus, Dr. Graham?
    GRAHAM: Tscha, Sir …
    THORNHILL: Kann man überhaupt einen Schluß aus diesem Traum ziehen, Dr. Graham?
    GRAHAM: Man kann, Sir.
    THORNHILL: Hätten Sie die Güte, ihn uns anzuvertrauen, Dr. Graham?
    GRAHAM: Ich kann aus diesem Traum – aus dem Mord an seinem anderen Ich – nur eins schlußfolgern: daß Mr. Roderick Ashton sich vor seinem unterbewußten Ich gefürchtet hat. Vor etwas, von dem er glaubte, es schlummerte möglicherweise in seinem Inneren.
    THORNHILL: Vielen Dank, Dr. Graham. Das war sehr aufschlußreich.

AUS DEM TAGEBUCH DES RODERICK ASHTON
     
    Einen geeigneten Spezialisten ausfindig zu machen, erwies sich hier in Schottland als gar keine so leicht Aufgabe. Erst fünf Tage später hatte ich endlich einen Termin bei einem Facharzt für Psychologie, Psychiatrie und Nervenheilkunde in Glasgow. Dr. Redgrave sah zu meiner Überraschung genau so aus, wie man sich gemeinhin einen Bilderbuchpsychiater ausmalt. Er war groß, von hochgewachsener Gestalt, hatte silberweißes Haar, einen dazu passenden, sauber gestutzten Vollbart, zierliche Hände sowie einen offenen, intelligenten Blick, und er trug einen weißen Kittel. Da seine Praxis bereits geschlossen war, als ich bei ihm ankam, fand ich es doppelt nett, noch von ihm empfangen zu werden. Sein Gast, den er mir als Dr. Graham vorstellte – wohl ein Kollege –, bewies Rücksichtsnahme, indem er sich in einen Nebenraum zurückzog, wo er, wie er sagte, ein paar Akten einsehen wollte.
    Obwohl ich zu Dr. Redgrave auf den ersten Blick ein gewisses Vertrauen faßte, erzählte ich ihm natürlich nicht, was ich auf Ashton Manor vorgefunden hatte. Ich berichtete ihm allerdings von meinen schlaflosen Nächten, schilderte ihm meinen Träumen und bat ihn, mir zu sagen, was ich tun könnte, um sie zu vertreiben. Meine Träume interessierten ihn. Er bat mich, ihm den schlimmsten Traum ganz genau zu beschreiben. Das war mir sehr unangenehm, denn ich war nicht darauf erpicht, ihn in jene unheimliche Welt eindringen zu lassen, die mir am meisten zu schaffen machte. Um der Peinlichkeit zu entgehen, mich vor ihm als Voyeur zu entblößten, erzählte ich ihm verlegen von einigen anderen Träumen, die mich seit meinem Hiersein plagten. Er hörte mir aufmerksam zu, was ich schon als ungeheure Erleichterung empfand, aber ich sah ihm an, er wußte, daß ich ihm die Hauptsache verschwieg.
    »Reden wir doch mal über ein paar ganz allgemeine Dinge, Mr. Ashton«, sagte

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