Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alptraumland

Alptraumland

Titel: Alptraumland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ronald M. und Pukallus Hahn
Vom Netzwerk:
auch Redgrave dazu schwieg, weiß ich nicht, ob er diese Anspielung vorsätzlich machte. Jenseits einer cluaintarbh, einer ›Ochsenwiese‹, also Gemeindewiese, gelangten wir zu einem winzigen Weiler namens Leck-a-Mhinisteir, was nach Redgraves Auskunft ›Priesterstein‹ hieß; und tatsächlich erblickten wir gleich darauf den steinernen Turm einer dunkirk. Ursprünglich hatte sich dort, wie der Doktor wußte, eine Stätte befunden, wo in alten Zeiten ban-draoi – Druidinnen –, ehe man sie zu cailliachs und duergar-fudir – nämlich Hexen und bösen Geistern – abstempelte, ihr Bealltein feierten, eine Art Frühlingsfest. Etwa einen Kilometer hinter der Kirche sahen wir die Dächer des elenden, verwünschten Kaffs Skelmerhe, das zum Sprengel Hochwürden Bedruthans gehörte.
    Dr. Redgrave parkte das Automobil vor einem gedrungenen Wohnhaus aus grauen Wackersteinen, das nicht deprimierender hätte sein können. Er nahm seine Arzttasche mit. Auf unser Klopfen öffnete uns eine gebeugte, alte Schlunze in bodenlangem, hochgeknöpftem Leinenkleid. Eine schwarze Augenklappe verlieh ihr trotz der geblümten Küchenschürze ein unheimliches, ja gespenstisches Aussehen.
    »I’s é do bheatha, ban-a-tigh, nighean daoine schie«, begrüßte der Doktor die ergraute Vettel in regelrecht schmeichlerischem Ton. Ihn kannte dieser Cerberus, dagegen betrachtete ihr Auge Howard und mich sehr scheelen Blicks. Redgrave erklärte ihr etwas, und ein kurzer, unverständlicher Wortwechsel in weiteren keltischen Lauten entspann sich, bei dem mein Name unerwähnt blieb. Schließlich durften wir eintreten.
    Die Alte führte uns durch eine niedrige, muffige Stube in eine an der Rückseite des Pfarrhauses gelegene Kammer. Dort lag in einem altertümlichen, wurmstichigen Schrankbett Hochwürden Bedruthan.
    Wirklich war er vom Tode gezeichnet. Der infolge seiner Säuferleber aufgedunsene Leib röchelte mit jämmerlicher Mühsal nach Luft. Bei jedem angestrengten Atemzug blähten sich die teigigen Hamsterbacken. Dünne Strähnen filzigen Haars krönten das schweißige Mondgesicht des allzu trinkfreudig gewesenen Geistlichen. Er roch wie eine überfüllte Mülltonne. Seine von aschgrauen Ringen umgebenen Schweinsäuglein blinzelten Redgrave an. Schwach hob er eine Hand zum Gruß.
    Harmlos erkundigte Redgrave sich nach seinem jetzigen Befinden – anscheinend hatte er erst vor wenigen Tagen einen Krankenbesuch bei Bedruthan gemacht –, horchte ihm mit dem Stethoskop die Brust ab, fühlte den Puls und verrichtete allerlei sonstige kleine Mätzchen, die einem unrettbaren Schwerstkranken vorspiegeln mochten, der Arzt beschäftigte sich noch mit ernsthaften Gedanken an eine Behandlung.
    »Hochwürden, diese beiden Gentlemen, Mr. Lovecraft und Mr. Smith«, sagte er zu guter Letzt, während er die Utensilien und Instrumente zurück in die Arzttasche packte, »sind Journalisten aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie arbeiten an einem Reiseführer der schottischen Grafschaften und interessieren sich zu diesem Zweck für die Historie Ashton Manors. Wenn ich mich recht entsinne, haben Sie einige Kenntnisse seiner Geschichte. Erinnern Sie sich an Monsieur le professeur Palétuvier? Sie haben doch vor Zeiten des öfteren mit ihm beisammengesessen und diskutiert. Sicherlich hat er Ihnen auch vielerlei über seine Tätigkeit auf Ashton Manor erzählt. Diese Gentlemen wären Ihnen überaus verbunden für ein paar Informationen.«
    Der Todkranke sperrte die leicht verdrehten Augen weit auf; seine Wangen färbten sich bläulich, und neue Schweißperlen traten auf seine Stirn. »Laird Ashton … Ashton Maenor … Ja, ich weiß, ich weiß … ein diaoul … die ganze Sippe … cwn annwn allesamt. Le professeur … er … er …«
    »Was hat er damals bei Mr. Ashton erlebt?« fragte Dr. Redgrave, indem er eine Spritze aus der Tasche holte. »War er mit den anderen Forschern in den Resten der alten Burg? Den Gewölben Ashton Castles?«
    Howard und ich lauschten mit angespannter Aufmerksamkeit.
    »Ja, ja …« röchelte Pfarrer Bedruthan. »Hinab, hinab … sind sie gestiegen … Chriesta tighearna! Ich kann mich erinnern, ja … Hinab zum enclathva eskernek … diaoul-megyans … Der Professor …«
    Mit aufgeschwemmten Hände fuchtelte der Todgeweihte. »Er hat erzählt … Was war es …? Fanden sie einen dyscryjik templa? Einen dyscryjik templa dhu. Ja, ja … Und dann … O Gott! O Gott! Er erzählte … er rief: Er frißt! Er frißt! Das Vieh! Das

Weitere Kostenlose Bücher