Als das Handy eine Buschtrommel war
Krisen und Katastrophen. Selten wurde dies deutlicher als bei den Anschlägen auf das New Yorker World Trade Center (WTC) am 11. September 2001. Der US-amerikanische Nachrichtensender CNN war als erster auf Sendung, kurz nachdem gegen 9 Uhr Ortszeit ein Passagierflugzeug in einen der Türme des WTC gerast war. Nur kurze Zeit später, als die zweite Maschine in den zweiten Turm einschlug, lieferte der Sender, der seinen New Yorker Sitz in unmittelbarer Nähe des früheren WTC hat, diese Bilder in Echtzeit. Den Einsturz der beiden Hochhaustürme erlebten Millionen Menschen in aller Welt live am Bildschirm.
CNN stellte seine Bilder anderen Sendern kostenlos zur Verfügung – die historische Tragweite des Attentats ließ den Verantwortlichen wohl keine andere Wahl. Moderatoren aller Sender führten die Zuschauer in Deutschland teilweise bis zu acht Stunden am Stück durch die Ereignisse. Alleine CNN, der sonst in den USA einen Marktanteil von unter einem Prozent hat, erreichte mit seinen Berichten einen Anteil von rund zehn Prozent. Die »Tagesschau« an diesem Abend erreichte über 30 Millionen Menschen, die Nachrichten des ZDF über 27 Millionen. Die immer wieder ausgestrahlten Bilder des verheerenden Angriffs brannten sich auf diese Weise unwiderruflich in das Gedächtnis ein.
Zwischen Meinungsbildung und Manipulation
Schon in seinen Anfangsjahren diente das Fernsehen auch als Katalysator, wurden seine Möglichkeiten von gewieften Geschäftsleuten genutzt. Die Karriere von Elvis Presley basierte zu großen Teilen auf clever lancierten Fernsehauftritten. Sein Auftritt in der »Tommy and Jimmy Dorsey Stage Show« im Januar 1956 sorgte für einen derartigen öffentlichen Wirbel, dass die »Ed Sullivan-Show« im September des gleichen Jahres mit ihm als Gast eine Einschaltquote von 82,6 Prozent verzeichnen konnte. Sein triumphales Comeback 1968 startete Elvis ebenfalls im Fernsehen beim Sender NBC. Seine Show »Aloha from Hawaii« sahen am 17. Januar 1973 weltweit rund 1 Milliarde Fernsehzuschauer.
Seit ihrem Bestehen sind die laufenden Bilder immer wieder unter den Einfluss von Mächten geraten, die sie nutzten, um ihre Politik oder ihre Aktionen zu rechtfertigen. Im Krieg der alliierten Streitkräfte gegen den Irak 1991 nutzten beide Seiten die Möglichkeiten des Mediums für ihre Zwecke. Der Irak präsentierte inhaftierte britische und US-amerikanische Kampfpiloten und verstieß damit gegen die Genfer Konvention. In den westlichen Medien gingen die Bilder eines ölverschmierten Vogels, der der irakischen Vernichtung eigener Ölquellen zum Opfer gefallen sein sollte, um die Welt. Die Aufnahme entstand allerdings – wie CBS später zugab – in Saudi Arabien.
Die Versuchung, das beste Bild zu ergattern, führte in Deutschland 1988 zu einem Medienskandal. Um gute Bilder von der Entführung zweier Geiseln aus Gladbeck zu bekommen, entwickelten viele der Journalisten eine gewisse »Zutraulichkeit« zu den beiden Geiselnehmern, stiegen für Interviews in den Fluchtwagen, besorgten den Tätern Kaffee und boten ihnen so ein Forum, sich mediengerecht zu präsentieren. Ein Redakteur aus dem Ruhrgebiet erinnert sich noch gut an die Ereignisse von 1988. »Wir hatten uns darauf eingestellt, dass die Geiselnehmer auch in unser Gebiet kommen, was zwischendurch auch kurz geschah. Es hat uns auch vielleicht gewundert, wie nahe manche Journalisten an die Männer herangegangen sind und wir haben das auch nicht unkritisch gesehen. Allerdings kann ich auch nicht endgültig sagen, dass ich es als Journalist anders gemacht hätte. In solchen Momenten denkt man wohl an die Arbeit, die zu machen ist, und sieht die Lage wahrscheinlich anders als mit ein paar Wochen Abstand.«
Echte und unechte Fernsehstars
Die wahren Fernsehstars stehen von Berufs wegen vor der Kamera – daran hat sich in 50 Jahren nichts geändert. Lediglich die Namen ändern sich. Waren es früher Showmaster wie Hans-Joachim Kulenkampff, Peter Frankenfeld, Hans Rosenthal oder Wim Thoelke, so heißen die Heroen der Neuzeit Günther Jauch, Harald Schmidt, Thomas Gottschalk oder Stefan Raab. Erstaunlich: Die Konzepte hinter erfolgreichen Sendungen werden seit Jahr und Tag von den »alten Hasen« des Showgeschäfts wie z.B. Frank Elstner entwickelt. Einer der wichtigsten Ideengeber war Rudi Carrell, der 2006 verstarb.
Dass das Fernsehen und seine Macher bis heute nichts von ihrer Faszination auf das Publikum eingebüßt haben, belegen die unzähligen Formate, die in
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