Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als das Handy eine Buschtrommel war

Als das Handy eine Buschtrommel war

Titel: Als das Handy eine Buschtrommel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wissen.de
Vom Netzwerk:
sie lügen, ist schwer zu sagen. Irgendwann in der Evolution muss sich ein Bewusstsein für den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge entwickelt haben. Wann das aber genau war und ob dieses Wissen älter ist als die Menschheit, ist noch unklar. Jedenfalls halten manche Forscher die Erfindung der bewussten Schwindelei für einen großen Schritt auf dem Weg zur Intelligenz.
    Wissenschaftler von der University of Southern California haben die Hirnstruktur von 49 Menschen untersucht, von denen zwölf als krankhafte Lügner galten. Dabei fanden sich Unterschiede vor allem in einer Hirnregion namens präfrontaler Kortex, die unter anderem als Sitz des schlechten Gewissens bekannt ist. Die Schwindler hatten dort etwa ein Viertel mehr der so genannten »weißen Substanz«, die aus Nervenfasern besteht. Das könnte ihnen nach Ansicht der Forscher helfen, die Kunst des Lügens zu perfektionieren. Denn mehr Nervenfasern bedeuten eine bessere Vernetzung der Nervenzellen und damit eine bessere Ausgangsposition für das Erfinden komplizierter Lügengespinste. Andererseits fanden sich in den Hirnen der notorischen Lügner etwa 14 Prozent weniger »graue Substanz«. Dieses aus Nervenzellkörpern bestehende Hirnmaterial könnte dafür sorgen, dass Menschen ohne krankhaften Drang zum Lügen ihre Schwindeleien im Zaum halten. Diese Kontrollinstanz fehlt den Dauerschwindlern offenbar. Bei autistischen Kindern liegt der Fall hingegen genau umgekehrt. Sie haben besonders wenig weiße und dafür viel graue Substanz in der entsprechenden Hirnregion. Dementsprechend fällt ihnen das Lügen besonders schwer.
    »Lügen haben kurze Beine«
    Da man Menschen nur mit technischer Hilfe ins Gehirn schauen kann, ist das Verhältnis von weißer und grauer Substanz allerdings keine alltagstaugliche Methode, um Lügner zu entlarven. Doch diese verraten sich auch durch äußerliche Indizien. Zwar wächst Lügnern keine lange Nase wie bei Pinocchio, der chronisch schwindelnden Holzpuppe. Wer die Unwahrheit sagt, bewegt aber zum Beispiel oft die Arme und Beine weniger oder kratzt sich häufig im Gesicht. Allerdings sind solche Indizien keineswegs eindeutig. Sie können zum Beispiel auch Zeichen von Stress oder Nervosität sein.
    Auch Sprache kann verräterisch sein. Psychologische Untersuchungen sind zu dem Ergebnis gelangt, dass eine Lüge mehr Zeit benötigt als das Aussprechen der Wahrheit. Die Forscher legten den Versuchspersonen verschiedene Aussagen über ihre Person und über allgemeine Themen vor, die sie mittels Knopfdruck bestätigen oder ablehnen sollten. Ein Teil der Befragten wurde angewiesen, bei den personenbezogenen Themen zu lügen. Diese Schwindler konnten zu 90 Prozent entlarvt werden, weil sie für die Betätigung des entsprechenden Knopfes deutlich länger brauchten als die ehrlichen Probanden.
    Auch wenn Menschen Lügengeschichten erzählen, brauchen sie oft länger, als wenn sie eine wahre Begebenheit berichten. Schließlich muss jeder Schwindler ständig überlegen, ob seine Ausführungen auch hieb- und stichfest sind. Um nicht aufzufallen, versuchen manche Lügner deshalb besonders schnell zu sprechen – und enttarnen sich gerade dadurch, weil sie nervös wirken und sich immer wieder verhaspeln.
    Lebende und technische Detektoren
    Manche Leute haben für solche Indizien ein feines Gespür. Unter 13000 Probanden fand die Psychologin Maureen O’Sullivan von der University of San Francisco 31 Männer und Frauen, die beinahe jeden Schwindel erkannten. Sie registrierten kleine Details der Sprache, der Mimik oder der Körperhaltung ihres Gegenübers, die anderen Versuchspersonen gar nicht aufgefallen waren. Offenbar spielte dabei nicht nur ein besonderes Talent eine Rolle, sondern vor allem Übung. Viele der »lebenden Lügendetektoren« waren nicht nur besonders aufmerksame Zeitgenossen, sondern hatten auch viel Lebenserfahrung und waren es gewohnt, Aussagen beurteilen zu müssen. Andererseits gibt es auch Leute, denen man so gut wie alles erzählen kann. Studien zeigen, dass besonders Menschen, die sich viel auf ihre Intuition einbilden, eher schlecht im Erkennen von Lügen sind.
    Da »lebende Lügendetektoren« nicht immer zuverlässig sind, basteln Tüftler schon lange an technischen Alternativen. Herkömmliche Lügendetektoren, die schon Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden, messen Größen wie Blutdruck, Puls, Atmung und Hautwiderstand und geben den Verlauf dieser Werte als Kurve wieder. Die Befürworter der Methode

Weitere Kostenlose Bücher