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Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman

Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman

Titel: Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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schließlich wütend.
    »Ich weiß, dass meiner Cousine ein Eindringling verschwiegen wird, der nachts hierherkommt, und dass ihre Haushaltshilfe sich ihrer Wollust hingibt wie ... wie eine ...«
    »Sagen Sie es ruhig!«, schrie Arminda. »Sie mit Ihrem vornehmen Getue! Klar, dass Sie das schockiert! Ich frage mich aber, wer mehr Grund hat, sich zu schämen, die Hure, die sich mit ihrem Geliebten vergnügt, was niemanden stört, oder die feine Dame, die in der Vergangenheit anderer herumwühlt!«
    »Stellen Sie sich vor, diese Vergangenheit gehört auch mir«, erwiderte Jacqueline empört mit vor Wut bebender Stimme.
    »Oh nein, Jacqueline. Hier gibt es nichts, was Ihnen gehört. Es gehört alles Nane. Alles. Und ich sag Ihnen mal was. Sie sind nicht die Erste. Ich habe schon andere Leute gesehen, die nur hier aufgetaucht sind, um von Nane irgendetwas abzustauben. Madame Verbowitz hat ein außergewöhnliches Leben geführt. Sie war berühmt und reich und auf der ganzen Welt zu Hause. Und das Erbe dürfte nun auch nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen, werden sie sich gesagt haben, also werden wir dicke Freunde. Aber Leute, die hier in Fotos und in Geheimnissen herumwühlen, das habe ich noch nie erlebt.«
    »Sie glauben, ich bin hier, weil ich mir Nanes Erbe unter den Nagel reißen will?« Jacqueline lachte verächtlich. »Mein armes Kind, Sie haben keine Ahnung, aus was für einer Familie ich stamme. Ich könnte mir zehnsolcher Häuser kaufen. Aber warum verstecken Sie denn Ihren Fischhändler, wenn Sie so selbstlos sind?«
    »Ich verstecke ihn, weil ... weil es Nane das Herz brechen würde!«, schrie Arminda.
    »Was reden Sie denn da ...?«, begann Jacqueline.
    Die beiden Frauen verstummten sofort, als sie schwere Schritte auf der Treppe hörten. Es war Nane. Sie ging am Wohnzimmer vorbei und schlurfte in die Küche. Arminda hielt den Atem an, und Jacqueline sagte mit aufgesetzter Fröhlichkeit: »Ach, du bist da? Ich dachte, du wärest weggegangen.«
    »Hm«, erwiderte Nane.
    Jacqueline warf Arminda einen Blick zu und folgte Nane in die Küche.
    »Hast du noch geschlafen?«, fragte Jacqueline.
    »Hm.«
    »Wir haben uns unterhalten. Hoffentlich haben wir dich nicht geweckt.«
    »Ich hab nichts gehört.«
    Arminda kam mit rosigen Wangen in die Küche.
    »Ist es noch nicht besser geworden?«, fragte sie. »Ich hab dir eine Schachtel Aspirin gekauft. Wie fühlst du dich?«
    »Schlechter«, erwiderte Nane missgelaunt.
    »Was hast du denn?«, fragte Jacqueline.
    »Nane hat eine Blasenentzündung.«
    »Du musst Cranberry-Saft trinken«, empfahl ihr die Cousine.
    »Cranberrys gibt es hier auf der Insel nicht«, entgegnete Nane.
    »Bist du sicher?«, beharrte Jacqueline. »Denn die sind wirklich gut gegen Blasenentzündungen. Das bringt sofort Linderung. Ich weiß es ...«
    »Ja, ich bin ganz sicher, dass es in den Geschäften hier keine Cranberrys gibt«, unterbrach Nane sie ungeduldig. »Ich habe überall gefragt, als ich welche für unseren Weihnachtstruthahn kaufen wollte.«
    Jacqueline dachte kurz nach.
    »Gegen Blasenentzündungen sind auch weiße Rüben und Gerste gut.« Sie begann mit den Fingern zu zählen. »Was hilft da noch ... Weiße Rüben, Gerste, Kohl und auch Tonerde ... Ah, und Lauch.«
    »Ja, Brühe mit Lauch, die kann auf keinen Fall schaden. Damit werden die Tabletten aus dem Körper geschwemmt«, sagte Arminda schroff.
    »Hm ...«, knurrte Nane.
    »Nein, nein«, sagte Jacqueline. »Brühe hilf nicht gegen Blasenentzündungen. Du musst den Lauch kochen, sechs Lauchstangen mit Olivenöl bedecken und auf kleiner Flamme köcheln lassen. Dann legst du dir das Ganze schön heiß auf den Unterleib.«
    »Auf den ...«, begann Nane verärgert. »Das hab ich ja noch nie gehört. Und warum nicht gleich mit dem Lauch Foxtrott bei Vollmond tanzen, wenn wir schon dabei sind? Dass du meinen Lauch nicht isst, reden wir nicht weiter davon. Aber dass ich ihn mir jetzt auf den Bauch legen soll, nein, das kannst du vergessen.«
    »Nane«, sagte Arminda seufzend. »Nimm deine Medikamente und leg dich wieder hin. Hinterher geht es dir bestimmt besser.«
    Nane nahm die Tüte aus der Apotheke vom Tisch und schlurfte auf die Tür zu.
    »Gut, ich lege mich wieder hin.« Sie seufzte. »Lauch auf den Unterleib. Und warum nicht gleich Kalbsbraten oder überbackene Makkaroni?«
    Wie erstarrt saß Jacqueline mit dem amerikanischen Krimi auf dem Schoß am Tisch. Sie war zutiefst gekränkt. Noch nie hatte Nane in diesem Ton

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