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Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman

Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman

Titel: Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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Bestimmung erfüllt. Sie sprachen von ihren Hochzeitstänzen, als ob es nie anders gewesen wäre. Vielleicht würde ich trotz der unzähligen Großen Ochsenaugen auf der Insel niemals das eine finden, um dessentwillen ich herangewachsen war. Schade, dachte ich seufzend. Ein wenig Zeit blieb mir noch. Vielleicht.

23
    Mir blieb gerade noch die Zeit, zur Villa Jolie Fleur zurückzukehren, als der Himmel sich bedrohlich zuzog. Kurz darauf begann es zu regnen, und es wurde kalt auf der Insel. Das Badezimmerfenster des Gartenhauses war geöffnet, und so konnte ich mich dort in Sicherheit bringen.
    Jacqueline erwachte gerade aus einer unruhigen Nacht. Die Bilder des gestrigen Tages bestürmten sie, und es kam ihr so vor, als wäre alles nur ein böser Traum gewesen: die Nächte im Atelier, die Hitzewelle und die Nackten im Kastenwagen. Es erschien ihr alles so unglaublich, als hätte eine Fremde es erlebt. Der Gedanke, hier im Gartenhaus zu bleiben, wo es nach feuchtem Staub roch, jagte Jacqueline einen kalten Schauer über den Rücken. Sobald die Schuhkartons vor ihrem geistigen Auge auftauchten, schüttelte sie sich, um die Bilder zu vertreiben. Plötzlich verspürte Jacqueline den Wunsch, Nane zu sehen und der bedrückenden Einsamkeit zu entfliehen. Sie machte sich so sorgfältig zurecht, wie es in derKürze der Zeit möglich war, und watete dann durch die Pfützen zum Haus.
    Zu ihrer Enttäuschung traf sie dort niemanden an. Wahrscheinlich hatte Nane das Haus bereits verlassen, um Einkäufe zu erledigen, und Arminda ... Bei dem Gedanken an Arminda zuckte sie wieder zusammen. Im Wohnzimmer war es gemütlich und trocken, und daher beschloss Jacqueline, auf Nane zu warten. Sie nahm aus dem Bücherregal einen dieser billigen Thriller, die Nane so gerne las. Das war zwar nicht gerade Jacquelines Lieblingslektüre, aber dennoch setzte sie sich in einen Sessel und begann, fast verächtlich in dem Buch zu blättern. Eine gute Stunde verging, ohne dass Jacqueline, die inzwischen in ihren Thriller vertieft war, es bemerkte. Dann tauchte Arminda mit einem Korb voller Bügelwäsche im Wohnzimmer auf.
    Sie begrüßten sich, doch die Blicke, die sie dabei wechselten, waren nicht eben freundlich. Jacqueline wollte schon aus ihrem bequemen Sessel aufstehen, doch Arminda behauptete, ihre Anwesenheit störe sie nicht. Als Arminda das Bügelbrett unter der Treppe holte, tat Jacqueline so, als wäre sie immer noch in das Buch vertieft. Doch trotz der Abenteuer eines höchst einfallsreichen, geistesgestörten Killers gelang es ihr nicht mehr, sich auf die Handlung zu konzentrieren. Arminda stellte das Bügelbrett auf und legte eine CD in die Hi-Fi-Anlage ein. Es war Fado, jene traditionelle portugiesische Musik, deren Lieder immer von tragischer Liebe handelten. Jacqueline las mehrmals denselben Abschnitt. Sie hätte sich gewünscht, oben auf dem Kopf Augen zu haben, umArminda zu beobachten, die sie ebenfalls heimlich beäugte.
    Der Duft der heißen Wäsche vermischte sich mit dem des Sommerregens, und das Zischen des Dampfbügeleisens begleitete die sehnsüchtigen Klänge der Fadosängerin. Jacqueline, die gemütlich in Nanes altem Sessel saß, vergaß darüber allmählich die angespannte Atmosphäre, die in dem Zimmer herrschte, und floh in die Welt des Serienkillers. Plötzlich riss Armindas strenge Stimme sie aus den verkommenen Gefängnissen von Nevada.
    »Wissen Sie, Jacqueline, ich will mich nicht in Ihre Angelegenheiten einmischen, aber ich glaube nicht, dass Nane begeistert wäre, wenn sie erfährt, dass Sie mitten in der Nacht in ihrem Atelier herumstöbern.«
    Jacqueline stockte der Atem. Sie starrte Arminda mit großen Augen an, sodass diese den Blick senkte und ihre Arbeit fortsetzte. Das Dampfbügeleisen zischte wieder.
    »Ich habe es Nane nicht gesagt«, fuhr Arminda fort. »Aber ich finde das wirklich nicht richtig. Nane bewahrt in ihrem Atelier sehr persönliche Dinge auf. Und ...«
    »Und glauben Sie, ich finde es richtig, dass Sie dieses Haus in ein Bordell verwandeln?«, erwiderte Jacqueline laut.
    Arminda hob den Kopf. Verwunderung, Entrüstung und Wut ließen ihre Wangen erröten. Jacqueline wurde ebenfalls rot. Nachdem ihr diese Erwiderung herausgerutscht war, wuchs ihre Aufregung noch. Beide Frauen verharrten reglos. Einen Augenblick lang herrschte angespannte Stille, die von den übertriebenen Klagen der Fadosängerin ins Lächerliche gezogen wurde.
    »Sie wissen nichts über dieses Haus ...«, zischte Arminda

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