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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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keine Sorge, der wird dann keine Kraft haben sich aufzulehnen oder gar laut zu protestieren.“ Dabei stieß er seinen Oberkörper energisch von der Tischkante in die Stuhllehne zurück. „Wir kennen das schon. Unsere Leute sind da Spezialisten. Das Ganze“, fuhr der Major fort und nickte dabei Hans-Peter zu, „hängt aber auch von Ihnen ab. Sie müssen lediglich den Inhalt der Ampulle in sein Getränk mischen. Alles andere machen unsere Genossen.“
    Hans-Peter Sasse blieb diesen Tag und die Nacht über in seiner „Wohnzelle.“ Zu Mittag gab es dort Steak mit Gemüse und Kartoffeln. Eine Schachtel Juwel lag auf dem Tisch neben dem Aschenbecher. Wenn alles geklappt hat, sagte er sich, gibt’s sicher Westzigaretten. Die haben nämlich welche und rauchen sie selbst. Aus dem Fenster sah er wieder diesen alten Fabrikschornstein. Wer wußte schon, wozu der einmal gehört haben mochte… Am Tage las er zur Ablenkung Jerry-Cotton-Heftchen. Abends gab es Schinken- und Käsebrote zu Bier oder Tee.
    Wo bekam man draußen schon mal Schinken, vor allem so mageren. Zum Essen trank er zwei Flaschen Bier. Er schlief schlecht in dieser Nacht. Pi-Pa-Po kriegt alles mit, ging’s ihm immer wieder durch den Kopf. Woran glaube ich eigentlich? Doch wohl bloß daran, daß ein Kilo Rindfleisch eine gute Brühe gibt. Er wälzte sich schlaflos im seinem weiß bezogenen Bett hin und her. Irgendwann stand er auf und ging über den beleuchteten Flur. Dort konnte er eine richtige Toilette aufsuchen. So lernt man ein WC erst schätzen, sagte er sich. Dann fielen ihm Totila und vor allem Sebastian ein. Dicht gehalten hatte der. Die Stasi wußte längst nicht alles. Irgendwie aber ahnten die das. Nur jetzt brauchten sie ihn…
    Als er wieder im Bett lag, fiel ihm der schwache Schattenriß des Gitters an der Wand über der Tür und an der Decke auf, den er bisher nicht bemerkt hatte. Irgendein diffuser Lichtschein von draußen malte dieses verzerrte Schattenbild an die Wand. Und er dachte an das Menetekel, auch wenn es keine Flammenschrift war, die er dort sah.
    Endlich eingeschlafen fuhr er dann im Traum mit der Bahn und befand sich plötzlich in Königswusterhausen, wo sie sonst immer in die S-Bahn umgestiegen waren. Aber er war allein und es sah alles etwas anders aus. Mit der S-Bahn fand er sich auch nicht zurecht. Er wollte seinen Freund Sebastian treffen, aber es kamen plötzlich Haltestellen, Bahnhöfe, die er gar nicht kannte. Immer wieder stieg er um. Er lief dort über eiserne Stufen, die aufwärts führten und andere, die abwärts zeigten, alles war fremd. Er wollte zum Bahnhof Zoo, fand aber nirgendwo einen Hinweis. Schließlich ging es durch Wiesen und Felder, alles falsch, er mußte doch nach Westberlin! Wieder stieg er aus. Bauernhäuser waren zu sehen. Vor dem Bahnsteig standen kahle Bäume. Der Himmel war grau und diesig. Er suchte nach einer Anschlagtafel mit einem Fahrplan, fand aber nichts. Dann ging er einen Sandweg entlang in ein Dorf, dem ein Ortsschild fehlte, auch am Bahnsteig hatte er keins gefunden. Schließlich traf er auf Bewohner.
    „Berlin?“
    Die schüttelten den Kopf.
    „Bahnhof Zoo?“
    Sie zuckten mit den Schultern. Einer bedeutete ihm endlich, daß sei ganz weit weg.
    Aber er war so lange noch gar nicht unterwegs gewesen und das war doch die Berliner S-Bahn …
    Die Dorfbewohner wiegten wieder nur die Köpfe und der eine machte dazu mit ausgestrecktem Arm eine weit in die Ferne weisende Bewegung.
    Dann würde er Sebastian wohl nicht mehr treffen. Er wußte überhaupt nicht mehr, wo er war. Am menschenleeren Bahnsteig brannten bereits Laternen und so betrat er diesen wieder, zwischen braunen Wiesen und schwarzen Feldern, aus denen grauer Dunst aufstieg. Allmählich kroch Panik in ihm hoch. Die Nacht rückte heran und er hatte sich völlig verirrt. Es wurde kalt… Schließlich wachte er auf. Es war wirklich Nacht, noch mußte er nicht aufstehen und sein rasender Herzschlag beruhigte sich. Doch als er an den kommenden Tag dachte setzte das Herz zum nächsten Galopp an: Die Entführung. Dieser Kelch würde nicht an ihm vorübergehen. Hier mußte er direkt Hand anlegen, nämlich das Betäubungsmittel ins Bier schütten. Es schmecke nach nichts, war ihm gesagt worden, aber die Wirkung trete ganz schnell ein. Er lag noch längere Zeit wach und döste erst gegen Morgen wieder ein.
    Auch dann suchten ihn bedrückende Träume heim: Sein Vater wurde dort plötzlich zum Stasiobersten. Das ist der Klassenfeind, sagte

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