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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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großen Kartoffelstücken und fetten Würsten.
    „Und erst ein Grüner-Bohnen-Eintopf“, schwärmte Manfred.
    „Da muß aber viel Bohnenkraut rein“, ergänzte Sebastian.
    „Genau“, bestätigte Manfred, „und Fett“, sagte er, „viel Fett …“
    „Mit dem Fettgehalt steht und fällt die Qualität von Eintöpfen sowieso“, bekräftigte Sebastian.
    Manfred nickte zustimmend.
    Solche Gespräche wurden allmählich, je länger die Mangelversorgung sich hinzog, zum Thema Nummer eins in der Zelle. Den Frühling erkannten sie auch daran, daß die Tage merklich länger wurden und daß es in der Zelle längst nicht mehr so kalt war. Schon kurz nach dem Wecken erschien bereits erstes bläuliches Tageslicht in den Rillenglasscheiben, auch hörte man kaum noch Krähenrufe.
    Sicher hatten viele sich wieder nach Rußland auf den Weg gemacht und nur die einheimischen waren geblieben. Sebastian sah zum Fenster hinauf und fuhr sich dann mit der Hand durchs Haar und übers Gesicht. „Es ist Frühling. Wie sehe ich aus“, wandte er sich an seinen Zellengenossen.
    „Wie ein völlig runtergekommener Landstreicher“, antwortete der lachend. „Bleich, scheußlich unrasiert, mit Ausschlag im Gesicht und strähnigen Haaren.“
    „Abgesehen von der Länge der Haare und dem Grind im Gesicht“, erklärte Sebastian, „ist mir das vorstellbar, wenn ich dich so vor mir sehe.“
    „Aber ich hab’ wenigstens nicht so’n vergammelten Kaiser-Wilhelm-Bart.“
    „Nee, das nicht. Da ist bei dir nicht allzu viel zu sehen.“
    „Niemand ist hier ein Adonis“, beendete Manfred diese gegenseitige Besichtigung.
    „Sicher ganz gut, daß wir keinen Spiegel haben“, meinte Sebastian.
    „Ja, aber unsern Gestank, den kann man nicht sehen“, ergänzte Manfred.
    „Monatelang nur dieses Finkennäpfchen morgens und nur kaltes Wasser und nicht rasieren“, sagte Sebastian. „Ist ja wirklich kein Wunder, daß wir hier langsam verrotten. Ich verstehe nicht, daß das die Vernehmer nicht stört.“
    „Ja, riechen müßten sie’s schon, wahrscheinlich sind sie abgehärtet.“
    Die Tage vergingen, Sebastian verständigte sich ab und zu über Klopfzeichen mit den Nebenzellen. Er dachte so manches Mal auch an Totila, der ebenfalls in einem dieser Löcher sitzen und diese ganzen Verhöre überstehen mußte. Daß die Stasi den Verrat Sasses zugegeben hatte, konnte Totila ja nicht wissen. So kam Sebastian die Idee, die in der Nebenzelle zu bitten deren nächste Zelle nach einem Totila Kunzmann zu befragen, mit dem Auftrag, diese Anfrage von „David“, ein Spitzname, den nur Totila kennen konnte, von Zelle zu Zelle weiter zu geben.
    Was er kaum für möglich gehalten hatte trat tatsächlich ein. Totila saß nur drei Zellen weiter. Die nächste Mitteilung, die Sebastian durch die Zellenwände schickte, lautete denn auch: Sasse hat uns verraten und sich freiwillig gestellt.
    Die Reaktion Totilas kam prompt: Glaube ich nicht.
    Sebastians Antwort darauf war eindeutig: Ich weiß es. Vernehmer hat’s zugegeben. Das überzeugte den Freund dann wohl doch.

    72.

    Hans-Peter Sasse wurde, überraschend für ihn, aus einer Zelle geholt, in der er einen Gefangenen gezielt hatte aushorchen sollen. Er wunderte sich, weil er aus seinem Opfer nach gerade mal zwei Tagen noch gar nichts hatte herauskriegen können.
    „Die denken wohl, ich bin Hellseher“, sagte er auf der Treppe zum Schließer.
    „Gehen Sie“, sagte der, „Hände auf den Rücken.“
    Natürlich wußte Sasse, daß das Sprechen auf den Gängen verboten war, doch er fühlte sich ja nicht eigentlich als Häftling, sondern mehr als im verdeckten Einsatz befindlich, also den Läufern und Schließern weit überlegen und somit schon fast als deren Vorgesetzter, nur daß die natürlich von alledem nichts wußten, nichts wissen durften und ihn daher pflichtgemäß wie einen Gefangenen behandelten. Wahrscheinlich dachten sich manche von ihnen auch ihr Teil, wenn sie hinsichtlich bestimmter Gefangener von höchster Stelle Anweisungen erhielten diese zu holen oder sie in bestimmte Zellen zu verlegen. Ganz klar galt für Schließer und Läufer ebenfalls das Verbot, von sich aus mit den Häftlingen zu reden.
    Sasse wurde dann direkt ins Zimmer des Majors gebracht, in dem auch ein Oberst auf einer Ecke des Schreibtisches saß, hinter dem der Major sich verschanzt hielt.
    Diesen Oberst hatte er noch nie gesehen, wahrscheinlich der Leiter der Stasi-Bezirksstelle, dachte Hans-Peter.
    „Setzen Sie sich“,

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