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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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Eltern, nicht seine Sache. Nicht, daß er dort nicht mitgekommen wäre, das fiel ihm nicht schwer. Englisch ließ er sich gerne gefallen, aber Russisch... nee! Also, wirklich, das lehnte er ab. Auch wenn sein Vater ihm stets vorhielt, wie wichtig es im Berufsleben sein könnte, Russisch gut zu beherrschen.
    Auf dem Heimweg fuhr er, die Mappe auf dem Gepäckträger, neben seinem Tischnachbarn her, der sich über Hans-Peters Einsilbigkeit wunderte.
    „Übermorgen schreiben wir die Chemiearbeit“, sagte er aufmunternd.
    „Organische Chemie“, erwiderte Hans-Peter, „da beißt die Katze sich doch sowieso nur in den Schwanz.“
    „Das bleibt ja nicht so wie beim Benzolring.“
    „Ja, leider. Da sind mir die organischen Ketten lieber.“
    „Das sieht die Natur aber anders“, erklärte der Klassenkamerad. „Wenn es nur diese Ketten gäbe, würdest du jetzt hier nicht auf deinem Rad durch den Wald fahren. Es gäbe dich nämlich gar nicht und den Wald auch nicht.“
    „Aber das Fahrrad“, sagte Hans-Peter, „das gäbe es und die Chaussee auch …“
    „Nee, nee“, widersprach sein Tischnachbar lachend, „bei der Chaussee, da kommt ja wohl der Benzolring wieder ins Spiel.“
    „Wieso Benzol? Wo ist da Benzol?“
    „Na, wo schon, im Teer oder sowas ähnliches wie Kohlenwasserstoff oder so...“
    „Erzähle nichts, wenn du nichts Genaues weißt.“
    „Pardon, Herr Professor …“
    „Komm, laß das! Ich fahre hier auf der Chaussee durch den Wald. Deine Benzolringe hin oder her, ich fahre, wenn auch, zugegeben, nicht mit Begeisterung.“
    Ein rasch lauter werdendes Motorengeräusch veranlaßte Hans-Peter, von der Mitte der Chaussee her rasch hinter seinen Klassenkameraden am Straßenrand einzuschwenken, so daß sie nun hintereinander fuhren. Diese rutschige Chaussee lud nicht eben zur Leichtsinnigkeit ein. Und da rauschte es auch schon heran und vorbei, eine schwarze EMW-Limousine wirbelte ihnen ganze Kaskaden aufstäubenden Schnees ins Gesicht.
    „Tolles Auto! Aber muß der denn so rasen?“
    „Ist doch ein EMW“, sagte Hans-Peter.
    „Aber auch gefährlich bei der glitschigen Straße hier“, und sein Mitschüler wischte sich mit dem Ärmel den Schneestaub aus dem Gesicht.“
    „Das war immerhin die Stasi.“
    „Woher weißt du das?“ Beide fuhren wieder nebeneinander her.
    „Staat oder Stasi“, sagte Hans-Peter, „das weiß doch jedes Kind, wer sonst hat schon solche Autos?“
    „Kohlekombinat und Bau-Union haben die aber auch.“
    „Sag’ ich doch, der Staat. Volkseigene Betriebe, das ist doch der Staat, oder gehört dir oder mir was davon?“
    „Also, ich bin schon froh“, sagte Hans-Peter, „daß ich die Karre hier hab’“, und er fuhr mit dem Rad einen Schlenker über die vereiste Chaussee. „Griffige Reifen“, meinte er stolz, „sowas kriegst du heute nirgends mehr.“
    „Doch, im Westen“, widersprach sein Mitschüler. „Meine Reifen“, sagte er, „sind ja vorne und hinten unterlegt und auch die ausgeleierte Kette springt öfter mal ab. Mein Bruder bringt mir aber nächste Woche Reifen aus Westberlin mit, unterm Mantel versteckt, um den Bauch gewickelt. Hat er schon mal gemacht, das geht – und eine Kette vielleicht auch.“
    „Im Osten gibt’s doch Reifen.“
    „Wenn du mir sagen kannst wo, hole ich mir sofort welche. Und wo gibt’s Fahrradketten?“
    „Woher soll ich das wissen?“
    „Na bitte! In unserer Gegend jedenfalls nicht.“
    „Die werden dann aber teuer, die Reifen im Westen, beim Kurs eins zu fünf.“
    „Stimmt, in Kürze müßte ich sonst aber Bahn fahren und jeden Tag drei Stunden auf den Zug warten.“
    „Na und? Die schreiben sich doch dort schon immer gegenseitig ihre Schularbeiten ab.“
    „Das kann ich auch in den Pausen. Würdest du denn immer Zug fahren wollen?“
    „Nie und nimmer! Schon das Gerenne zu den Bahnhöfen und dann immer pünktlich dastehen, auch wenn der Zug dann oft gar nicht rechtzeitig kommt. Nee, nee, da ist mir mein Rad schon lieb und wert“, und er klopfte ihm dazu liebevoll auf die Lampe.
    „Was glaubst du denn, woher meine Reifen stammen?“
    Der Klassenkamerad lachte. „Das sehe ich doch. Wichtig ist ja nur“, sagte er, „man hat genügend davon, also genügend Ostgeld.“
    „Schon richtig, Geld regiert die Welt, auch Ostgeld“, und Hans-Peter lachte ebenfalls.
    „Aber genügend, was heißt das? Zweihundertfünfzig, dreihundert Mark sind ein gutes Gehalt. Damit kannst du aber gerade deine Lebensmittelkarte

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