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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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hatte. Es drohte ja nicht nur der Verlust der Schmuggelware durch Beschlagnahme, sondern durchaus auch Gefängnis, denn ein Tausch von Ost- in Westgeld und umgekehrt stand unter gar nicht geringer Strafandrohung. Das war manchen Leuten gar nicht so bewußt, wenn sie mit dringend benötigten Kleinigkeiten aus dem Westen im Gepäck auf den Berlin-Strecken gefilzt wurden. Gesetzeswillkür brachte den einen für Jahre ins Gefängnis, während ein anderer nur seiner im Westen erstandenen Gegenstände verlustig ging. Doch ohne diese vielen kleinen Dinge wäre das Leben im Osten unvergleichlich schwerer gewesen.
    Als ungerecht empfanden es natürlich so manche, daß die einen Verwandte oder Bekannte im Westen hatten, die begehrte Waren schicken konnten, während andere mangels Westbeziehungen leer ausgingen. Mit auch nur halbwegs betuchten Westverwandten war man eben auch im Osten wer. Das Schicken von Päckchen und Paketen aus dem Westen stellte zwar die Versorgungslage im Osten bloß, half andererseits jedoch empfundenen Mangel im Lande zu dämpfen. Durch Tausch und private Dienstleistungen kamen nun aber auch nicht mit Westverwandten und –bekannten gesegnete DDR-Bürger in den Genuß rarer Westware.

18.

    Die immer noch recht kalten, wolkenverhangenen kurzen Tage des Februar vergingen rasch. Hans-Peter fuhr täglich auf eisglatter Chaussee nach Altdöbern zur Schule und Sebastian, wie die anderen Lehrlinge des Kreises, zum Holzeinschlag in den Altdöberner Forst. Die staatliche Forstverwaltung erwartete Einschlagszahlen, Lehrlinge hin, Lehrlinge her. Aber Onkel Jaschek wußte auch, für ein Taschengeld sollte man Leute nicht ständig antreiben. In der Forstverwaltung sah man das anders. Wenn man schon ein Dutzend junger kräftiger Männer eingesetzt hatte sollte auch etwas Rechenbares dabei herauskommen. Die Holzeinschlagsnormen pro Revier lagen sehr hoch, und das beste Holz ging für Reparationen drauf. Dazwischen balancierte der Haumeister. Solange die Lehrlinge unter seiner Kontrolle bei Wegebauten, Teich- und Grabenarbeiten, Holzeinschlag, Pflanzungen und Durchforstung von zugewachsenen Schonungen beschäftigt waren, ließ Onkel Jaschek gewissermaßen ein wenig die Zügel schleifen, das hieß, es gab immer wieder mal Wetten, Ringkämpfe und Wettbewerbe, Spielereien, die, streng betrachtet, nicht eben der Produktion dienten, dafür aber ein freundschaftliches Klima erhielten und den eintönigen Arbeitsablauf für junge Leute erträglicher machten. Vorgesehen war das seitens der Obrigkeit natürlich nicht. Onkel Jaschek hatte bereits einen Rüffel einstecken müssen, wie aus der Kreisforstverwaltung über den dort beschäftigten älteren Bruder eines Lehrlings zu hören war. Herumtollereien und andere ausgedehnte Spielereien während der Ausbildungszeit hätten zu unterbleiben. „Wir wollen das im Rahmen halten“, sagte Onkel Jaschek und ein verstecktes Lächeln huschte ihm dabei übers Gesicht. „Möchte nur wissen, wer dort geplappert hat“, setzte er ernster hinzu.
    „Vielleicht ein Förster?“
    „Möglich.“ Und Onkel Jaschek wandte sich einem Sägeblatt zu, dessen Zähne verbogen waren. Das kam hin und wieder vor, wenn eine Säge im Baumstamm auf Granatsplitter oder Geschosse aus dem vergangenen Krieg traf. In den Wäldern ringsum war es damals zu Kämpfen gekommen, wovon auch vergessene Holzkreuze mit und ohne daran gehängtem Stahlhelm zeugten.
    Die weiten Wälder erwiesen sich als ein Gelände, durch das vor wenigen Jahren noch der Krieg gezogen war. Auf angerostete Gewehre, deutsche und russische, Munition oder auch Granaten verschiedenster Kaliber traf man im Unterholz allenthalben. An einer Stelle stand noch immer ein ausgebrannter russischer Panzer, an einer anderen ein gesprengtes Pak-Geschütz. Auch gab es ganze Waldstücke, die von Panzern durchfurcht worden waren. Schneisen niedergewalzter Bäume zeugten unverkennbar davon. Von einem anderen Waldstück standen nur noch zerfetzte, mannshohe Stümpfe in einem Boden, der rotbraun leuchtete und sich bei genauerem Hinsehen als granatsplitterübersät erwies. Ein wüstes Bild, ein schauriger Anblick. Sebastian kannte sie gut, die lichten Kiefernwälder ringsumher, unterbrochen von Stangenholzschlägen, Schonungen und weiten abgeholzten Flächen. Er kannte die Heide an den Flanken der Endmoränen mit ihren weiß schimmernden Sandkronen, die schmalen Bäche, in denen Krebse und Forellen lebten. Er wußte auch, wo Gewehre, Maschinengewehre,

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