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Als die Erde bebte

Als die Erde bebte

Titel: Als die Erde bebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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Schutzschild.”
    “Wogegen?”
    Sie spielte mit dem Löffel. “Manchmal hast du so einen Blick, der ganz … merkwürdige Gefühle in mir weckt.”
    Mit diesem Blick schaute er sie jetzt an und es schien, als würde die Luft zwischen ihnen zu knistern beginnen.
    “Ja, genau den meine ich”, sagte sie unsicher und deutete mit dem Löffel auf ihn.
    “Und? Fühlst du dich jetzt merkwürdig?”
    “Ein bisschen.”
    “Ich mich auch”, sagte er und staunte selbst über seine belegte Stimme. “Und es hat nichts mit den Sachen zu tun, die du anhast.” Er beugte sich noch weiter zu ihr vor. “Du könntest eine Ritterrüstung anziehen, und es würde sich nichts ändern.”
    Sie schloss schnell die Augen, doch er hatte das hilflose Verlangen darin bereits gesehen. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, stand sie auf. “Ich muss zurück an die Arbeit.”
    Er griff nach ihrem Arm und hielt sie fest. “Du brauchst nicht vor mir davonzulaufen. Vertrau mir, Amber.”
    “Ich versuche es, Dax, ehrlich.”
    Er stand ebenfalls auf und strich ihr über die Wange. “Ich weiß, dass du bisher noch nie jemandem vertrauen konntest, aber ich verspreche dir, dass ich anders bin.” Damit ließ er sie los. “Denk darüber nach.”
    Amber betrat ihr Büro und schloss aufatmend die Tür hinter sich. Während sie dann auf ihren Schreibtisch mit den Bergen von Akten zuging, hatte sie das Gefühl, als würde der Boden erzittern. Sie blieb stehen, verharrte regungslos und spürte es jetzt ganz deutlich, wie der Boden unter ihren Füßen bebte. Es war also nicht ihre allzu aktive Fantasie, sondern Wirklichkeit.
    Dann schien es vorbei. Das Erdbeben war kurz, schnell, aber dennoch absolut Angst einflößend.
    Es hatte schon eine Reihe davon in diesem Jahr gegeben, und sie erinnerte sich an jedes einzelne, denn sie war jedes Mal in eine furchtbare Panik geraten, die sie nicht mehr kontrollieren konnte.
    Eine normale Reaktion für ein Erdbebenopfer, hatte man ihr gesagt. Jetzt klammerte sie sich an den Schreibtisch, um darunter, falls notwendig, Schutz zu suchen. Es ist nur ein schwaches Beben, versuchte sie sich zu beruhigen.
    Und obwohl es vorbei gewesen war, ehe sie es noch richtig registriert hatte, fiel es ihr schwer zu atmen. Ihre Hände waren schweißnass und ihr Magen rebellierte.
    Die Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen, und plötzlich stand Dax neben ihr. “Ich bin sofort gekommen”, sagte er mit seiner wunderbar tröstenden Stimme. “Ich war noch unten auf der Straße. Ich dachte … ich wusste nicht, wie du dich fühlen würdest. Verdammt, ich hasse diese Beben!”, brach es aus ihm heraus. “Bist du okay?”, fragte er dann und schloss sie in die Arme.
    “Sicher.” Aber sie schmiegte sich dennoch an ihn. Nur einen Moment, dachte sie. Sie würde sich nur kurz bei ihm anlehnen. “Mir geht es gut.”
    “Nicht.” Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. “Für mich brauchst du nicht so zu tun, als wärst du stark.”
    “Es war nur ein kleines Beben. Kaum heftig genug, dass man es auf der Skala registrieren konnte.”
    “Ich habe es registriert”, brummte er, und erst jetzt bemerkte sie, dass er schwer atmete und ebenfalls zitterte. Auch er hat ja Angst, stellte sie überrascht fest.
    Sie erlaubte sich, noch einen Moment länger an seiner Brust zu verweilen.
    “Es ist okay”, flüsterte er. “Wir sind okay.”
    “Taylor”, sagte sie plötzlich und hob den Kopf. “Wir müssen deine Eltern anrufen und fragen, wie es ihr geht.”
    “Werden wir. Sobald ich mich an die Telefonnummer erinnern kann. Entschuldige, aber im Moment bin ich völlig durcheinander. Amber, bitte halt mich noch eine Sekunde lang fest, ja?”
    Es hatte so kläglich geklungen, dass es ihr ans Herz rührte, und sie barg schnell das Gesicht an seiner Halsbeuge, die wie für sie geschaffen schien. “Keine Angst”, sagte sie tröstend. “Ich habe einen großen, massiven Schreibtisch. Er wird halten.”
    Er lachte, so wie sie es beabsichtigt hatte.
    “Mensch, ich zittre vielleicht wie Espenlaub”, murmelte er und schämte sich nicht, es zuzugeben. “Ich hasse Erdbeben.”
    “Dann lass uns schnell unter den Schreibtisch kriechen. Sag mal”, fragte sie ihn, als sie darunter saßen, “wer tröstet hier eigentlich wen?”
    “Weiß ich nicht, aber halt mich fest.” Er griff nach ihrer Hand.
    Das tat sie. Zusammengekauert hockten sie auf dem Fußboden wie zwei kleine Kinder. Ihre Beine waren mit seinen verschlungen und ihr

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