Als die schwarzen Feen kamen
an der Theke zurückgelassen worden zu sein. Insgeheim aber hätte sie Theresa am liebsten ins Gesicht gesagt, wie kindisch und unfair sie ihr Verhalten fand.
» Alles klar.« Sie rang sich ein Grinsen ab und hoffte, dass es nicht zu gequält aussah. » Und bei dir?«
» Alles cool.« Theresa strich sich mit einer geschmeidigen Handbewegung die vom Tanzen wirren Haare zurück und sah dabei wie gewohnt umwerfend aus. Sie wusste genau, wie sie den Kopf drehen musste, damit ihr schlanker weißer Hals möglichst vorteilhaft unter den dunklen Locken zur Geltung kam– und das natürlich genau im richtigen Moment, als Johannes und Kathrin durch die Tür zum Tanzsaal traten. Marie verkniff sich im letzten Augenblick ein gereiztes Kopfschütteln.
» Puh, ich glaub, ich muss mal kurz zum Klo.« Theresa schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. » Kommst du mit?«
Trotz allen Ärgers konnte Marie ein Lachen nicht unterdrücken. Der Vorschlag kam nicht unerwartet. Zum Klo, das konnte nur bedeuten, Theresa hatte dringend etwas zu erzählen. Allerdings bedeutete es auch, sie hatte noch längst nicht vor, nach Hause zu gehen. Dieser Gedanke wiederum war für Marie nicht unbedingt Grund zum Jubeln. Aber das behielt sie lieber für sich.
» Sicher.« Sie rutschte von ihrem Hocker und folgte Theresa in die Toilette, in deren winzigem Vorraum kaum Platz genug für zwei Leute war. Sie schloss die Tür hinter sich ab und lehnte sich gegen den Rahmen, während Theresa sich mit beiden Händen auf den Waschbeckenrand stützte und in den Spiegel starrte. Ihr Atem ging noch immer ein wenig schwer.
» Und?« Marie verschränkte die Arme vor der Brust und grinste, während sie Theresas erhitztes Spiegelbild beobachtete. » Wie war er denn so?«
Theresa warf ihr über die Schulter einen gespielt entrüsteten Blick zu. Aber ihre Augen leuchteten. » Du fiese Nuss.«
Marie lachte, und Theresa lachte mit.
Doch dann wurde ihr Gesicht plötzlich ernst. » Du Marie… ich wollte dich eigentlich was fragen.«
Marie sah ihre Freundin überrascht an. Das klang irgendwie seltsam– und ganz und gar nicht so, als ob das, was Theresa zu sagen hatte, ihr gefallen würde.
» Ach so? Was denn?«
Theresa kaute mit offensichtlichem Unbehagen auf ihrer Unterlippe. » Ich… also… würde es dir vielleicht was ausmachen, demnächst nach den Tanzstunden direkt nach Hause zu gehen? Ich meine… wegen Johannes… ich wollte mich ein bisschen mit Kathrin anfreunden, und…«
… du störst dabei.
Die Worte hingen unausgesprochen in der Luft.
Marie starrte ihre Freundin entgeistert an. Sie fühlte sich, als hätte Theresa ihr lächelnd ins Gesicht geschlagen. Sie hatte mit vielem gerechnet. Aber damit nicht.
» Tut mir leid«, murmelte Theresa. » Aber das verstehst du doch… Du… hast doch bestimmt sowieso keine Lust, hier so lange rumzuhängen, oder?«, fügte sie hastig hinzu.
Marie kniff die Lippen zusammen. In ihrer Brust brannte es. » Klar«, brachte sie hervor, doch es klang längst nicht so locker, wie sie gehofft hatte. » Hast schon recht. Kein Thema. Ich wollte sowieso gehen.«
Sie zwang ein Lächeln auf ihre Lippen, obwohl sie selbst nicht genau wusste, warum. Sie fühlte sich wie betäubt. » Ich hau dann jetzt auch ab. Bleibst du noch?«
Theresa nickte. Sie hatte den Blick nun fest auf die blau-weißen Bodenfliesen geheftet. » Ein bisschen.«
Marie schloss die Toilettentür auf und ging mit unsicheren Schritten zurück auf den Gang. Theresa folgte ihr wortlos. Das schlechte Gewissen stand ihr ins Gesicht geschrieben.
» Tut mir leid…«
Marie antwortete nicht. Leid… es tat ihr leid… Und was sollte sie sich dafür kaufen? Stumm zog sie ihre Jacke an, dann Schal und Handschuhe, und griff nach ihrer Tasche.
» Bis morgen dann, ja?«, sagte Theresa, in einem kläglichen Versuch, ihre Stimme normal und unbekümmert klingen zu lassen.
Aber Marie gab keine Antwort. Ihr fiel keine ein, die nicht gelogen gewesen wäre. Mit schnellen Schritten drängte sie sich an ihrer Freundin vorbei und lief die Treppe zum Eingang hinunter, ohne sich noch einmal umzusehen.
Schneeflocken schmolzen auf ihrer Haut, als sie auf die Straße trat. Selbst bei diesem Wetter war die Einkaufszone bevölkert von Menschen in dicken Mänteln unter schneebedeckten Regenschirmen. Marie konnte sie vom Eingang der Tanzschule aus sehen, wie sie die Spitalerstraße entlangeilten. Doch hier in den Nebenstraßen waren nur wenige Leute unterwegs. Sie hinterließen
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