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Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
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möglich war.
    Gabriel wartete, bis sie an ihm vorbei nach draußen getreten war. Dann schloss er wieder zu ihr auf und ging ihr voran über den Hof, der sich immer mehr leerte. Dicht an der Wand des Schulgebäudes, dort, wo man sie aus keinem der Fenster würde sehen können, blieb er schließlich stehen. Schweigend beobachtete er, wie auch die letzten Schüler im Gebäude verschwanden. Sie waren allein.
    Marie schob die kalten Hände unter die Achseln. Die Luft war wirklich eisig. Aber sie würde sich nicht beschweren. Nicht jetzt. Hier hörte ihnen wenigstens niemand zu. Und sie musste irgendetwas sagen. Irgendwie erklären, warum sie sich so ekelhaft benommen hatte. Denn das hatte sie. Mehr als ekelhaft.
    » Siehst du jetzt, warum ich nicht wollte, dass wir miteinander sprechen?« Ihre Stimme zitterte– allerdings lag das nicht nur an der Kälte hier draußen. Sie hatte sich so sehr an Theresas Freundschaft festklammern wollen, und noch weniger hatte sie gewollt, dass Theresa zwischen ihr und Gabriel stand. Trotzdem war genau das passiert und vermutlich hatte sie jetzt beide endgültig vertrieben. Marie biss die Zähne zusammen, damit sie nicht unkontrolliert aufeinanderschlugen.
    Gabriel sah sie mit undeutbarem Blick an. Seine Miene war angespannt. » Es ging nicht anders«, erklärte er. Die Worte klangen steif und kantig und im Vergleich zum normalen, weichen Ton seiner Stimme geradezu grob. » Ich konnte auf diese dummen Gänse keine Rücksicht mehr nehmen.«
    Marie schluckte mühsam. So harte, aggressive Worte aus Gabriels Mund zu hören, war ungewohnt und fühlte sich fremd an. Er hatte recht, dachte sie bitter. Aber nicht nur Theresa und Jenny, auch sie war eine dumme Gans. Und vermutlich war es naiv gewesen zu glauben, er könnte dafür Verständnis haben.
    Gabriels dunkle Brauen hatten sich inzwischen so weit zusammengeschoben, dass sie eine harte Linie über seinen Augen bildeten und ihn finster aussehen ließen.
    » Was ich eben eigentlich sagen wollte«, fuhr er fort, » war, dass ich noch nicht weiß, ob ich es rechtzeitig zum Termin bei deinem Therapeuten schaffe.«
    Marie zuckte innerlich zusammen. Er würde heute Nachmittag unterwegs sein– also hatte er das nicht nur gesagt, weil er verletzt war! Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Sie wagte kaum zu fragen, aber schließlich tat sie es doch.
    » Warum?«
    Gabriel antwortete nicht sofort. Sein Blick schien an ihr vorbei ins Leere zu gehen. Marie sah, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten. » Eine Freundin von mir ist krank. Ich werde sie besuchen.«
    Marie schnappte nach Luft. » Krank!«, stieß sie hervor. Das war alles? Er musste eine Freundin besuchen, weil sie krank war? Deswegen hatte er ihre Bitte ignoriert? Deswegen hatte er zugelassen, dass ihre ganze Situation noch viel schrecklicher wurde, als sie sowieso schon war? Marie spürte, wie fassungslose Wut wie eine heiße Blase in ihrem Inneren wuchs und zu platzen drohte.
    » Das muss gar nichts heißen«, sagte Gabriel hastig. Sein Blick kehrte zu ihr zurück. Unterdrückte Furcht flackerte darin– und erst jetzt begriff Marie, wovon er sprach. Was er gemeint hatte. » Ich will es mir nur zur Sicherheit mal ansehen, okay?«
    Marie spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Natürlich. Natürlich war seine Freundin nicht nur einfach krank. Die Blase aus Wut schrumpfte und verschrumpelte zu einem kümmerlichen Ball. In diesem Moment hasste Marie sich selbst. Wieso war sie bloß so dumm?
    » Ich komme zur Praxis, so schnell ich kann«, versicherte Gabriel ihr, und trotz der gereizten Anspannung, die noch immer in seiner Stimme mitschwang, hatte Marie nun das absurde Gefühl, dass er versuchte, sie zu beruhigen. » Das heißt– wenn du wirklich willst, dass ich mitgehe.«
    Vielsagendes Schweigen hing für einen Moment zwischen ihnen. Marie presste die Lippen zusammen. Sie musste das klären, dachte sie. Bevor es noch schlimmer wurde. Natürlich wollte sie ihn bei sich haben. Er durfte nicht denken, dass es anders wäre. Gabriel war der einzige Mensch auf der Welt, bei dem sie nicht aufpassen musste, was sie sagte. Aber wie sollte sie ihm das so erklären, dass er ihr glaubte, nach allem, was vorhin geschehen war? Wo er sie doch nicht einmal mehr in seiner Wohnung haben wollte?
    » Ja, sicher«, brachte sie hervor. Sie hatte das Gefühl, gleich in Tränen ausbrechen zu müssen. » Ich meine… bitte!«
    Gabriel atmete tief ein und wieder aus. Seine Brauen waren noch immer

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