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Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
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immer noch auf der Wachstation? Wachte sie nicht endlich auf?
    Marie zitterte inzwischen am ganzen Körper. Ihre Mutter hätte mit ihr geschimpft, dachte sie. Sie hätte einen Riesenaufstand gemacht, weil sie bei den Temperaturen nur im Pullover draußen herumstand. Und das zu recht. Was auch immer Marie jetzt tat, sie musste wenigstens ihre Tasche holen, und vor allem ihre Jacke. Sie musste vernünftig sein. Langsam ging Marie zurück ins Gebäude. Es half ja alles nichts, so gern sie auch geflüchtet wäre. Sie musste durchhalten, wie Gabriel gesagt hatte. Zwei Stunden noch, dann war sie erlöst. Am besten würde sie einfach gar nichts sagen. So tun, als wären Theresa und Jenny überhaupt nicht da. Dann hatte sie vielleicht eine Chance, auch den Rest des Tages zu überstehen. Auch wenn es sicher die längsten zwei Stunden würden, die sie seit Langem erlebt hatte.

Sechzehntes Kapitel: Lebensfäden
    » Danke, dass du mitgekommen bist.« Henrik schloss die Haustür des kleinen Einfamilienhauses auf, in dem Alex mit ihren Eltern lebte. » Um ehrlich zu sein– sie war heute Morgen so fertig, dass ich es fast gruselig fand, mit ihr allein zu sein. Abgefahren, was?«
    » Ach… ich hab schon Schlimmeres gehört.« Gabriel folgte seinem Freund in einen lichtdurchfluteten Flur und eine schmale Treppe hinauf.
    Obwohl das Innere des Hauses hell und freundlich war, hatte er schon wenige Schritte hinter der Schwelle das unangenehme Gefühl, dass irgendjemand oder irgendetwas sein Eintreten bemerkt hatte– und das lag nicht an Henriks Schatten, der um ihn herum und zwischen seinen Beinen hindurchschlich und Gabriel immer wieder misstrauisch beäugte. Die Härchen in seinem Nacken und an seinen Armen stellten sich auf, aber er zwang sich, ruhig weiterzugehen.
    Henrik warf ihm über die Schulter einen Blick zu. » Ich dachte, du könntest sie beschäftigen, während ich uns was zu essen mache.«
    Gabriel nickte. » Klingt gut.« Das würde ihm etwas Zeit geben, mit Alex allein zu sein, und er konnte sich in Ruhe ihren Schatten ansehen.
    Henrik schob eine Tür am Ende des Flurs auf, und gemeinsam betraten sie Alex’ Zimmer.
    Ein schwerer, süßlicher Geruch schlug ihnen entgegen. Die Gardinen in dem kleinen Raum waren zugezogen und kein Licht brannte, obwohl der Himmel draußen so grau war, dass man das Gefühl bekommen konnte, es ginge längst auf den Abend zu. Das Mädchen lag auf dem Rücken und starrte mit leerem Blick an die Decke. Von dem lebhaften Wesen, das Gabriel kannte, war erschreckend wenig übrig geblieben.
    Und noch etwas war ungewöhnlich, bemerkte er, kaum dass er einen Schritt in den Raum hineingemacht hatte. Ungewöhnlich und beunruhigend. Alex’ Schattenkreatur hatte sich von ihr zurückgezogen. Anstatt wie sonst fast mit ihrem Körper zu verschmelzen, hockte die Harpyie am Fußende des Bettes und blinzelte den Eindringlingen aus gelben Augen misstrauisch entgegen. Ihr normalerweise metallisch glänzendes Gefieder war stumpf und wirkte struppig. Überhaupt sah sie abgekämpft aus– und gleichzeitig bemerkte Gabriel an ihr jenen vernichtenden Zorn, den er schon am Morgen an Henriks Bestie gesehen hatte. Der Dämonenhund neben ihm rieb sich am Bein seines Wirts und grollte tief in der Kehle. Die stacheligen Schweife zuckten unruhig.
    Gabriel trat näher an Alex heran, auch wenn er den Ekel kaum unterdrücken konnte, der beim Einatmen des schweren Geruches in seinem Magen wühlte. Am liebsten hätte er sich sofort umgedreht und wäre aus dem Zimmer verschwunden. Aber das konnte er nicht. Unmöglich. Denn da waren sie– die Schatten, die Marie ihm beschrieben hatte. Seine Ahnung hatte ihn nicht getäuscht. Schatten ohne Licht, die sich unter Alex’ bleicher Haut hin und her bewegten. Dunkle Flügel, dünn wie Papier. Gabriel spürte, wie Übelkeit seinen Hals hinaufstieg und einen bitteren Geschmack auf seiner Zunge zurückließ.
    Alex reagierte nicht auf ihr Eintreten, als hätte sie gar nicht bemerkt, dass die Tür sich geöffnet hatte.
    » Hey, Liebes.« Henrik ging zum Bett hinüber und nahm behutsam die Hand seiner Freundin. » Geht’s dir besser?« Er winkte Gabriel heran, ohne aufzusehen. » Ich hab dir Besuch mitgebracht.«
    Der Dämonenhund stieß ein heiseres, wütendes Bellen aus. Die Harpyie kreischte und spreizte aufgeregt die riesigen Schwingen. Und auch Gabriel zuckte alarmiert zusammen. Erst im allerletzten Augenblick konnte er den warnenden Ruf unterdrücken. Die Schatten wanden sich

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