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Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
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Hosentaschen vergraben. Seine Haut war fahl, seine Augen dunkel und seine Haare zerwühlt. Marie fühlte, wie ihr kalter Schweiß ausbrach. Es war wichtig. Sehr wichtig. Sie sah es sofort. Und natürlich tat er das nicht, weil er ihre Abmachung vergessen hatte. Er musste sie sprechen, irgendetwas war passiert. Aber…
    » Was willst du?« Noch bevor Marie dazu kam, etwas zu sagen, oder auch nur darüber nachzudenken, was sie jetzt tun sollte, kam Theresa ihr zuvor. Ihre Stimme troff vor Gift. » Sie will nicht mit dir reden. Und deine platten Anmachen kannst du dir sparen, du Idiot.«
    Gabriel zuckte nicht einmal mit der Wimper. Noch immer sah er nur Marie an, als seien alle anderen um sie herum völlig unwichtig. Theresa musste innerlich kochen, dachte Marie benommen. Sie fühlte sich schrecklich. Und sie brachte keinen Ton heraus.
    Die Luft schien förmlich zu knistern vor Anspannung. Die fremden Jungen sahen verwirrt von Theresa zu Marie, dann zu Gabriel und wieder zurück zu Theresa. Mit einer undeutlichen Entschuldigung machten sie sich aus dem Staub. Und auch Jenny sah aus, als hätte sie am liebsten die Flucht ergriffen– obwohl sie natürlich an Theresas Seite blieb.
    » Was du ihr zu sagen hast, kannst du uns auch sagen.« Theresas Stimme klang ein wenig schrill vor unterdrücktem Zorn. » Stimmt’s, Marie?«
    Marie umklammerte die Kante der Heizung, bis ihre Finger schmerzten. Theresa würde sie hassen, wenn sie sich jetzt auf Gabriels Seite stellte. Sie würde ihr das nie verzeihen. Aber das wollte Marie nicht! Nicht um alles in der Welt. Nicht, nachdem sie doch gerade wieder das Gefühl bekam, dass zwischen ihr und Theresa alles gut werden konnte.
    Langsam nickte sie. Aber sie konnte Gabriel dabei nicht ansehen. » Sag’s einfach«, murmelte sie und wusste, dass ihre Stimme abweisend klang. » Was willst du von mir?«
    Sekundenlang blieb Gabriel still. Marie hatte das Gefühl, als wäre alles Blut aus ihrem Kopf geflossen. In ihren Ohren rauschte es und ihr war schlecht. Zu gern hätte sie in diesem Moment Gabriels Gesicht gesehen. Aber sie hielt den Blick krampfhaft auf ihre Schuhspitzen gerichtet. Neben sich hörte sie Theresas angestrengten Atem.
    » Ich werde heute Nachmittag nicht zu Hause sein«, sagte Gabriel schließlich. Seine Stimme klang beinahe unheimlich ruhig. » Aber Joe hat noch einen zweiten Schlüssel. Falls du deine Sachen holen willst.«
    Die Worte, so gleichmütig sie auch klangen, trafen Marie wie ein elektrischer Schlag. Ruckartig hob sie den Kopf. Aber Gabriel hatte sich schon umgedreht. Er ging, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Marie war sich bewusst, dass Theresa und Jenny sie mit offenen Mündern fassungslos anstarrten. Sie hatten noch nicht ganz begriffen, was sie gerade gehört hatten. Und wenn es zu ihnen durchdrang, das wusste Marie, würden sie es auf jeden Fall falsch verstehen. Aber das war ihr jetzt egal. Sie war wie erstarrt.
    » Nein. Warte!«, flüsterte sie.
    Aber natürlich wartete Gabriel nicht. Ohne noch länger zu zögern, rutschte Marie von der Heizung und rannte den Gang hinunter. Undeutlich hörte sie, wie Jenny ihren Namen rief, aber es kümmerte sie nicht. Was war nur in sie gefahren? Was hatte sie angerichtet?
    » Gabriel!«
    Gabriel wurde nicht langsamer, obwohl er sie diesmal gehört haben musste. Aber er beschleunigte seine Schritte auch nicht und ließ zu, dass Marie aufholte.
    » Es… tut mir leid«, murmelte sie, als sie schließlich neben ihm ging. » Ehrlich.«
    Gabriel sagte nichts. Er sah Marie auch nicht an, und aus seinem Gesicht war nicht abzulesen, was er dachte. Zielstrebig steuerte er auf den hinteren Ausgang der Schule zu, der auf den kleineren der beiden Schulhöfe führte.
    Gerade als sie ihn erreicht hatten, ertönte der Gong, der das Ende der Mittagspause verkündete. Unsicher sah Marie sich um. Sie hatte ihre Jacke im Klassenraum zurückgelassen, und draußen war es immer noch bitterkalt. Außerdem hatte sie noch nie geschwänzt. Aber Gabriel jetzt gehen zu lassen, stand völlig außer Frage.
    Gabriel hielt die Tür auf, während die ersten Schüler bereits wieder ins Innere des Gebäudes strömten. Erst jetzt kreuzte sein Blick sich wieder mit Maries. Doch seine Miene war ebenso verschlossen, wie es kurz zuvor seine Stimme gewesen war. » Kommst du?«
    Marie biss sich auf die Unterlippe. Dann nickte sie schnell. Sie hatte ihn verletzt, das war offensichtlich, und sie musste irgendwie versuchen, es wiedergutzumachen– wenn das

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