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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Alle sind müde - keiner will reden ...« Er brach ab und gähnte. »Wir sind gut versteckt hier... oh, ich bin so müde ... ich glaube, ich bin der einzige, der noch wach ist. Die Kröte schläft schon.«
»Gute Nacht, Fuchs«, flüsterte der Waldkauz. »Gute Nacht, Kauz«, flüsterte der Fuchs. »Bis heute abend.«
Der Waldkauz flog langsam weg, um sich zu den anderen Vögeln zu gesellen, bevor es ganz hell wurde. Der erste Teil der Reise war geschafft.

8
Das erste Lager
    Der Maulwurf, der am Ende des Marsches durch die Siedlung von allen am wenigsten müde gewesen war, wachte am nächsten Abend als erster auf. Es war immer noch hell. Er schaute sich nach seinen Freunden um, ob vielleicht schon einer von ihnen wach war, mit dem er sich unterhalten konnte. Aber sie schliefen alle noch. Ihre Körper hoben und senkten sich rhythmisch - es war ein sanfter Rhythmus, der weder vom Verkehr noch von vorübergehenden Fußgängern gestört worden war.
    Es hatte immer noch nicht geregnet, und die Luft, die der Maulwurf forschend einsog, war trocken und unbewegt. Er war sehr hungrig, und er überlegte, ob er anfangen sollte, nach Würmern zu graben. Aber vielleicht hatte der Dachs andere Pläne. Sobald sie aufwachten, würde wohl jeder von ihnen fressen wollen. Am vorhergehenden Abend waren sie alle zu erschöpft gewesen, um überhaupt an Fressen zu denken, doch seit ihrer letzten Mahlzeit war viel Zeit verstrichen, und sicherlich würden sich die Mägen von allen unangenehm leer anfühlen. Der Maulwurf schaute seine Gefährten noch einmal an, aber er konnte immer noch kein Lebenszeichen entdecken. Er überlegte, daß es ja schließlich nichts schaden konnte, wenn er sich einen oder zwei - oder vielleicht sogar drei - Würmer ausgraben würde, um sich die Zeit zu vertreiben, bis seine Freunde aufwachten.
    Er schlüpfte aus dem Stechginsterdickicht. »Ach du meine Güte!« rief er. »Wo kommen die denn her?« Ein paar Zentimeter vor ihm hatte jemand ein großes, flaches Loch in die Erde gegraben, das mit einem Riesenhaufen von krabbelnden Insekten, Würmern und fetten, saftigen Larven gefüllt war. Die Versuchung war für den halbverhungerten Maulwurf zu groß, und er stürzte sich auf das Festmahl.
»Oh, da bist du ja!« hörte er über sich eine Stimme. Er schaute auf und sah, daß der Turmfalke und der Waldkauz Seite an Seite auf dem Zweig einer Stechpalme saßen.
    »Ich... ich wollte nur ein bißchen versuchen«, erklärte der Maulwurf ein wenig schuldbewußt. »Natürlich. Iß nur!« sagte der Waldkauz. »Wir haben das Zeug gesammelt, während ihr geschlafen habt. Sogar der Fasan hat geholfen.«
    »Natürlich!« schallte es unter dem Baum hervor, wo der Fasan und seine Gefährtin saßen und sich das Gefieder putzten. »Ich habe die meisten der Larven ausgebuddelt, Maulwurf.«
    »Oh! Vielen Dank, Fasan«, sagte der Maulwurf höflich. »Kann ich also anfangen?«
»Ja, tu das!« sagte der Waldkauz. »Aber wo sind die anderen?«
»Die schlafen noch«, antwortete der Maulwurf, während er sich einen Regenwurm aussuchte. Doch ihre Stimmen hatten offensichtlich ein paar der Schläfer geweckt. Aus dem Stechginstergestrüpp erklang ein Rascheln, und ein Weilchen später erschien die Schnauze des Dachses zwischen den Stacheln. Vorsichtig wie immer schnupperte er wachsam nach irgendwelchen fremden Gerüchen. Dann wagte er sich ins Freie.
»Hallo, Dachs!« rief der Maulwurf. »Komm und versuch diese Regenwürmer - sie sind phantastisch! Ich glaube nicht, daß ich jemals welche gegessen habe, die so saftig waren ...«
»Langsam, langsam«, mahnte der Dachs gutmütig. »Laß noch ein paar übrig, Maulwurf. Ich weiß, wie gern du Würmer ißt.«
»Ich habe ihm gesagt, er solle anfangen«, warf der Waldkauz ein. »Der Maulwurf sah halbverhungert aus.«
»Das war ich auch«, stimmte der Maulwurf mit vollen Backen zu.
»Sehr freundlich von dir, Kauz, daß du das Zeug hier für uns gesammelt hast«, meinte der Dachs. »Aber ich glaube, ich sollte vielleicht die anderen wecken, damit wir alles gerecht verteilen können.« Der Maulwurf hörte auf zu kauen und machte wieder ein schuldbewußtes Gesicht. »Ich hoffe, ich habe nicht zu viel genommen, Dachs«, sagte er verlegen. Der Dachs schaute auf das Häufchen Würmer hinunter, die der Maulwurf aus dem Loch gezerrt und vor sich hingelegt hatte. »Nein, nein«, sagte er freundlich. »Es ist genug da für alle.« Er kroch wieder zurück in das Stechginstergebüsch, und schon bald erklang ein

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